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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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ich denke, es wird zu etwas Ordentlichem heranwachsen.«
    »Und wenn es zu etwas heranwächst, womit du nicht gerechnet hast?«
    »Ich habe kein Problem mit … wie hast du es genannt? Überraschungen? Ich bin bereit, mich überraschen zu lassen. In einem gewissen Rahmen, versteht sich.«
    »In welchem Rahmen?«
    Gott schaute Luzifer auf sehr direkte, endgültige Art und Weise an.
    »In dem Rahmen, den ich für angemessen halte«, sagte er.
    Luzifer biss sich auf die Lippe. »Vielleicht entscheidet es sich ja, zu etwas Ordentlichem heranzuwachsen«, sagte er.
    Gott runzelte die Stirn. »Entscheidung« war noch so eine neue, wenig erbauliche Vorstellung.
    ***
    Blitze schlugen ins Wasser ein, in dem Proteine entstanden und sich zusammenfügten wie Puzzleteile. Diese Puzzles waren symmetrisch, wie Gott und seine Engel. Das freute Gott, und er beschloss, dass es gut sei.
    Die Puzzles wurden komplizierter und saugten weitere, neue chemische Verbindungen aus dem Meer in sich auf. Sie wurden grün und verzehrten Licht, als wäre es Nahrung.
    »Das habe ich nicht kommen sehen«, sagte Gott. »Aber es gefällt mir. Es ist gut.«
    Das Grün breitete sich über den gesamten Planeten aus.
    Einige der Proteinkomplexe entwickelten Arme und Beine wie Gott und die Engel. (»Das ist gut!«) Die Wesen krochen aufs Festland und fraßen die Pflanzen. (»Ich nehme an, auch das ist gut«, sagte Gott. »Ich meine, irgendwas müssen sie ja essen, oder?«)
    Eines Tages spazierten Gott und Luzifer am Rand eines heißen, dunstigen Dschungels entlang, als sie auf eine kleine Kreatur trafen, die Gras und Kräuter fraß. Die Szene hatte etwas Ruhiges, Friedliches, und sie verhielten einen Moment, um sie zu betrachten.
    Die Stille des Augenblicks wurde von einer weiteren Kreatur gestört, die größer, wendiger war als die erste. Sie kam aus dem Wasser gesprungen, packte den Pflanzenfresser mit blitzenden Zähnen und zerrte das schreiende, blutende Wesen unter die Wasseroberfläche.
    Gott erschauerte, verbarg das Gesicht in den Händen und sagte mitfühlend, dass das gar nicht »gut« sei.
    »Vielleicht hat es ja nichts mit gut zu tun«, warf Luzifer ein. »Vielleicht ist es einfach so. Vielleicht tut das Leben die Dinge nicht so, wie du sie tun würdest.«
    Möglicherweise hatte sich Ungeduld in seine Stimme geschlichen. Wie dem auch sei, irgendetwas an dem, was er gesagt oder wie er es gesagt hatte, erweckte Gottes Aufmerksamkeit. Gott hob das Gesicht aus den Händen und schaute Luzifer in die Augen. Als Luzifer Gottes Antlitz erblickte, unterdrückte er einen Aufschrei, breitete die Flügel aus und ergriff die Flucht.
    Wenn es möglich war, nicht Gott zu sein und trotzdem zu begreifen, was oder wie Gott war, hatte Luzifer in genau diesem Moment genau diese Einsicht, und sei sie noch unscharf und verschwommen.
    Er hatte nicht mit dieser furchtbaren Einsamkeit in Gottes Augen gerechnet.
    Wenn man der Schöpfer von Allem war, und wenn Alles ein Teil von Einem war, blieb man immer allein, ganz gleich, wie sehr man das Universum füllte. Und sobald das Universum seine eigenen Entscheidungen traf und tat, was er wollte, rief alles, was es tat, ein Gefühl des Ausgeschlossenseins bei seinem Schöpfer hervor, und sei es nur ein ganz klein wenig. Gott zu sein bedeutete unendliche Größe, keine Frage. Aber Luzifer sah auch, dass es Entsetzen und Isolation bedeutete, und dass beides ebenfalls unendlich war.
    ***
    Die Karnivoren beunruhigten Luzifer nicht weiter. Er konnte einfach nicht genug bekommen von der Natur. Er wanderte Tag und Nacht über den Planeten und sah die Veränderungen, das Wachstum, alles. Besonders fasziniert war er vom Sex.
    Nicht die Reproduktion als solche war es, die ihn fesselte, sondern das merkwürdige Geschäft des Paarens. Zwei Kreaturen trafen aufeinander und vereinigten sich für eine gewisse Zeit. Und man konnte es nicht ständig mit ansehen, egal wohin man kam, ohne es selbst tun zu wollen. Es schien Spaß zu machen.
    Und genau das war der Punkt, an dem der richtige Ärger losging.
    Da war dieser andere Engel, okay?
    Der andere Engel war weder männlich noch weiblich, weil Engel dieses Prinzip noch nicht kannten.
    Der Name des Engels war Arden, und Arden war Luzifers Freund. Ein guter Freund.
    Sie wanderten gemeinsam über den Planeten und sangen gemeinsam, sie teilten ihre Bedenken bezüglich »gut«, und sie beobachteten gemeinsam, wie sich die Tiere überall paarten, und gemeinsam waren sie fasziniert.
    Eines Tages, in

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