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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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weiterfahren können.«
    »Warum dichtest du den Kühler nicht einfach mit deinen Zauberkräften ab?«, fragte Memory. »Schließlich bist du der Teufel.«
    »Das ist schwer zu erklären.«
    »Versuch es.«
    Der Teufel ging hinter den Bus und öffnete die Heckklappe auf der Suche nach etwas, das man als Eimer benutzen konnte.
    »Es wäre langweilig«, sagte der Teufel, indem er Decken umdrehte, alte Essenspackungen zur Seite warf und einen Verstärker aus dem Weg schob. »Du wärst überrascht, wie viel von deinem Glück mit kleinen Problemen zu tun hat. Beispielsweise Toilettenpapier benutzen oder Wasser holen. Würdest du immer nur herumsitzen und alles herbeizaubern, würde dein Leben aus nichts anderem mehr bestehen.«
    »Warum fahren wir nicht in der Limousine und ziehen den Bus?«
    Der Teufel blickte sie erschrocken an.
    »Der Wagen ist nicht dazu gedacht, andere Autos abzuschleppen.«
    »Und wieso bin ich diejenige, die Wasser holen soll?«
    »Welchen Sinn hätte es, der Teufel zu sein, wenn ich die Leute nicht mal dazu bringen könnte, mir Wasser zu holen?«, entgegnete der Teufel.
    Er tauchte mit einem leeren Eimer vor ihrer Scheibe auf.
    Im Graben stand Wasser. Memory holte drei Eimer voll, und der Teufel dichtete den Kühler mit einem Stück Kaugummi mit Schwarzkirschgeschmack ab. Sie kamen fünfundsiebzig Kilometer weiter.
    ***
    Sumpfbäume und Kopoubohnensträucher säumten die Straße. Dann schloss sich flaches Land an, mit Feldern voller grünem Zuckerrohr. Am Horizont türmten sich dunkle Wolken. Weit entfernt rollte Donner über das weite Land.
    Als sie ein zweites Mal Wasser brauchten, waren sie zufällig an einer Tankstelle. Nachdem sie den Kühler aufgefüllt hatten, klemmte Memory sich hinter das Steuer.
    »Was tust du da?«, fragte der Teufel.
    »Fahren«, antwortete Memory. »Wenn ich schon das Wasser holen muss, will ich wenigstens hin und wieder fahren.«
    »Hast du einen Führerschein?«
    »Keine Ahnung.«
    Doch sie machte keine Anstalten, den Fahrersitz wieder zu räumen. Stattdessen drehte sie den Zündschlüssel und ließ den Motor an.
    Der Teufel zuckte die Schultern und umrundete den Bus zur Beifahrerseite. Sie rollten auf die Straße und setzten ihre Fahrt in Richtung Süden fort. Nicht lange, und die Zuckerrohrfelder wichen Sumpfwäldern. Bald darauf setzte Regen ein.
    ***
    Memory versuchte den Teufel auszuhorchen, was denn so Besonderes an Two-John Spade sei.
    »Du hast gehört, was die Jungs gesagt haben«, erinnerte er sie.
    »Es hörte sich an, als gäbe es ihn gar nicht.«
    »Oh, es gibt ihn.«
    »Dann …«
    »Achte auf die Straße!«
    Regen prasselte gegen die Windschutzscheibe. Nicht weit vor ihnen leuchteten rote Rücklichter, und Memory verlangsamte die Fahrt, um einem alten Farmtruck zu folgen.
    »Warum wolltest du mir nicht verraten, wohin wir fahren, als ich danach gefragt habe?«
    »Du wärst nicht mitgekommen. Ich musste warten, bis wir weit genug sind.«
    Der Teufel schloss die Augen und versuchte zu schlafen.
    »Das ist vielleicht ein undurchsichtiger Scheiß!«, schimpfte Memory. »Für jemanden, der möchte, dass man ihm vertraut.«
    »Vermutlich hast du recht«, sagte der Teufel, ohne die Augen zu öffnen.
    Der Regen verdunstete rasch, und Nebel stieg auf. Hinter der Windschutzscheibe war kaum noch etwas zu erkennen bis auf die roten Schlussleuchten des Farmtrucks, der eine Zeit lang schneller geworden war, um dann wieder langsamer zu fahren.
    »Das ist so, als würde man zwischen verschiedenen Welten fahren«, sagte Memory zum Teufel.
    Der war eingeschlafen.
    »Jepp«, sagte er trotzdem.

9
Wie Gott
dem Teufel
die Freundin
ausspannte
Himmel und Erde, Zeitalter der Schöpfung
    Der Teufel träumte.
    Die meisten Menschen träumen sich eine Kasserolle voller Wünsche und Ängste zusammen. Der Teufel war mehrere Milliarden Jahre alt, und er hatte eine Menge Erinnerungen, die sich in ihm stauten – man kann eine ganze Reihe Probleme kriegen, wenn man sie nicht irgendwie verarbeitet. So kam es, dass der Teufel sich in Wirklichkeit erinnerte, wenn er träumte. Dies sorgte dafür, dass er nicht noch mehr mit sich selbst redete als ohnehin schon.
    Nun saß er schlummernd auf dem Beifahrersitz und erinnerte sich träumend an die ältesten Dinge überhaupt. An eine Zeit, bevor er der Teufel war. Als er noch im Himmel gelebt und Luzifer geheißen hatte.
    Damals, bevor Himmel und Erde getrennt wurden, bevor es überhaupt eine Erde gegeben hatte. Genau genommen hatte es kaum

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