Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)
Wagen reparieren.«
»In Ordnung«, sagte Memory, und sie machten sich an die Arbeit.
»Du musst den Leerlauf drin lassen«, sagte Yeager zum Teufel, als das Kabel befestigt war. »Und …«
»Sag das der Fahrerin«, entgegnete der Teufel und nickte in Memorys Richtung.
Yeager wies sie an, das Lenkrad in Ruhe zu lassen und auf die Bremslichter seines Farmtrucks zu achten.
»Damit wir heil und unbeschadet in St. Judy ankommen.«
In diesem Moment meldete der Teufel sich zu Wort. »Wir sind hergekommen, weil wir nach einem Kerl namens Two-John Spade suchen«, sagte er zu Yeager, bevor dieser wieder in seinen Truck steigen konnte.
Yeagers Blick verdüsterte sich.
»Nie gehört, den Namen, Bruder«, antwortete er.
Blitzzz!
Ein fetter Blitz, gefolgt von Donnergrollen, nah genug zum Zähneklappern.
»Kein Problem«, sagte der Teufel und wandte sich zum VW -Bus um.
***
»Er lügt«, sagte Memory und strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht. »Aber warum?«
»Warum lügen Leute?«
»Weil sie Angst haben?«
»Da hast du deine Antwort. Er wird seine Meinung ändern, bevor wir in St. Judy ankommen.«
Der Farmtruck setzte sich in Bewegung. Die Ketten spannten sich mit einem Ruck, und sie waren wieder unterwegs.
Stunden später – die verregnete Dunkelheit war längst einer verregneten Nacht gewichen – erreichten sie einen großen Parkplatz.
Hunderte bunter Glühlampen hingen zwischen hohen Masten. Der Parkplatz gehörte zu einer Tankstelle mit Werkstatt, einem Esslokal, einem Motel und einem Angelladen. Hinter dieser Oase am Straßenrand erstreckte sich ein sumpfiger Dschungel voller Spanischem Moos.
Yeager stieg aus, kniete zwischen die Fahrzeuge und zog an dem Kabel.
Der Teufel gesellte sich zu ihm. Er stand über Yeager gebeugt, einen Stiefel auf der Stoßstange des Busses.
Yeager blickte unbehaglich drein.
»Als du nach Two-John gefragt hast«, begann er, »hätte ich nicht sagen sollen, dass ich noch nie von ihm gehört habe.«
Der Teufel zog einen Apfel aus dem Nichts, polierte ihn an seinem Ärmel und schälte ihn mit einem rostigen Taschenmesser.
»Vielleicht bin ich ja abergläubisch«, sagte Yeager. »Die Leute reden nicht gerne über Two-John, genauso wenig, wie sie über Tote reden. Die Menschen hier unten sind anders als die anderen.«
»Ich weiß«, sagte der Teufel.
»Es heißt, in New Orleans gibt es Leute, die können Tote aufwecken. Ich fahre nie nach New Orleans.«
Der Teufel nahm einen Bissen vom Apfel.
»Früher gab es hier eine Raststätte«, sagte Yeager. »Sie ist vor ein paar Jahren abgebrannt. Two-John Spade ist manchmal dort aufgetreten. Ich hab ihn nie gesehen, aber es heißt, er wäre gut gewesen, verdammt gut. Er war ziemlich berühmt hier in unserer Gegend, aber er hat nie eine Platte aufgenommen. Manche Leute sagen, er ist tot, andere erzählen, er hat eine Hütte im Sumpf. Mehr kann ich dir nicht sagen. Ach ja, und die Werkstatt da drüben macht morgens früh auf. Ich schätze, bis dahin könnt ihr im Motel schlafen. Ich wünsche euch, dass der Wagen schnell repariert wird und ihr bald wieder auf der Straße seid.«
Der Teufel schüttelte Yeager die Hand.
Yeager stieg in seinen Farmtruck und fuhr davon.
***
Der Teufel holte seine immer noch in Leder eingeschlagene Fiedel aus dem Fond des VW -Busses und ging damit zum Angelladen, wo in einem Fenster ein einzelnes Licht brannte.
Er ging mit weit ausgreifenden Schritten. Memory musste sich sputen, um neben ihm zu bleiben.
»Wohin gehen wir?«, fragte sie. »Willst du nicht warten, bis die Werkstatt aufmacht?«
»Nein.«
»Ich dachte, wir könnten wenigstens ein Zimmer im Motel nehmen. Um uns frisch zu machen und trocken zu werden.«
»Warum frisch machen, wenn wir nach draußen in den Sumpf wollen.«
»Wir wollen in den Sumpf?«
Der Teufel zwinkerte ihr zu, und gemeinsam stiegen sie die beiden klapprigen Stufen zur Tür des Angelladens hinauf.
Klopf-klopf .
Eine abenteuerlich aussehende alte Frau öffnete ihnen. Sie hatte nur noch ein Auge, das in einem See aus Katarakten schwamm, alles in Türkis. Das andere war verschwunden, die Lider zusammengenäht. Sie war offensichtlich blind wie die Nacht. Trotzdem gelang es ihr, den Blick dorthin zu richten, wo der Teufel stand, und ihm genau in die Augen zu schauen.
Abwehrend hob sie eine verkrüppelte Hand und wich zurück.
»Je savais que c’était vous!« , flüsterte sie. »Der Teufel! Ich wusste es!«
Und der Teufel erwiderte: »Je suis pas ici pour
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