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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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einem Wald aus blühenden Kirschbäumen, machte Luzifer einen verlegenen Vorschlag.
    »Weißt du …«, begann er.
    »Hmmm?«, fragte Arden.
    »Ach, nichts.«
    »Nun sag schon.«
    Luzifer schürzte die Lippen, und sie beobachteten weiter, wie männliche Eichhörnchen hinter weiblichen Eichhörnchen herjagten.
    »Wir könnten das auch mal ausprobieren«, meinte er nach einer Weile.
    Arden nickte nachdenklich. »Ich wüsste nur nicht wie«, sagte er.
    Luzifer erwiderte, dass offensichtlich ein paar Veränderungen vorgenommen werden müssten.
    »Meinst du vielleicht so?«, fragte Arden. Als Luzifer hinschaute, war Arden wunderschön, betörend, nackt und »weiblich«.
    Luzifer nahm ein paar Veränderungen an sich selbst vor und wurde von neuen, unbekannten Empfindungen durchflutet.
    Er wusste sofort, dass es animalische Empfindungen waren. Dunkle, urtümliche Empfindungen, ähnlich Hunger. Ähnlich Stolz auf die eigene Kraft und Schönheit. Ähnlich dem Verlangen, andere Kreaturen zu lieben, ihnen nahe zu sein und ihnen – paradoxerweise – gleichzeitig wehzutun.
    »Oh«, flüsterte Arden mit großen Augen.
    »Oh!«, rief Luzifer mit brennenden Augen.
    Und sie erkannten den jeweils anderen und waren überwältigt voneinander.
    ***
    Es wurde rasch zur großen Mode unter den Engeln, die auf der Erde wandelten.
    Gott gefiel es nicht – natürlich nicht. Luzifer vermutete, dass Sex Gott einsam machte, mehr als alles andere.
    »Das soll wohl ein schlechter Witz sein!«, sagte Gott, als er sah, was vor sich ging.
    Er wandte sich ab und zitterte vor Empörung. Diese Engel waren unübersehbar mehr aneinander interessiert als an ihm. Das war etwas völlig Neues.
    »Das ist unheilig!«, brüllte Gott so laut, dass Himmel und Erde erzitterten. »Alles hier rauf, und zwar plötzlich!« Er wartete mit verschränkten galaktischen Armen und finsteren Blicken.
    »Ich nehme an, unheilig ist das Gegenteil von gut, oder was?«, sagte Luzifer.
    »Viele Dinge sind das Gegenteil von gut«, antwortete Gott. »Und jetzt halt den Mund.«
    Sie standen alle beieinander im Wasser, in einer Masse konzentrischer Kreise, Gott und Luzifer in der Mitte wie zwei Sechstklässler auf einem Spielplatz.
    »Macht die Sauerei da unten weg«, verlangte Gott.
    »Die Sauerei wegmachen? Was meinst du damit?«
    »Das weißt du verdammt genau!«
    Luzifer sagte etwas zu Gott, das dieser noch nie zuvor aus dem Mund eines seiner Engel gehört hatte: »Nein.«
    Ein Teil Luzifers fürchtete sich ob dieser Antwort, doch ein anderer Teil war wütend und hungrig, und zum allerersten Mal leuchteten seine Augen rot. Als Gott dies sah, machte er einen Schritt zurück. Luzifer zeigte seine Zähne. Er wollte, dass sie spitz und böse aussahen, und das waren sie auch.
    Einige der Engel – diejenigen, die das Vögeln noch nicht entdeckt hatten – rangen die Hände und stöhnten. Was hatte das bloß zu bedeuten?
    Luzifer spürte ihre Traurigkeit und ihren Frust, aber wie sollte er ihnen erklären, dass die anderen Engel inzwischen mehr Aufmerksamkeit aufeinander verwandten als auf Gott, weil viele von ihnen die Liebe gefunden hatten? Würden sie – würde Gott – diese Art von Liebe verstehen? Schließlich war es eine andere Art von Liebe als die zu Gott. Die Liebe einer natürlichen Kreatur musste man erst erlernen, während die Liebe zu Gott quasi ganz automatisch da war, ins Leben gerufen von niemand anderem als dem Schöpfer persönlich.
    Je mehr Luzifer darüber nachdachte, desto selbstsüchtiger und unreifer fand er Gottes Beschwerden und Proteste, und er wollte verdammt sein, wenn er sich vor dieser Menge steriler, Stiefel leckender, hinterwäldlerischer Vollidioten rechtfertigte.
    Also wahrte er rebellisches Schweigen.
    »Na gut«, sagte Gott schließlich. »Wälzt euch meinetwegen darin. Ihr könnt es haben, es gehört euch. Aber macht, dass ihr von hier oben verschwindet, und kommt bloß nicht wieder!«
    Er ballte die Fäuste, und die Erde hörte auf, Teil des Himmels zu sein, einfach so. Sie schwebte davon in den leeren Raum und nahm Luzifer, Arden und ihre Freunde mit sich.
    Sie fielen durch Zeit und Raum und landeten krachend überall auf der Welt, in Wüsten und Flüssen und Ozeanen und auf weiten, grasbewachsenen Prärien.
    Luzifer erhob sich und schüttelte trotzig die Faust gen Himmel.
    Dann drehte er sich zu Arden um, die neben ihm auf die Erde gefallen war.
    »Wo waren wir?«, fragte er, und sie vereinigten sich zärtlich.
    ***
    Einige der gefallenen

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