Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)
floss in hölzerne Eimer und dampfte in der morgendlichen Frische, als die Eimer nach drinnen getragen wurden.
Der Teufel machte es den Pilgern nach und wurde zur Krähe. Er schlief auf dem Dachboden über der Esse des Schmieds und beobachtete das Geschehen mit finsteren Blicken, während er wieder einmal versuchte, nicht an Pocahontas zu denken.
Die Pilger taten, was sie immer taten. Einige von ihnen schulterten ihre Donnerbüchsen und gingen zum Jagen in die Wälder. Andere kümmerten sich um die Gärten. Ihre Anführer versammelten sich am Bachlauf und stritten darüber, ob sie eine Mühle und ein Wasserrad bauen sollten und ob es eine Sünde sei, Beeren in den Haferschleim zu mischen.
»Es kann doch nicht alles Sünde sein, Elder Mather«, sagte einer von ihnen.
»Das Leben an sich ist Sünde, Miles«, erwiderte der Angesprochene, der Geistliche unter den Pilgern. »Die Ursünde.«
»Quatsch!«, sagte jemand.
Ein anderer ermahnte ihn: »Pass auf deine Worte auf, John!«
Miles erklärte, sie müssten das Fort verstärken, ehe sie über Wasserräder und ähnlich luxuriöse Dinge nachdenken könnten.
John entgegnete: »Wenn eine Mühle und ein Wasserrad Luxus sind, ist Essen auch ein Luxus.«
Worauf Miles erwiderte: »Nicht von den Indianern gegessen zu werden, wenn wir nicht auf der Hut sind, ist erst recht ein Luxus!«
Derweil erklang aus den Häusern ringsum ein Gemurmel der Unzufriedenheit, und eine nach der anderen traten die Frauen hinaus in die kleine Gasse zwischen ihren Häusern.
William, Miles, John und die anderen Ältesten kamen herbei, um nachzusehen, was los war.
»Die Butter kommt nicht«, sagte Jenny Mather, die Frau des Geistlichen.
Die anderen Frauen bestätigten Jennys Worte. Wie sehr sie auch mit dem Paddel im Butterfass rührten, es wollten sich weder Butter noch Buttermilch bilden.
»Ihr rührt zu schnell«, vermutete John.
Johns Frau erwiderte, dass sie seit dreißig Jahren Butter rühre und sehr genau wisse, wie schnell oder langsam sie rühren müsse.
»Es ist zu warm«, gab Miles zu bedenken, wurde aber ignoriert.
»Vielleicht hat irgendwas die Kühe erschreckt«, sagte Elder Mather.
»Der Wind?«, schlug jemand vor.
»Wölfe!«, sagte ein anderer.
Die Frauen seufzten und wandten sich anderen Hausarbeiten zu.
»Erschreckt, wie?«, murmelte Jenny Mather, die grüne Augen hatte wie eine Katze. Sie bedachte die Weide und den Wald dahinter mit einem langen, forschenden Blick, dann ging sie ins Haus, um Wolle zu spinnen.
***
Am nächsten Tag kam keine Butter. Am übernächsten auch nicht.
Es war ein schwerer Schlag für diese neuen Amerikaner. Butter war eine ihrer wenigen Annehmlichkeiten.
Der Teufel streifte seine besten Leggings aus Eichhörnchenhaut über und begab sich ins Fort, um Felle zu verkaufen. Die Pilger zogen es vor, mit Indianern zu handeln, die getauft worden waren und die sie »Betende Indianer« nannten. Also hatten sich viele vom Morgenvolk – einschließlich dem Teufel – taufen lassen, um mit den Pilgern ins Geschäft zu kommen.
»Wer ist da?«, wollte der Wachposten am Tor wissen.
»Ein Bruder in Christus«, sagte der Teufel, und der Wachposten ließ ihn ein.
Während der Teufel seinen Geschäften nachging, spielte er leise auf seiner Fiedel, Old Ripsaw, und musterte das Dorf mit verstohlenen Blicken. Die Pilger machten einen bedrückten Eindruck, als hätte irgendetwas ihnen die Petersilie verhagelt.
Gut.
Der Hufschmied, der gekommen war, um ein kleines Beil gegen einen Sack voller Fuchspelze zu tauschen, war von Natur aus ein stiller Bursche, aber heute war er praktisch stumm. Er war mit den Gedanken ganz woanders, sodass er es dem Teufel leicht machte, ihn um zwei Felle zu betrügen.
»Was ist los?«, fragte er Giles Dorrit, einen Angler und Fischer. »Gibt es schlechtes Wetter?«
»Die Butter kommt nicht«, grollte Giles. »Und dieses Biberfell hat ein Loch!«
Der Teufel erklärte ihm, Biber hätten von Natur aus Löcher im Pelz, um unter Wasser atmen zu können. Giles zuckte die Schultern und bezahlte den vollen Preis in getrockneten Makrelen.
Nachdem Giles gegangen war, dachte der Teufel über die Geschichte mit der Butter nach. Kühe, die keine Butter gaben, konnten nur eines bedeuten: Das Böse war auf dem Vormarsch.
Nur noch ein paar Monate, und die Pilger sind verschwunden , überlegte er und kniete nieder, um seine Waren und seinen Profit einzusammeln, als plötzlich ein Schatten auf ihn fiel. Er hob den Blick und schaute in
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