Der Raritätenladen
veränderten Lichte erschien. Ferner gab er den genauesten Bescheid über das Einkommen, das der Herzog von Thigsberry der Violetta Stetta von der Italienischen Oper zugesichert hatte; auch sei es vierteljährlich zahlbar und nicht halbjährlich, wie man im Publikum wissen wolle, und es schließe nicht auch die Juwelen, die Parfüme, den Puder für fünf Lakaien und die zwei Paar Glacéhandschu
he täglich für einen Pagen ein, wie man einander schändlicherweise versicherte, sondern alles dies werde extra beglichen. Nachdem er die alte Dame und den Herrn gebeten hatte, sich durch diesen wichtigen Punkt nicht weiter beunruhigen zu lassen, denn sie dürften vollkommen überzeugt sein, daß seine Angaben durchaus richtig wären, unterhielt sie Herr Chuckster mit Theaterklatsch und Neuigkeiten vom Hofe; und so haspelte er eine brillante und bezaubernde Unterhaltung ab, die er allein und ohne jede Hilfe wohl drei Viertelstunden lang bestritt.
»Da aber jetzt meine Mähre Atem genug geschöpft haben wird«, schloß Herr Chuckster, indem er in einer gar anmutigen Weise aufstand, »so fürchte ich, daß ich mein Bündel schnüren muß.«
Weder Herr noch Madame Garland hatten etwas gegen sein Sichlosreißen einzuwenden – ohne Zweifel, weil sie fühlten, daß ein solcher Mann in seinem Wirkungskreise nicht gut entbehrt werden könne –, und so machten sich Herr Chuckster und Kit bald auf den Weg nach der Stadt. Kit saß auf dem Bock neben dem Kutscher und Herr Chuckster in einsamer Herrlichkeit innen im Kabriolett, indem er aus jedem der Vorderfenster einen seiner Stiefel hinausstreckte.
Als sie das Haus des Notars erreicht hatten, wurde Kit in das Bureau gewiesen und dort von Herrn Abel aufgefordert, sich niederzusetzen und ein wenig zu warten, denn der Herr, der etwas von ihm haben wolle, sei ausgegangen und werde vielleicht nicht so schnell wieder zurückkommen. Diese Vermutung bestätigte sich auch vollkommen; denn Kit hatte sein Mittagessen und seinen Tee eingenommen, hatte all die leichteren Sachen in der Prozeßliste und die Postvorschriften gelesen und war ziemlich oft eingenickt, ehe der Herr, den er schon früher gesehen hatte, endlich mit großer Hast eintrat.
Er schloß sich eine Zeitlang mit Herrn Witherden ein, und dann wurde auch Herr Abel herbeigerufen, um an der Konferenz teilzunehmen, bis endlich auch Kit, der sich nicht genug wundern konnte, was man eigentlich hier von ihm wollte, eine Aufforderung erhielt, sich dem Kleeblatt anzuschließen.
»Christoph«, sagte der fremde Herr, als Kit ins Zimmer trat, »ich habe deinen alten Herrn und deine junge Gebieterin gefunden.«
»Nein, Sir! Wirklich?« entgegnete Kit und seine Augen leuchteten vor Entzücken. »Wo sind sie, Sir? Wie gehts ihnen, Sir? Sind sie – sind sie in der Nähe?«
»Nicht doch, sondern weit weg von hier«, erwiderte der fremde Herr kopfschüttelnd. »Aber ich reise diesen Abend ab, um sie zurückzubringen, und ich möchte, daß du mit mir gehst.«
»Ich, Sir?« rief Kit voll freudigen Erstaunens.
»Der Ort«, sagte der fremde Herr, indem er sich nachdenklich an den Notar wandte, »der mir von dem Manne mit den Hunden angegeben wurde, ist – wie weit von hier – sechzig Meilen?«
»Zwischen sechzig und siebzig.«
»Hm! Wenn wir per Post die ganze Nacht hindurch reisen, werden wir morgen früh zur rechten Zeit anlangen. Jetzt fragt es sich nur, da sie mich ja nicht kennen werden und das Kind – der Himmel segne es! – vielleicht glauben wird, daß irgendein Fremder dem Großvater die Freiheit rauben will, ob ich etwas Besseres tun kann, als diesen Jungen zum Bürgen meiner freundlichen Absichten mitzunehmen, den sie beide kennen und dessen sie sich sogleich erinnern werden?«
»Gewiß nicht«, versetzte der Notar, »Christoph muß auf alle Fälle mit.«
»Ich bitte um Verzeihung, Sir«, sagte Kit, der diesem Ge
spräch mit langem Gesicht zugehört hatte, »aber wenn dies der Grund ist, warum Sie mich mitnehmen wollen, so fürchte ich, daß ich mehr hinderlich als förderlich sein werde. Was Miß Nell anbelangt, Sir, so kennt mich diese freilich, und ich bin überzeugt, daß sie mir trauen würde! Aber der alte Herr – ich weiß nicht warum, meine Herren, und auch sonst weiß es niemand – wollte mich seit seiner Krankheit nicht mehr unter seine Augen kommen lassen, und Miß Nell hat selbst zu mir gesagt, ich solle ihm nie wieder nahe kommen oder mich vor ihm blicken lassen. Ich fürchte, ich würde alle Ihre Bemühungen
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