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Der Raritätenladen

Der Raritätenladen

Titel: Der Raritätenladen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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derselben. Sie brauchen ihren Namen nicht zu nennen. Es gibt keinen solchen Namen mehr. Sie heißt jetzt Cheggs, Sophia Cheggs. Und doch liebt ich, wie nimmer ein Mann geliebt, der nicht hatte hölzerne Bein; und mein Herz, mein Herz ist tief betrübt, aus Liebe für Sophia allein!«
    Mit dieser extemporierten Anpassung eines Volksliedes an die herzbrechenden Umstände seiner eignen Lage machte Herr
Swiveller seine Tüte wieder zu, schlug sie zwischen den Flächen seiner Hände sehr platt, steckte sie in die Brusttasche, knöpfte den Rock zu und kreuzte die Arme über dem Ganzen.
    »Ich hoffe, Sie sind jetzt befriedigt, Sir«, sagte Dick; »und das gleiche hoffe ich von Fritz. Ihr wart Bundesgenossen bei dem Unfug, und hoffentlich ist es jetzt so, wie ihr es wünscht. Ist dies der Triumph, den ich haben sollte – wie? Er gleicht ganz dem ländlichen Tanze gleichen Namens, bei dem zwei Herren auf eine Dame kommen; der eine hat sie, und der andere hat sie nicht, sondern kommt nur hinterdreingehinkt, um die Figur voll zu machen. Doch das ist Schicksalssache, und mein Schicksal ist, zermalmt zu werden!«
    Seine geheime Freude über Herrn Swivellers Niederlage verbergend, griff Daniel Quilp zu dem sichersten Mittel, ihn zu beschwichtigen, indem er die Klingel zog und einen Nachschub rosigen Weines – das heißt dessen gewöhnlichen Repräsentanten – bestellte, sich und seinem Gaste rasch einschenkte und Swiveller aufforderte, mit ihm auf verschiedene Reden, die die Cheggs lächerlich machten und das Glück des ledigen Standes priesen, anzustoßen. Ihr Eindruck auf Herrn Swiveller war so stark – dazu kam noch die Erwägung, kein Mensch könne seinem Geschicke widerstehen –, daß binnen kurzem seine Laune auffallend stieg und er fähig war, dem Zwerg einen Bericht über den Empfang des Kuchens abzustatten, der, wie es schien, von den überlebenden zwei Miß Wacklesen persönlich nach Bevis-Marks gebracht und mit vielem Kichern an der Bureautür abgeliefert worden war.
    »Ha«, sagte Quilp, »die Reihe des Kicherns wird bald an uns sein! Und das erinnert mich – Sie sprachen von dem jungen Trent, wo ist er?«
    Herr Swiveller setzte ihm auseinander, daß sein respektabler Freund kürzlich eine verantwortliche Anstellung in einer
wandernden Spielhölle angenommen habe und derzeit auf einer Geschäftsreise begriffen sei, um den waghalsigen Geistern Großbritanniens Gelegenheit zu Besuchen zu geben.
    »Das trifft sich unglücklich«, versetzte der Zwerg, »denn ich kam eigentlich nur, um nach ihm zu fragen. Es ist mir ein Gedanke gekommen. Dick, Ihr Freund drüben …«
    »Welcher Freund?«
    »Im ersten Stock.«
    »Ja?«
    »Ihr Freund im ersten Stock, Dick, wünscht ihn vielleicht kennenzulernen.«
    »Nein, das ist nicht der Fall«, entgegnete Herr Swiveller kopfschüttelnd.
    »Nicht der Fall? Natürlich, weil er ihn nie gesehen hat«, erwiderte Quilp. »Aber wenn wir sie zusammenbringen könnten, wer weiß, Dick, ob nicht Fritz, gehörig vorgestellt, ihm fast ebenso willkommen wäre als die kleine Nell oder ihr Großvater. Wer weiß, vielleicht würde das zu dem Glück des jungen Mannes führen und dadurch zu Ihrem eigenen, he?«
    »Ja, sehen Sie«, sagte Swiveller, »Tatsache ist, daß sie schon zusammengebracht worden sind.«
    »Sind schon!« rief der Zwerg, indem er seinen Gefährten argwöhnisch anblickte. »Auf wessen Veranlassung?«
    »Auf meine«, versetzte Dick etwas verwirrt. »Habe ich das nicht erwähnt, als Sie das letztemal drüben vorsprachen?«
    »Das wissen Sie selber am besten«, entgegnete der Zwerg.
    »Ich glaube, Sie haben recht«, sagte Dick. »Nein. Ich erinnere mich, daß ichs nicht tat. O ja; ich brachte sie an demselben Tage zusammen. Fritz kam auf den Gedanken.«
    »Und was war das Resultat?«
    »Ja, statt daß mein Freund, als sich Fritz zu erkennen gab, in Tränen ausbrach, ihn zärtlich umarmte und ihm sagte, daß er
sein Großvater oder seine verkleidete Großmutter sei – was wir eigentlich erwarteten –, geriet er in einen fürchterlichen Zorn. Er gab ihm alle Namen, sagte, es sei größtenteils seine Schuld, daß Nell und der alte Herr verarmten, machte gar keine Andeutung, daß wir zum Trinken aufgefordert seien, und, mit einem Worte, es fehlte wenig, daß er uns zur Tür hinausgeworfen hätte.«
    »Das ist sonderbar«, sagte der Zwerg nachdenklich.
    »So meinten wir damals auch«, versetzte Dick kaltblütig; »aber trotzdem ists Tatsache.«
    Herrn Quilp kam diese Nachricht

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