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Der Raritätenladen

Der Raritätenladen

Titel: Der Raritätenladen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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wenigsten erwartet, und euch in einem unaufhörlichen Zustand von Unruhe und Aufregung erhalten. Willst du machen, daß du fortkommst!«
    Frau Quilp wagte nur eine flehende Gebärde zu machen.
    »Ich sage dir, nein!« rief der Zwerg. »Nein. Wenn du dich unterstehst, wieder hierherzukommen, ohne daß ich nach dir schicke, so will ich Hunde halten, die knurren und beißen; ich will Menschenfallen legen, klug verändert und verbessert,
um Weiber festzuhalten; ich bringe Selbstgeschosse an, die losgehen, wenn du auf die Drähte trittst, und dich in tausend Stücke reißen. Willst du machen, daß du fortkommst!«
    »Verzeihe mir! Komm zurück!« rief sein Weib dringend.
    »Nei-ei-ei-ei-ein!« kreischte Quilp. »Nicht eher, bis es mir paßt, und dann will ich zurückkehren, sooft ich mag, und niemand über mein Kommen und Gehen Rechenschaft ablegen. Du siehst die Tür dort. Willst du gehen!«
    Diesen letzten Befehl erteilte Quilp mit so energischer Stimme und begleitete ihn mit einer so plötzlichen Gebärde, daß die arme Frau wie ein Pfeil von hinnen schoß, weil sie fürchtete, er wolle aus seiner Matte springen und zipfelkappig, wie er war, sie durch die offenen Straßen nach Hause tragen. Ihr würdiger Gatte streckte seinen Hals aus und sah ihr nach, bis sie den Hof hinter sich hatte, brach dann in ein schallendes Gelächter aus und legte sich wieder zum Schlafen nieder, höchst vergnügt, die Sache so weit geführt und das Heiligtum seines Schlosses behauptet zu haben.

Einundfünfzigstes Kapitel
    Der angenehme und offenherzige Eigentümer des Junggesellenschlosses schlief inmitten der geistesverwandten Begleitung von Regen, Schmutz, Unflat, Feuchtigkeit, Nebel und Ratten bis spät in den Tag hinein; dann rief er seinen Diener, Tom Scott, ihm beim Aufstehen behilflich zu sein und das Frühstück zu bereiten, verließ sein Lager und machte Toilette. Sobald dies geschehen war und er sein Frühstück eingenommen hatte, begab er sich wieder nach Bevis-Marks.
    Diesmal galt sein Besuch nicht Herrn Swiveller, sondern dessen Freund und Brotherrn, dem Herrn Sampson Braß. Die
beiden Herren waren jedoch nicht zu Hause, und ebensowenig befand sich das Licht und Leben der Jurisprudenz, Miß Sally, auf ihrem Posten. Die Tatsache ihrer gemeinsamen Flucht aus dem Bureau wurde allen Besuchern durch einen Zettel von Herrn Swivellers Handschrift bekanntgemacht, der, an dem Klingelgriff befestigt, dem Leser die etwas unbestimmte und ungenügende Eröffnung machte, daß der Herr in einer Stunde wieder zurückkehren würde, ohne daß jedoch über die Zeit der Anheftung Aufschluß gegeben worden wäre.
    »Hoffentlich ist doch eine Magd da«, sagte der Zwerg, indem er an die Haustür klopfte; »sie genügt.«
    Nach einer hinreichend langen Pause wurde die Tür geöffnet, und eine kleine Stimme ertönte:
    »Oh, wollen Sie so gut sein und Ihren Auftrag oder eine Karte hierlassen?«
    »Eh?« fragte der Zwerg, auf die kleine Magd hinuntersehend, die ihm etwas ganz Neues war.
    Die Kleine, welche die Unterhaltung in derselben Weise führte wie gelegentlich ihrer ersten Zusammenkunft mit Herrn Swiveller, entgegnete abermals:
    »Oh, wollen Sie so gut sein und Ihren Auftrag oder eine Karte hierlassen?«
    »Ich will mein Anliegen aufschreiben«, sagte der Zwerg, indem er sich an ihr vorbei in die Kanzlei drängte. »Wohlgemerkt, Sie muß es Ihrem Herrn übergeben, sobald er nach Hause kommt.«
    Mit diesen Worten klomm Herr Quilp auf den Schreibebock, um das Billett zu schreiben; und die kleine Magd, ganz genau für derartige Vorkommnisse instruiert, sah mit weit aufgerissenen Augen zu, sprungfertig, auf die Straße zu eilen und die Polizei herbeizurufen, falls er etwas, wenn auch nur eine Klebeoblate, stibitzen sollte.
    Das sehr kurze Billett war bald geschrieben, und während Herr Quilp es zusammenlegte, begegnete er den Blicken der kleinen Dienstmagd. Er sah sie lange und angelegentlich an.
    »Wie gehts Ihr?« fragte der Zwerg, mit schrecklichen Grimassen eine Oblate anfeuchtend.
    Die kleine Magd, vielleicht durch sein Aussehen erschreckt, gab keine vernehmliche Antwort, obgleich aus der Bewegung ihrer Lippen zu entnehmen war, daß sie innerlich dieselbe Formel hinsichtlich des Auftrags oder der Karte wiederholte.
    »Behandelt man Sie hier schlecht? Ist Ihre Gebieterin ein Drachen?« fragte Quilp kichernd.
    Als Antwort auf diese letztere Frage spitzte die kleine Magd mit einem ungemein verschmitzten, dabei ein wenig ängstlichen Blicke den Mund

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