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Der Raritätenladen

Der Raritätenladen

Titel: Der Raritätenladen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Sie davon? Haben Sie etwas einzuwenden? Mein einziger Wunsch besteht darin, Ihnen zu dienen, Kit. Wenn es Ihnen also nicht paßt, so sagen Sie es freimütig heraus.«
    Während Braß sprach, rückte er zwei- oder dreimal den Hut und stöberte wieder unter den Papieren, als ob er etwas suchte.
    »Wie könnte ich etwas einzuwenden haben gegen ein so freundliches Anerbieten, Sir!« antwortete Kit frohen Herzens. »Ich weiß wirklich nicht, Sir, wie ich Ihnen dafür danken soll.«
    »Wohlan denn«, versetzte Braß, indem er sich plötzlich umwandte und sein Gesicht, auf dem sich ein abstoßendes Lächeln zeigte, Kit so weit näherte, daß dieser sogar trotz seiner übergroßen Dankbarkeit ganz bestürzt zurücktrat, »wohlan denn, es ist geschehen!«
    Kit sah ihn verblüfft an.
    »Geschehen, sage ich«, fügte Sampson hinzu, indem er seine Hände rieb und sich wieder in sein öliges Lächeln hüllte. »Ha ha! Und das werden Sie bald genug selbst erfahren, Kit, Sie werden es bald erfahren. Aber du mein Himmel!« rief Braß, »wie lange doch Herr Richard ausbleibt! Er ist wirklich ein schrecklicher Bummler! Wollen Sie nicht eine Minute auf mein Bureau achthaben, während ich die Treppe hinaufeile; nur eine Minute? Ich will Sie dann keinen Augenblick länger aufhalten, um keinen Preis, Kit.«
    Mit diesen Worten eilte Herr Braß aus dem Bureau und kehrte in kurzer Zeit wieder zurück. Fast in demselben Augenblick langte auch Herr Swiveller an, und als Kit sehr schnell das Zimmer verlassen wollte, um die verlorene Zeit wieder einzubringen, begegnete ihm auch noch Miß Braß auf der Türschwelle.
    »Ah!« höhnte Sally, indem sie ihm beim Eintreten nachsah, »da geht ja dein Augapfel, Sammy, he?«
    »Ja, da geht er«, versetzte Braß. »Mein Augapfel, wenn du so willst. Ein ehrlicher Bursche, Herr Richard, ein wirklich prächtiger Bursche!«
    »Hm!« hüstelte Miß Braß.
    »Laß dir sagen, du aufsässiger Vagabund«, fuhr Sampson gereizt fort, »daß ich mein Leben für seine Ehrlichkeit zum Pfand setze. Solls mit diesem Geschwätz nie ein Ende nehmen? Bin ich nur dazu da, mich durch deinen gemeinen Argwohn immer aufhetzen und einfangen zu lassen? Hast du keine Achtung vor wahrem Verdienst, du boshafter Kerl? Wenns darauf ankommt, möchte ich lieber deine Ehrlichkeit anzweifeln als die seinige.«
    Miß Sally zog ihre zinnerne Dose heraus und nahm langsam eine große Prise, während sie die ganze Zeit über ihren Bruder fixierte.
    »Sie macht mich noch ganz toll, Herr Richard«, sagte Braß; »sie ärgert mich, daß es nicht mehr auszuhalten ist. Ich weiß, daß ich erhitzt und aufgeregt bin, Sir. Man darf sich nicht so im Geschäft benehmen, man darf nicht so im Geschäft aussehen, Sir; aber sie bringt mich ganz aus der Fassung.«
    »Warum lassen Sie ihn denn nicht in Frieden?« fragte Dick.
    »Weil sie nicht kann, Sir«, entgegnete Braß; »weil keifen und mich ärgern ein Teil ihrer Natur ist; und sie will und muß es tun, sonst würde sie, glaube ich, krank werden. Doch gleichviel«, fügte Braß hinzu, »gleichviel. Ich habe meinen Willen doch durchgesetzt. Ich habe dem Jungen mein Vertrauen bewiesen und habe ihn wieder auf das Bureau achtgeben lassen. Ha ha! Ätsch, du Viper!«
    Die schöne Jungfrau nahm abermals eine Prise, steckte die Dose in ihre Tasche und sah noch immer ihren Bruder mit vollkommener Ruhe an.
    »Er hat wieder auf das Bureau achtgegeben«, rief Braß triumphierend; »er hat mein Zutrauen gehabt und soll es fortan behalten; er – wo ist denn die …?«
    »Haben Sie etwas verloren?« fragte Herr Swiveller.
    »Ach du mein Himmel!« entgegnete Braß, indem er der Reihe nach alle seine Taschen abklopfte, in, auf und unter das Pult sah und die Papiere wirr durcheinanderwarf; »die Note, Herr Richard, die Fünfpfundnote, was kann aus ihr geworden sein? Ich habe sie da hingelegt; grundgütiger Himmel!«
    »Was?« schrie Miß Sally auffahrend, ihre Hände zusammenschlagend und die Papiere über den Boden ausstreuend. »Fort? Nun, wer hat jetzt recht, wer? Was kümmern uns fünf Pfund, was sind fünf Pfund? Er ist ja ehrlich, wie du weißt, grundehrlich. Es würde gemein sein, ihn zu beargwöhnen. Lauf ihm ja nicht nach. Nein, nein, nicht um die Welt!«
    »Ist sie denn wirklich fort?« fragte Dick, indem er mit einem ebenso blassen Gesicht auf Braß schaute.
    »Auf mein Wort, Herr Richard«, antwortete der Rechtsgelehrte, indem er mit Blicken der größten Aufregung in allen seinen Taschen herumfühlte, »ich

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