Der Raritätenladen
vorgekommen?«
»Es ist ihm nicht so vorgekommen«, erwiderte der andere, »und deshalb bedarfs keiner weiteren Worte. Aber gib einmal acht! Nell ist nächstens vierzehn.«
»Ein hübsches Mädchen für ihr Alter, aber klein«, bemerkte Richard Swiveller in Parenthese.
»Wenn ich fortfahren soll, so verhalte dich nur eine einzige Minute ruhig!« versetzte Trent, ärgerlich über das geringe Interesse, das der andere an der Unterhaltung zu haben schien; »ich komme jetzt zur Hauptsache.«
»Das ist mir lieb«, sagte Dick.
»Das Mädchen ist sehr leidenschaftlich, und vermöge ihrer Erziehung und ihres Alters dürfte sie sich leicht leiten und überreden lassen. Wenn ich sie in die Hand bekomme, so stehe ich dafür, daß ein klein wenig schmeicheln und drohen sie meinem Willen gefügig macht. Um übrigens zur Sache zu kommen – denn die Vorteile meines Planes aufzählen zu wollen würde eine Woche erfordern –, was hindert dich, sie zu heiraten?«
Richard Swiveller, der über den Rand seines Glases hinweggesehen hatte, während sein Gefährte mit großem Nachdruck und Ernst die eben angeführten Worte an ihn richtete, hatte diese kaum gehört, als er die größte Bestürzung an den Tag legte und nur mit Mühe ein einsilbiges »Was?« hervorzubringen vermochte.
»Ich meine, was hindert dich«, wiederholte der andere mit einer Festigkeit, von deren Wirkung auf seinen Gefährten er infolge langer Erfahrung überzeugt war, »was hindert dich, sie zu heiraten?«
»Und sie ist nächstens vierzehn!« rief Dick.
»Ich meine es nicht so, daß du sie jetzt heiraten sollst«,
versetzte der Bruder ärgerlich; »sage in zwei, drei, vier Jahren! Sieht der alte Mann aus, als ob er noch lange leben könnte?«
»Er sieht nicht danach aus«, sagte Dick kopfschüttelnd; »aber diese alten Leute, es ist ihnen nicht zu trauen, Fritz. Ich habe in Dorsetshire drunten eine Tante, die schon sterben wollte, als ich acht Jahre alt war: sie hat aber noch immer nicht Wort gehalten. Sie machens einem so schwer, sind so grundsatzlos, so boshaft – wenn nicht Apoplexie in der Familie ist, Fritz, so kann man nicht auf sie zählen, und dann täuschen sie einen ebensooft, als sie es nicht tun.«
»So betrachte die Frage von der schlimmsten Seite!« sagte Trent ebenso fest als früher, ohne das Auge von seinem Freunde zu verwenden. »Angenommen, er bliebe am Leben …«
»Allerdings«, entgegnete Dick, »da steckt der Knoten …«
»Ich sage«, nahm sein Freund wieder auf, »angenommen, er bliebe am Leben, und ich überredete oder – wenn das Wort passender klingt – zwänge Nell zu einer geheimen Heirat mit dir! Was glaubst du wohl, das dabei herauskommen würde?«
»Eine Familie und ein Jahreseinkommen von null minus null, um sie damit zu erhalten«, sagte Richard nach einigem Nachsinnen.
»Ich sage dir«, entgegnete der andere mit vermehrtem Ernste, der, mochte er nun wahr oder angenommen sein, auf seinen Gefährten jedenfalls Eindruck machte, »daß er nur für sie lebt, daß all sein Wirken und Sinnen nur auf sie gerichtet ist und daß er sie ebensowenig wegen eines ungehorsamen Schrittes enterben würde, als es denkbar ist, daß er mich wegen irgendeines Aktes von Gehorsam oder Tugend, dessen ich mich möglicherweise schuldig machen könnte, wieder zu Gnaden aufnimmt. Nein, er könnte es nicht tun. Du oder jeder an
dere Mann, sofern er nur Augen im Kopf hat, kann das sehen, wenn er sie nicht absichtlich schließt.«
»Es scheint allerdings unwahrscheinlich«, sagte Dick nachsinnend.
»Es scheint nicht nur so, sondern es ists«, erklärte sein Freund. »Wenn du ihm noch dazu einen gelegentlichen Anlaß gibst, dir zu verzeihen, sei es allenfalls ein unversöhnlicher Bruch oder eine Todfeindschaft zwischen dir und mir – ich meine, laß uns wenigstens so tun –, so wird sichs schnell genug machen. Was Nell anbelangt …, ›steter Tropfen höhlt den Stein‹, und du weißt, daß du auf mich bauen kannst, soweit sie dabei beteiligt ist. Mag er also am Leben bleiben oder sterben, was liegt viel daran? Du wirst der einzige Erbe der Schätze dieses reichen, alten Filzes; ich und du tun uns davon gütlich, und du erhältst noch obendrein ein schönes, junges Weib in den Kauf.«
»Hoffentlich hat es aber doch mit dem Reichtum seine Richtigkeit?« sagte Dick.
»Hoffentlich? Hast du nicht gehört, was er bei unserm letzten Besuche hat fallenlassen? Ei, was willst du denn nächstens noch bezweifeln, Dick?«
Es wäre zu ermüdend, dem
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