Der Raritätenladen
Gespräch der beiden Ehrenmänner durch all seine künstlichen Windungen zu folgen oder die Angriffe zu detaillieren, durch die Richard Swivellers Herz allmählich gewonnen wurde. Es genügt vollkommen, zu wissen, daß Eitelkeit, Eigennutz, Armut und alle die Rücksichten, die bei einem Verschwender in Betracht kommen, ihn veranlaßten, bereitwillig auf den Vorschlag einzugehen, und daß der gewohnte Leichtsinn ihm dann immer zu Hilfe kam und die Waagschale zum Sinken brachte, wenn alle anderen Gründe versagten. Zu diesen Impulsen kam noch die unbedingte Macht, die sein Freund seit langer Zeit über ihn zu üben ge
wöhnt war – eine Macht, die sich gleich zu Beginn ihrer Freundschaft auf Dicks Börse, Aussichten und Pläne erstreckte und auch jetzt noch immer in ganz gleichem Maße wirkte, obgleich Dick für alle Laster seines Freundes büßen mußte und in zehn Fällen neunmal als der ränkeschmiedende Verführer betrachtet wurde, obgleich er in der Tat doch nichts weiter als das gedankenlose, leichtsinnige Werkzeug des andern war.
Die Beweggründe auf der andern Seite lagen etwas tiefer als die, die Richard Swiveller im Auge hatte oder verstand; da wir jedoch diese ihrer eigenen Entwicklung überlassen müssen, so bedürfen sie zur Zeit keiner weiteren Beleuchtung. Der Vertrag wurde in der angenehmsten Weise abgeschlossen, und Herr Swiveller wollte eben in blumenreichen Wendungen auseinandersetzen, daß er gerade nicht allzuviel gegen die Vermählung mit einer Person einzuwenden habe, die in Hülle und Fülle mit Geld und sonstigen beweglichen Glücksgütern ausgestattet sei, sofern sie veranlaßt werden könne, ihn zu nehmen, als er in dem Erguß seiner Rede durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen wurde, dem notwendigerweise ein »Herein« folgen mußte.
Die Tür ging auf, es kam aber nichts herein als ein seifenschaumiger Arm und ein starker Tabakgeruch. Der Tabakrauch kam aus dem Laden unten, und der seifige Arm gehörte dem Körper eines Dienstmädchens an, das hin und wieder die Treppe reinigte und ihn eben erst aus einer Waschbrühe gezogen hatte, um einen Brief in Empfang zu nehmen, den es nun in seiner Hand hielt. Mit der ihrer Klasse eigentümlichen, raschen Auffassungsgabe für Familiennamen verkündigte es mit lauter Stimme, daß er Herrn ›Schnüffeler‹ gehöre.
Dick sah etwas blaß und verblüfft aus, als er die Adresse betrachtete, und wurde es noch mehr, als er den Inhalt las; so
dann bemerkte er, dies sei wieder einmal eine von den Unbequemlichkeiten, wenn man einer Dame den Hof mache, und man habe leicht schwatzen, wie sie eben getan hätten, weil er mit ihr nicht gerechnet hätte.
»Mit ihr? Mit wem?« fragte Trent.
»Sophia Wackles«, antwortete Dick.
»Wer ist das?«
»Sie ist ganz so, wie ich mir das Ideal eines Mädchens vorstellte, ganz so«, sagte Herr Swiveller, indem er dem ›Rosigen‹ mit einem langen Schlucke zusprach und ernst auf seinen Freund blickte. »Sie ist liebenswürdig, sie ist göttlich. Du kennst sie.«
»Ich entsinne mich«, bemerkte sein Gefährte gleichgültig. »Was ists mit ihr?«
»Nun, Sir«, erwiderte Dick, »zwischen Sophia Wackles und dem unbedeutenden Individuum, das jetzt die Ehre hat, dich anzureden, haben sich warme und zärtliche Gefühle entsponnen – die ehrenhaftesten und begeistertsten. Die Göttin Diana, wenn sie laut zur Jagd ruft, ist nicht eigenartiger in ihrem Benehmen als Sophia Wackles, das kann ich dir sagen.«
»Soll ich glauben, daß deinen Worten etwas Wahres zugrunde liegt?« fragte sein Freund. »Willst du damit sagen, daß ein wirkliches Liebesverhältnis zwischen euch besteht?«
»Ein Liebesverhältnis? Ja. Versprechen? Nein«, sagte Dick. »Es kann kein Prozeß wegen Treubruch eingeleitet werden, das ist mein Trost. Ich habe mich nie durch Briefe kompromittiert, Fritz.«
»Und was soll dieser Brief?«
»Eine Erinnerungstafel für den heutigen Abend, Fritz – eine kleine Gesellschaft von zwanzig, macht zusammen zweihundert leichte, phantastische Zehen, vorausgesetzt, daß alle Herren und Damen mit der gebührenden Anzahl versehen sind.
Ich muß hingehen, wäre es auch nur, um den Anfang zu einem Bruch der Geschichte zu machen – ich will es tun, sei unbekümmert. Übrigens möchte ich wissen, ob sie das Schreiben selbst abgab. Wenn sie dies tat, ohne zu ahnen, daß ihrem Glücke hier ein Riegel vorgeschoben wurde, so ist es rührend, Fritz.«
Zur Lösung dieser Frage rief Herr Swiveller das Dienstmädchen und
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