Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera
Punkte an deinen Ohrläppchen!« Anna lachte. »Die waren vorher nicht da.«
Baba zierte sich. »Du machst dich lustig über mich?«
Anna lächelte noch immer. »Nein, mach ich bestimmt nicht. Was ist das?«
»Du bist gemein, Anna. Du weißt es genau!« Baba riss sich los und rannte davon.
Das Lächeln in Annas Gesicht schien zu gefrieren. Sie schüttelte den Kopf und lief zurück ins Gebäude zu Kozabim. Sie fand ihn in der Küche, er half M.A.M.I., indem er der Roboterfrau im Weg stand.
Anna setzte sich auf einen Hocker. »Kozabim, komm her!«, befahl sie, worauf der Roboter angerollt kam und schwankend vor ihr hielt.
»Kann ich helfen?«
»Vielleicht. Baba hat dir die Informationen von Rook geladen. Dazu habe ich eine Frage.« Auch M.A.M.I. näherte sich mit unüberhörbaren hydraulischen Geräuschen.
»An Babas Ohrläppchen sind schwarze Punkte zu sehen. Als ich ihn fragte, was das sei, rannte er beleidigt davon. Was sind das für Punkte?«
Kozabim rief die internen Speicher ab.
»Mein Mädchen ...«, sagte M.A.M.I. und fuhr Anna sanft über den Kopf. »Die Bewohner des Planeten Rook stammen aus verschiedenen Welten«, erklärte sie. »Es gibt Menschen und Ikonier. Beide Arten werden durch verschiedene Rassen vertreten. Die Vorfahren von Babas Mutter Fidelia lebten auf dem Planeten Boos, der einst im Dritten Distrikt eine Sonne umkreiste. Ihre Energie reichte nicht mehr aus, um Boos zu versorgen. Traditionell gab es auf Boos ein wichtiges Fest. Kozabim weiß davon nichts, weil dieses Fest auf Rook keine Rolle spielt. Bestimmte Hormone ließen bei den Jungen und Mädchen die Pinnattas entstehen – kleine, im Verlauf des Lebens mitwachsende schwarze Flecken. Die meisten im Schambereich, einige aber auch an den Ohrläppchen. Das Pinnattas-Fest wurde anlässlich der Geschlechtsreife der Boosianer gefeiert. Die Kinder erhielten meist Geld von den nahen Verwandten, so dass sie das Elternhaus gesichert verlassen und eine eigene Familie gründen konnten.«
»Darüber habe ich keinen Eintrag«, stellte Kozabim fest. »Ich sagte ja bereits, der Junge hat meine Speicher mit unnützem Zeug vollgestopft.«
»Du meinst, Baba ist schon ein Mann?«, fragte Anna erstaunt und blickte in M.A.M.I.s silbernes Gesicht auf. Dem Mädchen schien es, wie so oft, als würde die Roboterfrau lächeln.
»Jo, jo. Oder einigen wir uns besser darauf, dass er dabei ist, einer zu werden, mein Kind.« Sie beugte sich ein wenig zu Anna herunter. »Es gibt kein Menschenkind, das nicht empfindlich reagiert, wenn es auf seine pubertären Veränderungen angesprochen wird. Noch dazu von einem gleichaltrigen Menschenkind des anderen Geschlechts.« M.A.M.I. wandte sich zu Kozabim um. »Geh weg, Kozabim, und lass uns Frauen in Ruhe reden.«
»Ich habe den Eindruck, dass ich nirgends willkommen bin.« Kozabim rollte mit hängenden Greifern davon.
M.A.M.I. fuhr fast geräuschlos die Beine in den Rumpf ein, bis ihre künstlichen Pupillen mit den Augen Annas auf einer Höhe verharrten. »Auch du, mein Kind, mein Mädchen, befindest dich bereits in der Phase der Pubertät. Bei dir überwiegen die Eigenschaften der Aurianer. Pinnattas oder hormonelle Hautverunreinigungen wie bei deinem Bruder gibt es bei dir nicht. Dafür wölben sich allmählich deine vier Brüste.«
»Die Erdenfrauen haben nur zwei«, stellte Anna profan fest.
»Eine Frage der Evolution, mein Mädchen. Erdenfrauen gebären meist nur ein Kind pro Geburt. Auf Aurus ist dies eher eine Seltenheit. Dort sind Drillings- und Vierlingsgeburten normal. Selbst deine Mutter schaffte es mit deinem Vater Adam zu einer Zwillingsgeburt, obwohl dein Vater vom Planeten Heimat stammt, dessen Menschen den irdischen zum Verwechseln ähnlich waren.«
»Wenn Baba von den Boosianern abstammt, dann ist er aber trotz der Pinnattas fast wie die Erdenmenschen gebaut. Organisch ... körperlich ... meine ich.«
»Selbstverständlich. Die Boosianer und die Feesen sind sich ebenfalls sehr ähnlich. Sein Vater ist Lecohraner, doch die Erbanteile der Mutter überwiegen, sonst würde Baba nicht so groß sein. Letztendlich aber bleibt jeder Mensch ein Mensch.«
Einen Moment lang zögerte Anna. »Meinst du, dass ..., ich meine ... Baba ... ich und er ..., dass wir ...«, stotterte sie die Wörter.
M.A.M.I. fuhr die Beine wieder aus, nahm blitzartig Geschirr aus einem Schrank und verteilte es millimetergenau auf dem Tisch. »Ich habe eure Genstrukturen kontrolliert, wenngleich deine um ein Vielfaches
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