Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera
schliefen, bis auf Adam, der sich gerade erhob und streckte. Die Aufzeichnung stammte – wie der Timer zeigte – von einem früheren Zeitpunkt, etwa fünf Stunden zuvor.
*
Vorsichtig öffnete der Junge die Augen. Es dauerte einige Momente, bis all seine Sinne wieder funktionierten. Adam löste sich aus den Gurten und schob den Helm so weit nach unten, dass er durch das Visier etwas erkennen konnte. Erneut schloss er die Augen und öffnete sie wieder. Schließlich erhob er sich, nahm den Helm ganz ab, ließ ihn im Sitz liegen, kroch aus dem Raumanzug, zog sich die Schulsachen zurecht und setzte einen Fuß vor den anderen, bis er neben Kozabim stand.
»Wie schnell fliegt der Kreuzer?«, fragte er und war verwundert, dass die Worte so verspätet an sein Ohr drangen.
»Änga-änga. Relativ unwahrscheinlich ist, dass wir uns mit einer Geschwindigkeit von 12 Millionen 117 Tausend 438 Komma 753 Kilometern pro Sekunde fortbewegen. Relativ wahrscheinlich ist, dass eine Funktionsstörung der Messgeräte vorliegt.«
Adam klopfte dem Roboter auf den Kopf. »Das ist keine Funktionsstörung, mein Freund. Du kannst davon ausgehen, dass die Geschwindigkeit stimmt.« Er betrachtete ausgiebig die Anzeigen der Bordkontrolle. Dann wandte er sich wieder dem Roboter zu. »Hast du schon mal eine Selbstkontrolle deines Sprachprogramms veranlasst?«
»Änga-änga. Warum sollte ich das tun?«
»Du hast einen Sprachfehler. Das ›Änga‹ gehört nicht zu unserem Sprachwortschatz.«
»Änga-änga. Ich kann keinen Fehler finden«, wehrte sich Kozabim nach einer kurzen Selbstkontrolle.
»Das ›Änga‹ geht mir aber auf die Ketten.« Adam zog sein Mini-Datenbuch aus der Hosentasche, schaltete es ein und kniete sich vor den Roboter. »Ich habe hier ein universelles Sprachprogramm für kybernetische Objekte der Vierzehner-Serie. Ich weiß gar nicht mehr, wo ich das runtergeladen habe. Halt mal still!«
Kozabim, der sich ohnehin gerade nicht bewegte, beobachtete den Jungen, der eine Übertragungsroutine eingab und dem Roboter das Datenbuch vor den Rumpf hielt.
»Empfängst du?«, fragte Adam.
»Änga-änga. Empfang positiv«, antwortete Kozabim. »Änga-änga. Ich weiß jedoch nicht, ob es vorteilhaft ist, die Original-Sprachdaten zu überschreiben. Du hast mir eine Beta-Version geschickt. – Übertragung beendet.«
»Los, komm! Probier es. Du kannst die alten Daten ja speichern, falls was schiefgeht!«, forderte der Junge.
»Änga-änga. Ist das ein Befehl?«
»Natürlich ist das ein Befehl. Los, mach schon!«
Es dauerte ein paar Sekunden. Kozabim schaltete sich selbständig ab und fuhr wieder hoch. » Näh hägämöhn hänbäd? «, fragte er anschließend.
»Was hast du gesagt? – Ostisch! Du musst in Ostisch kommunizieren!«
Eine Sekunde später meldete sich Kozabim erneut. »Ich bestätige. Die ostische Sprache wurde ausgewählt. Soll ich diese Sprache standardmäßig nutzen, Adam?«
»Ja doch.«
»Wünschst du einen speziellen Dialekt der ostischen Sprache, Adam? Derzeit ist Hochostisch aktiv.«
»Nein. Lass das so!« Adam packte das Mini-Datenbuch zurück in den Anzug. »Wenigstens ist das dämliche ›Änga‹ weg.«
»Welches dämliche ›Änga‹ meinst du, Adam?«
»Vergiss es! Und hol mir was zu essen!«, befahl der Junge, der den Hunger deutlich spürte.
»Einen Moment, bitte, Adam.« Kozabim fuhr los und blieb sofort wieder stehen, als wäre er gegen eine unsichtbare Mauer geknallt. »Entschuldigung. Ich kann den Auftrag nicht ausführen. Mein Bewegungskreis wurde stark eingegrenzt.«
Der Junge streckte den Arm aus und zuckte sogleich wieder zurück, als hätte er einen elektrischen Schlag erhalten. »Ich glaube, mein Bewegungskreis auch«, flüsterte er. »Kannst du die Feldeigenschaften diagnostizieren?«
Die restlichen Besatzungsmitglieder hingen noch immer regungslos in ihren Sitzen.
Kozabim streckte einen Fühler aus. »Felddiagnose nicht möglich. Materie unbekannt. Entschuldigung. Ich kann den Auftrag nicht ausführen.«
Adam verdrehte die Augen. Nun musste er feststellen, dass die Objekte hinter dem Feld – einschließlich der Besatzungsmitglieder – immer schlechter zu erkennen waren. Sie wirkten trüb und verschwommen, als würde er durch ein milchiges Glas blicken. Bevor er jedoch Luft holen konnte, wurde es schlagartig dunkel – dunkler noch als jede sternenlose Nacht.
Rasch erfühlte Adam den Ärmel seiner Schulkleidung in der fälschlichen Annahme, es wäre ein Raumanzug. Da er aber
Weitere Kostenlose Bücher