Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera
das Rohr und hakte einen riesigen Karabiner ein. Währenddessen flog Kozabim, angetrieben von unzähligen kleinen Steuerdüsen um einen Vorsprung des fremden Kolosses, zog das Seil mit sich, das sich spannte und den vorderen Teil des Sternstraßenschiffes an das fremde Flugobjekt drückte. Nun flog der Roboter über die Fähre zum hinteren Teil, fädelte das Seil unter einem Steuerblatt durch, entdeckte eine Aussparung im fremden Schiff, schob das Seilende durch und flog erneut auf die andere Seite. Dort musste er sich längere Zeit orientieren, denn die Oberfläche des außerirdischen Schiffs war hier glatt und eben.
»Änga-änga!« Kozabim stellte die Düsen auf volle Leistung und glitt durch das All. Er flog einen Kreis mit einem Durchmesser von wenigstens zweihundert Metern um ein röhrenförmiges Bauteil der Außerirdischen.
Währenddessen zog sich Komsomolzev an der Sicherungsleine zur Schleuse zurück.
In der Zwischenzeit hatte Kozabim den Ausgangspunkt seines Fluges erreicht. Er zog das Seil fest und sicherte es mit einem doppelten Knoten. Die restlichen Meter des Befestigungsseils ließ er im All schweben. Die irdische Raumfähre wurde an das fremde Schiff gepresst. Die Düsen hatten sich längst abgeschaltet.
Müllermann stellte das Sichtfeld der Außenbordkamera auf den höchstmöglichen Weitwinkel ein, um den Standort festzulegen. »Mein Gott, das SSS wirkt wie ein Pickel auf dem fremden Schiff«, entfuhr es ihm. Dann richtete er den Blick auf sein Datenbuch. »Sie sollen reinkommen! Schnell! Die Aktivitäten der Aliens werden stärker!«
»Außenteam! Sofort zurück!«, schrie Simon.
Kozabim erreichte etwas unsanft die Schleuse und knallte Komsomolzev in den Rücken. Die Außenschleuse schloss sich sogleich, der Druckausgleich wurde durchgeführt.
»Ein toller Patsch du bist!« Der Navigator hielt sich den schmerzenden Rücken.
»Änga-änga. Falsch berechnet«, entschuldigte Kozabim den Rempler.
Nun öffnete sich die innere Schleuse und Adam stand lächelnd vor den beiden. Gerade wollte der Junge zum Erfolg der Außenmission gratulieren, als er und Komsomolzev von einer unglaublichen Kraft gegen die Kabinendecke gedrückt wurden und dem Jungen das Lächeln schlagartig verging.
Kozabim schaltete sein Magnetfeld auf äußerste Leistung und blickte zu den beiden hinauf. Adam wollte etwas sagen, doch es gelang ihm nicht. Er und Komsomolzev registrierten, dass vor ihren Augen die Umrisse des Roboters verschwammen, ebenso die der Kabine. Zunächst wurde Adam ohnmächtig, anschließend auch Komsomolzev. Daher bemerkten beide nicht, dass der Roboter sie in die Kommandokanzel brachte, um ihre regungslosen Körper in den Sitzen zu sichern.
Den anderen Besatzungsmitgliedern erging es ebenso. Auch sie wurden ohnmächtig und erlebten die extreme Beschleunigungsphase nicht bewusst. So konnten sie nicht sehen, dass ihr Planet kleiner und kleiner wurde und schließlich vom Bildschirm verschwand.
Kozabim rollte zu seiner Konsole und beobachtete unablässig das medizinische Modul MEMO. So schrieb es das Protokoll in ähnlichen Fällen vor.
Kontakt
Komsomolzev erwachte zuerst. Er wollte sich die Augen reiben, doch die hauchdünne zweite Haut des Bio-Suit-Anzuges berührte lediglich das geschlossene Visier des Helmes. Alles um ihn herum wirkte verschwommen, die Lichter der Dioden waren langgezogen und flackerten.
Vorsichtig bewegte der Navigator den Kopf. Neben ihm lag Sonja Esther, ebenso ungewöhnlich fest an ihren Sitz geschnallt. Komsomolzev lockerte die Gurte, dann fuhr er den Arm aus, um die Biologin zu berühren. Die Oberfläche des Anzuges schien mit der Umgebung zu verschmelzen.
»Munterer Putz wir sein müssen!«, rief der Ostkandare und klopfte dem Mädchen gegen die rechte Schulter. Die eigene Hand nahm er nur bruchstückweise wahr, als würden zwischendurch Bilder fehlen.
Sonja Esther rührte sich. Durch das Visier erkannte der Navigator, dass sich ihre Augen und kurz darauf der Mund öffneten. Als sich die Lippen wieder schlossen, hörte er ein: »Hä?«
»Sehr munterer Putz wir sein müssen!«, wiederholte Komsomolzev.
»Der Kandare meint, dass wir putzmunter sein sollten«, erklang überraschend Müllermanns Stimme.
»Ich glaube, ich bin krank.« Sonja Esther lockerte die Gurte. »Ich sehe alles doppelt, als hätte ich was Verdorbenes getrunken.«
»Du bist nicht krank, Sonja.« Der Ingenieur half ihr mit den Gurten. Dabei sah die Biologin, dass sich seine Lippen anders bewegten, als
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