Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera
Fraglich ist, ob die Erdstreitkräfte eine Invasion planen oder ob die Erdregierung den Rat der Planeten erpressen will. Das beratende Gremium für interstellare Reisen hat mittlerweile eine Reisewarnung herausgegeben. Unter anderem betrifft diese die Planeten Ikonia, Lunanova, Universus, Fees und weitere Planeten in beiden Distrikten. – Von uns erfahren Sie alle Neuigkeiten! Bleiben Sie dran!«
Das dreidimensionale Logo von Kanal Ikonia schwirrte um den abgebildeten gleichnamigen Planeten. Es folgten Aufnahmen von den Anschlägen auf Brug, neuerdings auch Bilder der Explosionen.
*
Fau Holl verbeugte sich so tief, dass seine Fingerspitzen problemlos den Boden hätten berühren konnten. »Meine Kaiserin, ich begrüße Euch auf meinem – Eurem Glanz unwürdigen – Schiff.«
Anna blickte den Fremden vorwurfsvoll an. »Heb dir deinen Schleim für die Ikonier auf, Fau Holl«, lautete die Begrüßungsformel des Mädchens. »Außerdem bin ich nicht deine Kaiserin. – Was willst du von uns?«
»Verzeiht mir, ich habe einen schweren Fehler begangen.«
»Den Fehler beging bereits deine Mutter, als sie es mit deinem Vater tat und dich zeugte. – Du hast die Erde in der Vergangenheit besucht und wolltest dein Wissen über den vermeintlichen Distriktenübergang an Amabo verkaufen. Ich hätte diesem Kerl Säure statt Wasser ins Gesicht schütten sollen. – Was hat Amabo vor?«
Der M’baganianer schlich um die Kinder herum. »So setzt Euch doch«, bat er und zeigte auf die Plätze in der Steuerzentrale.
»Ich will meine Kumaa in deinem dreckigen Schiff nicht beschmutzen.« Anna konzentrierte sich einen Moment lang. »Er baut die EUROPANIA nach und hetzt Menschen und Ikonier gegen die Erde auf?«
»Ihr wisst es bereits?«, fragte Fau Holl erstaunt.
»Sie haben dich trotzdem gejagt?«, stellte Anna unerwartet eine Gegenfrage und nahm nun doch Platz. Sie griff sich an die Schläfen. »Sie wussten aber doch, dass du unschuldig warst?« Das Mädchen hatte rasch Tränen in den Augen.
»Was ist los mit dir? Was hast du, Anna?«, fragte Malte und blickte wechselnd von Fau Holl zur Schwester. »Was hat sie?«
»Die Kaiserin scheint sehr sensibel zu sein. Wahrscheinlich hat sie in meinem Gehirn gelesen – mehr, als ihr lieb ist«, flüsterte der M’baganianer. Dann setzte er sich neben das Mädchen und berührte Annas Hand. »Es gibt keine bewohnte Welt ohne Korruption, Hass und Ausgrenzung, meine Kaiserin. Sie wussten nur zu genau, dass ich keine Schuld an dem tragischen Unfall trug, der sich mit meinem ersten Schiff ereignet hatte. Zwölf Menschen kamen ums Leben, die Steuerung des anderen Schiffes hatte versagt. Ich kam mit ein paar Kratzern davon. Trotzdem machte man mich für den Unfall verantwortlich. Auf M’baga hätte man mich getötet, wie man jeden anderen getötet hat, der sich etwas zuschulden kommen ließ. – Ich aber konnte flüchten und bezahlte die Freiheit mit meiner Einsamkeit. Meine Familie, drei Frauen und zwölf Kinder, durfte ich niemals wiedersehen. – Doch ich will nicht sentimental sein. Mein Leid darf Euch nicht interessieren, meine Kaiserin.«
»Wir werden nach Universus fliegen und vor dem Rat sprechen.« Anna lenkte absichtlich ab. »Wir werden dem Rat deutlich machen, von wem die wahre Gefahr ausgeht. Doch benötigen wir dazu Beweise. Bilder vom Nachbau der EUROPANIA zum Beispiel.«
»Ein Freund von mir, ein Medienthronario, spioniert Amabo aus. Das dürfte uns helfen.«
»Ich weiß«, sagte Anna. »To Zu Fan. Es wird Zeit, dass ich Saabel Tuun kennenlerne. Zo Fu Tan hat einst viel für uns getan und wurde deshalb von Amabo vernichtet. Saabel Tuun scheint einer der wenigen loyalen Menschen eurer Distrikte zu sein.«
Fau Holl zierte sich. »Nicht meine, es sind Eure Distrikte, meine Kaiserin, es handelt sich um Euer Reich Altoria.«
»Altoria?« Anna erzwang sich ein Lachen. »Es gibt kein Reich Altoria mehr!«
Fau Holl flüsterte beschämt: »Das dürft Ihr nicht sagen, meine Kaiserin.« Der M’baganianer erhob sich. »Viele sehen das anders. Ihr kennt nur die Meinung der Oberen, der Korrupten, der Politiker. Doch habt Ihr jemals gehört, was die Masse, die Kleinen, die Bedeutungslosen dazu sagen? – Ich war auf vielen Planeten. Und so kenne ich auch deren Meinung. Doch ...«, er zögerte kurz, »... glaube ich fast, dass eine Anhörung vor dem Rat der Planeten nicht ausreichen wird, die Unschuld der Erde zu beweisen. Die Militärindustriellen und Kriegstreiber sind miteinander
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