Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera
verquickt, eine Lobby ist entstanden, der man nicht mit Worten begegnen kann.«
»Und?« Auch Anna stand wieder auf. »Was würdest du an meiner Stelle tun?«
»Amabo denkt, ich sei tot. Immerhin hat er mich ermordet, hat mich zu Asche rieseln sehen. – Was ich sagen will, ist: List wird uns helfen.«
»List?«
»Mit List könnten wir Amabo dazu bringen, sich selbst zu verraten.«
*
Xulk bewegte sich durch die gigantischen Räume des Trockendocks auf Seido und kontrollierte die Produktion.
Als würde es schweben, hing das Gerippe der EUROPANIA – allmählich Konturen annehmend – im Zentrum der Halle. Tausende Roboter und Thronarios waren mit der Montage beschäftigt. Ein Transportgleiter nach dem anderen fegte durch die Fertigungshalle, unzählige Geräusche kreischten, schrien und tobten.
»Läuft alles nach Plan?«, fragte die tiefe Stimme von Xulk, während seine langen, künstlichen Tentakel gleichzeitig mehrere Bauteile kontrollierten.
Ein unförmiger Roboter, dessen Oberfläche von einer glänzenden, schwarzen Substanz überzogen war, folgte untertänigst dem Chef der Firma ZECK. »Nein«, antwortete der. »Wir liegen einen Tag im Rückstand. Bellumos Industrie zögert die Lieferung der Waffenvoraggregate hinaus.«
Xulk ließ sich keine Reaktion anmerken. Er führte sogleich ein internes Gespräch mit den Verantwortlichen von BIS auf dem Planeten Zarius. Dann wandte er sich wieder dem Bauleiter zu. »Der Verantwortliche bei Bellumos wurde seines Amtes enthoben und eingeschmolzen. Sein Nachfolger sicherte mir eine Lieferung in den nächsten zehn Stunden zu. Die freien Einheiten sollen bereits mit der Komplettierung des Bugs beginnen, es gibt einen Weg für die Waffenvoraggregate, der durch das Heck der Rohkonstruktion führt.« Das Multitalent überspielte augenblicklich die notwendigen Daten in die Speicher des Montageüberwachungsroboters, dann schwebte Xulk gemächlich davon.
*
»Wer ist der komische Onkel?«, fragte Keko und zeigte auf den M’baganianer. »Er hat so blöde Hände.«
Fau Holl beugte sich hinab und hob den kleinen Jungen mit einem Ruck hoch. »Der komische Onkel mit den blöden Händen ist ganz normal. Nur, dass er zu gern kleine Kinder frisst!« Er kniff Keko ins Ohrläppchen. »Mit den Ohren fängt er an, nachdem er sie weichgerubbelt hat.« Dann stellte er Nedal Nibs Jüngsten wieder auf den Boden zurück und fuhr ihm durch die wüsten Haare, während Keko den Besucher mit von Zahnlücken geziertem offenem Mund anstarrte. »War nicht so gemeint, kleiner Mann.«
»Er tut dir nichts, Keko. Lass ihn zufrieden«, warf M.A.M.I. ein, die gemeinsam mit Thomas Schmitts Fau Holl auf dem erschlossenen Teil der Insel herumführte. Tobobo folgte in sicherem Abstand und unterhielt sich über einen drahtlosen Kontakt mit den Prozessoren der Thronarios, die in M.A.M.I. eingearbeitet waren. So erfuhr Tobobo im Bruchteil weniger Sekunden ein Millionenfaches von dem, was sein Herr im Laufe einer halben Stunde kennenlernte.
»Ich staune, dass man Sie reisen ließ. Das amerikanische Militär ist als Alienjäger berühmt-berüchtigt ... gewissermaßen, quasi ... sogar sehr ... sozusagen«, warf Schmitts ein, der wie immer seinen persönlichen Kampf gegen die tropische Hitze führte.
»Das war kein Problem«, klärte Fau Holl auf. »Die kleine, junge Kaiserin hat eine bestechende und überzeugende Art, mit Menschen umzugehen. Sie benötigte lediglich dreißig Sekunden, bis der diensthabende Offizier ihren Wünschen nachgab.«
»Anna?« Mit einem Lappen wischte sich Schmitts den Schweiß von der Stirn. »Das Kind macht mir Angst. Sie weiß alles und sie kann alles. Ihre synusischen Fähigkeiten sind ausgeprägter als die aller anderen Synusier, die ich kannte. Sie ist sozusagen die personifizierte Kommandeurin. Sie ...«
»Thomas!«, rief es in diesem Moment. Anna kam angerannt.
Fau Holl staunte, denn in einem einfachen Kleidchen sah Anna tatsächlich wie ein Mädchen aus.
»Wenn man vom Teufel spricht ...«, flüsterte Schmitts und rief dem Mädchen entgegen: »Was ist los? Mach langsam, Kindchen, es ist sehr heiß heute!«
Anna blieb nicht vor Thomas Schmitts stehen, sondern rannte ihn fast um und umarmte ihn stürmisch. Tränen rannen über ihre Wangen. Sie schluchzte und die Anwesenheit Fau Holls schien dem Mädchen plötzlich egal zu sein.
»Kindchen? Was ist mit dir?«
Thomas Schmitts streichelte Anna über das Haupt und sah M.A.M.I. hilfesuchend an.
»Ihr Puls ist zu hoch
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