Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera
synthetischen Doubles kann die Gefahren einer undurchsichtigen Situation aufdecken helfen, ohne dass dem Original etwas geschieht. Während der großen Kriege auf M’baga wurden ganze Double-Armeen eingesetzt, so dass der Verlust an real existierenden M’baganianern meist gering war.«
»Aber ...«, hatte Malte geflüstert, »... ist das denn moralisch in Ordnung? Haben die Doubles nicht auch ein Recht zu leben?«
»Über diesen Aspekt wurde Jahrhunderte lang diskutiert. Schließlich entschied der Rat der Planeten, die Herstellung der synthetischen Doubles zu verbieten«, hatte Tobobo erklärt. »Eine wahrlich blödsinnige und nicht nachvollziehbare Entscheidung, bedenkt man, dass ganze Armeen von Robotern, Thronarios und Lecoh-Legionären ebenso künstlich hergestellt werden. Die Letztgenannten nutzen in weiterentwickelter Form sogar das Prinzip der F’paf-Duplizierung.«
»Wofür steht F’paf?«
»F’paf war ein M’baganianer, der die Idee zur Herstellung synthetischer Doubles gebar.«
Einige Minuten hatte Malte geschwiegen. »In Ordnung, Tobobo«, hatte er schließlich gemeint. »Wenn du dir tatsächlich Sorgen um mich machst, dann lass uns dieses Malte-Double herstellen.«
Sofort hatte sich Tobobo an die Arbeit gemacht. Malte war in den F’paf gekrochen, hatte von innen die Apparatur geschlossen und das Abtasten der Scanner und zwei kleinere Stiche in der Stirn gespürt.
Später hatte er in dem Sitz verweilt und gewartet, bis er übermüdet eingeschlafen war. Als Tobobo ihn geweckt hatte und er auf dem Planeten ein leuchtendes Morgenflimmern bemerkte, wollte Malte seinen Augen nicht trauen. Gleich einem Spiegelbild hatte das Double vor ihm gestanden!
*
Malte nickte und schloss die Augen, als könnte er sich auf diese Art und Weise besser an den traumhaften Besuch erinnern. »Eine Ikonierin hält mein Double und mich gefangen. Ihr Name ist Inastasia. Sie will, dass ihr Annas Fähigkeiten zu großer Macht verhelfen. Sie bezeichnet sich selbst als Gouvernante von Lunanova und ist die Tochter des Vizeadmirals Insaidia.«
»Insaidias Tochter? Daraus lässt sich schließen, dass Inastasia großen Hass gegen die Synusier hegt. Es wurde berichtet, dass die Feindschaft zwischen dem Hause Insaidias und den Synusiern kaum an Heftigkeit zu überbieten ist. – Anna ist demzufolge in großer Gefahr.«
»Und mein Double auch«, flüsterte Malte. »Auch wenn es künstlich ist, so ist es doch irgendwie ein Teil von mir.«
»Für unsere Besatzung wird der Auftritt im Rat der Planeten Priorität haben«, stellte Tobobo fest. »Nicht das Schicksal von Anna und das deines Doubles.«
Malte verzog sein Gesicht. »Dann werde ich ihnen begreiflich machen müssen, was Priorität hat.«
»Sie werden es nicht verstehen.«
Eine längere Gesprächspause entstand, während Malte den schlafenden und in Träumen zuckenden Baba beobachtete. Flüsternd schlug der Junge schließlich vor: »Wenn die FUGBUG wieder flugfähig ist, dann sollten wir uns aufteilen. Fau Holl wird mir zweifellos helfen. Denn er mag Anna.«
»Du meinst tatsächlich, er mag sie? Mir bot sich ein ganz anderer Eindruck«, stellte Tobobo fest.
Malte lächelte. »Wahrscheinlich kannst du das nicht verstehen, Tobobo. Bei Menschen täuscht der Eindruck oft. Denkst du etwa, weil ich mich manchmal mit Anna streite, weil sie schrecklich hochnäsig und arrogant ist, mögen wir uns nicht?«
Tobobo hatte mit seinen Prozessoren zu tun. »Das ist kein rein menschliches Problem. Fau Holl und ich sind auch nicht immer einer Meinung. Und doch ...«
»Na, siehst du!«
Das Thronario beschäftigte schon wieder andere Fragen. »Fau Holl erzählte, dass Anna außerordentlich stark unter den schlechten Eigenschaften vieler Erdenmenschen leidet. Alle Erdenmenschen, die ich bisher kennenlernte, scheinen jedoch diese schlechten Eigenschaften nicht zu besitzen.«
Einen Moment lang dachte Malte nach. Dann fragte er: »Nenne mir einen Planeten mit Menschen oder Ikoniern, auf dem es bisher keine kriegerischen Auseinandersetzungen gab.«
»Nach dem Abgleich all meiner Informationen gibt es einen solchen Planeten nicht.«
»Siehst du, genau da liegt das Problem. Wenn mehr als zwei intelligente Lebewesen in unmittelbarer Nähe beieinander leben, dann entstehen Sphären, die sich berühren und Energien freisetzen. Jedes Individuum hat besondere Eigenschaften, Erwartungen, Anschauungen, Vorstellungen und Vorlieben. Die jeweilige Sphäre wird durch die Intensität der
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