Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera

weiter vor, auf einigen der Staubpartikel hat sich Leben entwickelt, das wir nicht sehen können, egal welches Mikroskop wir auch nutzen. Der Weltalldistrikt der winzigen Wesen wäre dieses Zimmer. Ihre Zeitvorstellungen wären ungleich anders. In einer Sekunde, die wir in diesem Zimmer erleben, würden auf dem winzigen Planeten unzählige Generationen kommen und gehen. Öffnen wir das Fenster, dann beenden wir eine Milliarden Jahre lange Periode der Entwicklung in diesem Teil des Weltalls und schaffen für neues Leben und weitere Welten eine andere Ausgangsposition, weil wir die Temperaturen um ein Tausendfaches ändern, die Lichtverhältnisse und die Verteilung der Energien. – Kannst du dir das vorstellen, Leif?«
    Der Junge nickte zögernd.
    »Nun stell dir aber vor, wir sind die winzigen Wesen auf dem unsichtbaren Staubkorn. Dann wären jene hier, die wir jetzt sind, die Heiden. Die extrem Großen, die Unbekannten, die alles beeinflussen können, die sich milliardenfach langsamer bewegen, als wir es tun.«
    »Du meinst, unser Weltall ist nur ein winziger Raum in einer viel größeren und ganz anderen Welt?«, flüsterte Leif. »Und die Heiden haben uns entdeckt?«
    Noch einmal schloss Malte die Augen. »Sie haben uns nicht nur entdeckt. So obskur es auch klingen mag, sie traten mit uns in Kontakt. Sie nutzten den Synus als Überträger zu jenen Menschen, die über synusische Felder verfügen. Und sie suchten sich Anna heraus, um mit ihr das Spiel zu spielen, dessen Sinn ich nicht verstanden habe.«
    »Nicht der Synus ist der Überträger. Sie kannten zuerst Muutaapa. Mit ihm haben sie gesprochen, Papa.« Leif griff nach der rechten Hand Maltes. »Und nun haben die Kinder gewettet, dass ... dass ...«
    Malte hielt Leif den Mund zu. »Nicht, Leif. Das hast du falsch verstanden.«
    Mühsam quetschte der Junge einige Wortfetzen durch die Hand, die ihm den Mund verdeckte. »... entweder die Menschen ... oder ... Ikonier ... Distrikt ...«
    »Was hat er gesagt?«, fragte Reese neugierig.
    »Er hat es falsch verstanden!« Malte brüllte seine letzten Worte. »Er ist noch zu klein, um es zu verstehen.«
    »Ich bin nicht zu klein!«, protestierte Leif durch Maltes Finger hindurch.
    In diesem Moment erschütterte eine schwere Explosion das Haus auf Rook. Sekunden später lag Brandgeruch in der Luft.

    *

    Schiffskommandant Telonia stand regungslos hinter der Regentin. Die bewegte sich aufreizend sanft um einen M’baganianer herum und berührte ihn unablässig mit ihren langen Tentakeln. »Ich werde etwas sagen müssen, mein Freund, wenn ich in kurzer Zeit vor den Abgeordneten des Rates der Planeten gefragt werde. Und wie sich das gehört, will ich etliche Trümpfe in meinen Tentakeln halten, mit denen ich Kaiserin Anna maßlos diskreditieren kann.«
    Ein Tentakel legte sich um den Hals des M’baganianers und drückte leicht zu. »Ich weiß, ich muss dich nicht erwürgen. Wahrscheinlich hast du ein synthetisches Double geschickt und es wäre vergeudete Energie. Sollte ich es dennoch tun, dann glaube mir, mein Freund, ich finde auch deinen persönlichen Körper. – Du schuldest mir etwas!«, zischte sie scharf. »Du schuldest mir Informationen!«
    Der M’baganianer tat gelangweilt. »Mag sein. Doch liegen die Informationen, die du brauchst, nicht zum Einsammeln auf den Planeten herum. Ich kann dir lediglich sagen, dass sich merkwürdige Dinge offenbaren, geht man, wie ich, mit offenen Augen und Ohren durchs Leben.«
    Die Regentin sabberte verächtlich. »Was sind das für Dinge?«
    »Teile der menschlichen Reichsarmee verhalten sich zur Kaiserin abtrünnig. Oder aber in deren Sinne, jedoch gegen bestimmte Strukturen des Reiches Altoria. Zudem sorgen der Kaiserin Truppen dafür, dass fast kein Mensch mehr Zutritt in den Zweiten Distrikt erhält. Stattdessen werden alle Menschen, die hier ihren Dienst tun, heim ins Reich Altoria geholt.«
    »Und was, bitte schön, ist daran merkwürdig?«, zischte Inastasia.
    »Während der M’baganianischen Kriege war es gang und gebe, dass man zuerst die Sympathisanten aus einer Stadt holte, um dieselbe Stadt anschließend dem Erdboden gleichzumachen. Und falls dies deinen Beobachtern entgangen sein sollte: Die Reichsarmee zieht große Truppenverbände im Dritten Distrikt zusammen, in unmittelbarer Nähe der beiden Distriktenübergänge. Auch das scheint mir erwähnenswert: Diese Truppen unterstehen dem direkten Befehl von Einsatzadmiral Kra Vall. Die Medien der Menschheit berichteten