Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera
nicht ungehalten sein«, sagte Malte, der hinter seiner Schwester stand. Neben ihm hockten Guvaika und Baba stumm auf Kissen, die auf dem Boden lagen. »Wir müssen Ruhe bewahren.«
Tämmler saß zusammengekrümmt auf einem Stuhl in der Ecke des Raumes, hielt ein Datenbuch auf dem Schoß, hämmerte mit den Fingerkuppen darauf herum und zitterte am ganzen Körper. »Wir werden etwas übersehen haben«, sagte er, ohne aufzuschauen. »Mit Sicherheit haben wir etwas übersehen ...«
»Was denn noch? Alle Menschen, die wir retten konnten, sind auf dem Weg zu CV80. Wir haben alle Vertreter des Rates der Planeten in dieser verfluchten Pyramide einquartiert. Was noch?!« Anna schrie.
»Du musst den Kontakt zu den Heiden suchen. Vielleicht gelingt es dir mit Hilfe der Kinder?« Emmanuel Tämmler erhob sich, ging auf die Kaiserin zu und reichte ihr das Datenbuch. »Es ist so weit.«
»Was ... was ist das?«, fragte Anna und blickte auf den kleinen Monitor. Sie sah nur gleißendes Licht.
»Sinuu Peg hat uns diese Bilder senden lassen. Es war mit Sicherheit das Letzte, was er für uns tun konnte. Der Antimateriesturm vernichtet bereits Teile des Ersten Distrikts. Die beiden anderen Distrikte haben ihm nicht gereicht. – Nichts ist so, wie wir es angenommen haben, Anna. Der Erste Distrikt wird ebenso vernichtet werden wie die beiden anderen.« Emmanuel Tämmler nahm der Kaiserin das Datenbuch aus den Händen und übergab es Malte. Dann drückte er die Kaiserin fest an sich. »Ich habe euch zwei so lieb gewonnen wie meine eigenen Kinder«, hauchte er. »Und doch will ich auf der Erde die Hände meiner Tochter halten, wenn unsere Zeit gekommen ist. Ich könnte es gerade noch schaffen. – Lebt wohl, meine Zwillinge, egal was kommen wird. Lebt wohl, Guvaika und Baba!« Tämmler zögerte.
Anna suchte nach Worten. »Emma, ... du kannst jetzt nicht ...«
»Und ob ich das kann, meine liebe Anna. Ich war für dich da. Doch nur bis hierher.« Der alte Techniker vom Planeten Heimat zeigte ein versteinertes Lächeln. »Vielleicht habt ihr Synusier eine Chance.«
»Wir existieren wahrscheinlich weiter, Emma. Doch wir leben dann nicht mehr!«
»Es tut mir leid, Anna. Um uns alle.« Tämmler reichte Malte die Hand, drehte sich ruckartig um und verließ hastig den Raum.
Anna und Malte standen sprachlos nebeneinander.
Erneut öffnete sich die große Tür. Reese trat ein. »Was ist mit Emmanuel Tämmler? Ich habe ihn bis heute nie weinen sehen«, sprach sie und schmiegte sich sogleich an Maltes Körper. »Im Gegenteil, sein Optimismus hat mich stets aufgemuntert.«
Anna riss Tämmlers Datenbuch aus Maltes Händen und warf es mit aller Wucht auf den Boden, wo der flache Computer zerbarst. »Der Sturm vernichtet den Ersten Distrikt!«, brüllte sie anschließend. »Emma will bei seiner Tochter auf der Erde sein, wenn sie gemeinsam getötet werden. Alles wird zerstört! Alles! Sandokhan, die Kontinente, der blaue Planet, der Mond, die Sonne! Auch CV80! – Alles! Verstehst du, Reese? Alles war umsonst!« Anna ließ sich auf einen Stuhl fallen, riss den Schleier vom Kopf und saß mit ausgestreckten Beinen da, als wäre sie betrunken. »Jovinus, lass die Kinder zu uns bringen! Und zwar schnell!«
Das Thronario löste sich von einer Wand und schwebte im Raum. »Sie sind bereits unterwegs, Kaiserin.«
»Jovinus, hast du die Daten von Tämmlers Buch übernommen?«
»Selbstverständlich, Kaiserin.«
»Kannst du die Zeit ermitteln, die uns noch bleibt?«
»Sie wurde bereits ermittelt, Kaiserin.«
»Hör verdammt noch mal mit diesem ›Kaiserin‹ auf!«
»Wie Ihr wollt, Kaiserin. – Es sind nach irdischer Zeit noch sieben Tage, eine Stunde und vier Minuten.«
»Und ... und ... wenn du die vergangene Zeit seit der Begegnung mit den Heiden genau berechnest, wie viel Zeit würde mir dann noch bleiben?«
»Es sind nach irdischer Zeit noch sieben Tage, eine Stunde und vier Minuten.«
Anna sprang vom Stuhl auf und ging auf Malte zu. »Sie wussten, was passieren würde! Sie wussten es genau, diese Heiden! Und Muutaapa wusste es ebenfalls!«
Eine Schleuse öffnete sich. Riirii schwebte herein, gefolgt von Telonia. An zwei Tentakeln des ikonischen Kommanders hielten sich Leif und Lykke fest. Beide lachten und schwatzten.
Anna hielt ihre Tränen zurück. »Telonia, was tust du da?«, fragte sie übertrieben heiter.
»Die Kinder sind auf mir herumgeklettert. Es scheint ihnen viel Vergnügen zu bereiten«, antwortete der Ikonier und ließ
Weitere Kostenlose Bücher