Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera
flüchtig Tränen von seiner rechten Wange. »Keiner von ihnen wird es schaffen«, flüsterte er. »Wir haben bereits jetzt fast eine Billiarde Menschen verloren.«
»Und praktisch alle Ikonier«, erwiderte der Schiffskapitän. »Vielleicht sind jene, die es hinter sich brachten, besser dran als wir, die wir noch leben und die wir uns den Untergang mit ansehen müssen.«
»Wenn auch nur zwei zeugungsfähige Menschen überleben, dann überlebt die Menschheit«, raunte Sinuu Peg. »Dafür Sorge zu tragen, wird unsere Aufgabe sein. – Bringen Sie uns durch den Übergang! Kurs CV80. Und dann hoffen wir gemeinsam, dass er den Antimateriesturm aufhalten wird.«
»Jawohl, Reichsgeneral, nehmen Sie bitte Platz.« Der Schiffskapitän zeigte auf einen Monitor. »Sehen Sie sich das an!« Eine riesige Flotte von Schiffen verließ den Übergang zum Dritten Distrikt.
»Was ... was hat das zu bedeuten?«, flüsterte Sinuu Peg.
»Es sind kaum Lebenszeichen an Bord der Schiffe zu finden.«
Die Flotte flog direkt auf die Sturmwand zu. »Wir müssen den Distrikt verlassen, Reichsgeneral! Uns bleibt keine Zeit, über diese armen Seelen zu philosophieren.«
Sinuu Peg nickte und setzte sich. »Ein schlechtes Zeichen, wenn Menschen von dort flüchten, wo wir unser Ziel sehen.«
Während der Sturm die letzten VERVOER einholte, wurde das Kriegsschiff im Übergang arg durchgeschüttelt. Als es schließlich den Ersten Distrikt erreicht und ruhige Fahrt aufgenommen hatte, zeigte der Monitor die schier endlose Karawane der VERVOER, denen es möglich gewesen war, ihre wertvolle Menschenfracht in den Ersten Distrikt zu bringen.
Das Schiff überholte zahlreiche Schuten und Schlepper, bis ein Thronario meldete: »Reichsgeneral, wir haben neue Bilder vom Distriktenübergang.«
»Auf den Hauptmonitor!«, forderte Sinuu Peg, erhob sich und fiel zurück in den Sessel.
Statt des Übergangs, der sich sonst als graue Verwirblung kaum vom schwarzen Weltall abhob, war ein in grellem Rot leuchtender und pulsierender Sonnenball zu sehen.
»Das sieht alles andere als gut aus«, stellte der Schiffskapitän resignierend fest.
»Unsere Satelliten melden, dass die ersten Antimateriepartikel den Ersten Distrikt erreicht haben.« Das Thronario schwebte vor dem Hauptcomputer.
»Wir hätten uns besser auf solche Situationen vorbereiten sollen, anstatt ständig militärische und wirtschaftliche Kriege zu führen.«
»Erlaubt mir zu bemerken, Reichsgeneral ...« Vorsichtig schwebte das Thronario durch den Raum auf Sinuu Peg zu. »Es scheint mir zu spät für solche Einsichten.«
»Ja. Es ist wohl zu spät.« Der General zwang sich zu einem Lächeln. Ausgerechnet ein Thronario kam zu diesem Resultat! »Was bringt dich auf einen solchen Gedanken?«
»Schaut selbst, Reichsgeneral!«
Auf dem Monitor war das Kollabieren des roten Balls zu sehen. Die anfängliche Deflagration ging allmählich in eine regelrechte Detonation über. Aus dem gewaltigen Flammenschleier formte sich eine neue schwingende Lichtwelle der siegreichen Antimaterie, die nicht in Photonen aufgegangen war, während der Übergangsnebel zerstört wurde. Ein dumpfer Hieb ließ die Menschen an Bord des Kriegsschiffes eine Minute lang nichts hören und das Schiff erzittern. Sämtliche Dioden flackerten, etliche Systeme fuhren herunter.
»Pho... Pho...tonen ...«, stotterte das Thronario und regenerierte seine Systeme. Anschließend sagte es: »We... wenn wir unsere höchstmögliche Geschwindigkeit nutzen, wird die Antimateriewelle, die sich nun entlang der Grenzen des Ersten Distrikts und gleichsam zu seinem Zentrum hin ausbreiten wird, unser Schiff in zirka vierunddreißig Stunden vernichten. Wir könnten genauso gut bleiben und auf das Ende warten.« Regungslos verharrte das Thronario vor dem Gesicht des Reichsgenerals. »Es erfüllt mich mit Gram. Doch nun wisst Ihr, warum es zu spät ist.«
Sinuu Peg hatte die Worte wie aus großer Entfernung vernommen. Er schluckte und versuchte, die Nachricht zu verdauen. Es konnte ihm nicht gelingen. »Wie viel Zeit bleibt der Kaiserin auf CV80?«, fragte er flüsternd.
»Kaiserin Anna lebt nach der irdischen Zeit. Nach meinen Hochrechnungen sind es noch sieben Tage und zwölf Stunden. Plus minus zwei Stunden.«
*
»Das obskure Ultimatum der Heiden läuft in sieben Tagen aus!« Anna lief ungestüm durch den Hauptsaal am Fuß der Pyramide auf und ab. »Ich habe erfüllt, was ich erfüllen konnte. Und doch gibt es keine Reaktion!«
»Du darfst
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