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Der Rattenfänger

Der Rattenfänger

Titel: Der Rattenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James McGee
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beim Ellbogen und führte ihn beiseite.
    »Nun, Captain, ich habe wirklich nicht damit gerechnet, dass sich unsere Wege so bald wieder kreuzen«, sagte er und sah Hawkwood durchdringend an. Mit gesenkter Stimme fuhr er fort: »Oh ja, Captain Hawkwood, ich weiß, wer Sie sind. Bei unserer Begegnung vor dem Blind Fiddler habe ich Sie sofort erkannt. Als ich Sie heute Abend in Lord Mandrakes Haus sah, wagte ich jedoch wegen Ihrer Reaktion damals nicht, mich bemerkbar zu machen.« Er umfasste Hawkwoods Ellbogen fester und fragte: »Sie beabsichtigen doch nicht wirklich, diese Sache durchzuziehen, oder?«
    »Die Würfel sind gefallen, Major. Ich weiß allerdings Ihre Besorgnis zu schätzen.«
    »Aber das ist der schiere Wahnsinn!«
    »Schon möglich«, räumte Hawkwood ein.
    »Großer Gott, Mann! Sie müssen sich mit diesem Schnösel nicht duellieren. Verhaften Sie ihn doch einfach!«
    Hawkwood seufzte. »Major, er hat zwei Zeugen, die beschwören werden, dass er alten Damen über die Straße hilft und den Armen Almosen gibt. Mit meiner Drohung, ihn zu verhaften, wollte ich ihn davon abbringen, die Situation auf die Spitze zu treiben. Es würde nie zu einer Anklage kommen.«
    »Bedenken Sie doch das Risiko! Welche Folgen hatte Ihr letztes Duell für Sie? Und jetzt sind Sie Beamter! Wollen Sie sich noch eine Karriere verscherzen? Und wenn er gewinnt? Was dann?«
    »Dann spielt es wohl keine Rolle mehr, nicht wahr?«, sagte Hawkwood mit einem schiefen Lächeln.
    Lawrence stöhnte verzweifelt.
    »Noch können Sie Ihre Meinung ändern und Ihr Angebot zurückziehen, Major«, sagte Hawkwood.
    Aber Lawrence schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe versprochen, dass ich Ihnen beistehen werde, und ich ziehe mein Wort nicht zurück.« Dann grinste der Major unvermutet und fügte hinzu: »Eigentlich sollte ich Ihnen dankbar sein, dass Sie mich vor diesem absolut langweiligen Abend gerettet haben. Ich bin Soldat, verdammt noch mal. Mich öden diese gesellschaftlichen Verpflichtungen an. Diese Gecken haben noch nie an einem Feldzug teilgenommen. Die sehen sich höchstens historische Festspiele in Astley’s Amphitheater an. Mich widert dieses Pack an. Ich kann es kaum erwarten, zu meinem Regiment zurückzukehren. In zwei Tagen breche ich nach Spanien auf, keinen Augenblick zu früh.« Plötzlich sah Lawrence völlig zerknirscht aus. »Verzeihen Sie. Ich wollte keine Erinnerungen wecken. Es tut mir Leid.«
    »Schon gut, Major. Das ist lange her.«
    »Wie auch immer, ich stehe zu meinen Worten. Aber hören Sie, wäre es nicht besser, ich würde mit unserem hitzköpfigen Freund da drüben reden? Vielleicht kann ich ihn dazu bringen, seine idiotische Herausforderung zurückzunehmen. Hätten Sie etwas dagegen?«
    Hawkwood schüttelte nur den Kopf. Lawrence ging zu den drei Männern und sprach mit Giles Campbell. Hawkwood verstand die Worte zwar nicht, sah jedoch zunächst den Ausdruck von Ungläubigkeit und dann das Erstaunen in Campbells Gesicht. Er wirkte plötzlich sehr nüchtern.
    Danach redete Campbell aufgeregt auf Rutherford ein, der abrupt den Kopf hob und Hawkwood mit einem Ausdruck des Unbehagens oder des Zweifels in den Augen anstarrte. Dann packte Campbell seinen Freund am Ärmel, der schien wie aus einer Art Trance zu erwachen, löste sich aus dem Griff und schüttelte vehement den Kopf. Sichtlich niedergeschlagen ging Campbell wieder zum Major, überbrachte ihm die offensichtlich schlechte Nachricht und zuckte resigniert mit den Schultern. Der Major ließ den jungen Mann stehen und stapfte wütend zu Hawkwood zurück.
    »Dieser Idiot! Dieser verdammte, arrogante Idiot!«
    Hawkwood wartete.
    »Ich dachte, wenn ich den Kerlen erzähle, dass Sie erfahren im Austragen von Ehrenhändeln sind, würden sie einen Rückzieher machen. Das war leider ein Irrtum.«
    »Sie haben zumindest versucht, die Gentlemen zur Vernunft zu bringen, Major. Es ist nicht Ihre Schuld, dass der Versuch fehlgeschlagen ist.«
    »Dieser Idiot ist entweder zu stolz oder zu blöd, um nachzugeben. Ich hatte gehofft, dass Campbell Einfluss auf seinen Freund hat, aber er ist wohl auf taube Ohren gestoßen. Mein Versuch, eine friedliche Lösung für diese verfahrene Situation zu finden, ist kläglich gescheitert.«
    »Etwas anderes haben Sie doch nicht wirklich erwartet, oder?«, fragte Hawkwood.
    »Ich war wohl ein wenig zu optimistisch«, sagte Lawrence.
    »Nun, die Würfel sind gefallen, wie Sie vorhin sagten. Der Junge hat sich entschieden, jetzt muss er damit

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