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Der Rattenfänger

Der Rattenfänger

Titel: Der Rattenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James McGee
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stützte den Verwundeten, während der Arzt den Hemdsärmel wegriss und mit zitternden Händen die Wunde untersuchte. Mit zusammengebissenen Zähnen krümmte sich Rutherford bei dieser Berührung. Hawkwood konnte nicht sehen, ob die Kugel den Arm durchbohrt und dabei den Knochen zersplittert hatte. Er warf die Pistole ins Gras und sagte: »Damit ist unsere Angelegenheit wohl erledigt.«
    John Rutherford blinzelte unter Tränen und sah zu ihm hoch. »Sie hätten mich töten können«, flüsterte er heiser. »Warum haben Sie’s nicht getan?«
    Hawkwood zuckte mit den Schultern. »Dafür gibt es mehrere Gründe, suchen Sie sich einen aus: Es ist ein wunderschöner Morgen. Ich habe wichtigere Dinge zu tun. Ich muss ein Verbrechen aufklären, Orte besichtigen und Personen befragen. Aber lass dir eins gesagt sein, mein Junge: Solltest du je wieder in Versuchung kommen, einen Mann zum Duell herauszufordern, dann musst du dir verdammt sicher sein, als Sieger daraus hervorzugehen.«
    Hawkwood ließ sich von Major Lawrence in seinen Rock helfen. »Hier sind wir fertig, Major«, sagte er. »Es wird höchste Zeit, dass wir verschwinden. Ich habe keine Lust, einer Patrouille meine Anwesenheit hier erklären zu müssen. Mir reicht der Ärger, den ich am Hals habe.« Er nickte James Neville und Giles Campbell, die ihn mit einem beinahe ehrfürchtigen Ausdruck in den Augen anstarrten, kurz zu. »Guten Tag, Gentlemen.«
    »Wissen Sie, Hawkwood«, sagte der Major, als die beiden sich entfernten, »hätten Sie zuerst geschossen und danebengetroffen, wäre der Junge nicht so gnädig mit Ihnen gewesen.«
    »Wahrscheinlich haben Sie Recht«, räumte Hawkwood ein. »Aber ich hätte nicht danebengetroffen.«
    Der Major erkannte an Hawkwoods ernster Miene, dass diese Bemerkung weder spöttisch noch überheblich gemeint war. Er hatte einfach eine Tatsache konstatiert.
    »Mein Gott!«, empörte sich Lawrence. »Sie wollten, dass der Junge zuerst schießt! Und Sie haben gehofft, dass er danebentrifft. Wie konnten Sie nur dieses Risiko eingehen?«
    »Weil ich mir dachte, dass dieser Junge noch nie im Leben mit einer geladenen Pistole auf jemanden gezielt hat. Ich habe damit gerechnet, dass ihn seine Nerven im Stich lassen.«
    »Oh, verdammt«, sagte Lawrence. »Und deswegen haben Sie ihn verschont?«
    Die beiden traten jetzt unter den Bäumen hervor. Vor ihnen lag eine breite grüne Wiese.
    »Für alles gibt es eine Zeit und einen Ort, Major. Keines von beiden traf hier zu. Vielleicht habe ich ja dem Jungen eine Lektion fürs Leben erteilt.«
    Voller Zweifel meinte Lawrence: »John Rutherford wird Ihnen diese Niederlage nie verzeihen.«
    »Damit kann ich leben«, sagte Hawkwood. »Schlimmer wäre es, seinen Tod auf dem Gewissen zu haben.«
    Lawrence blinzelte ungläubig. »Aber Sie waren doch Soldat und haben getötet. Denken Sie an Delancey. Den haben Sie in einem Duell erschossen.«
    Abrupt blieb Hawkwood stehen. »Delancey war Offizier und hat auch Männer im Duell getötet. Ich konnte es mir nicht leisten, diesem Bastard einen Vorteil zu gewähren. Wie bereits erwähnt, halte ich Rutherford für einen törichten, arroganten Jungen, der sich in etwas hineingesteigert hat. Und falls Sie es vergessen haben sollten, Major: Ich bin Polizist. Meine Aufgabe ist es, Duelle zu verhindern, und nicht, welche auszutragen!«
    Lawrence schwieg kurz und grinste dann. »Hat Sie schon mal jemand darüber informiert, mein Freund, dass Sie dazu neigen, sich hart an der Grenze des Gesetzes zu bewegen?«
    Da sah der Major zum ersten Mal, wie sich auf Hawkwoods Gesicht ein Ausdruck echter Belustigung ausbreitete. Wie dieses Lächeln ihn verändert, dachte Lawrence. Sogar die Narbe unter seinem Auge ist kaum noch zu sehen.
    »Ja, das kommt öfter vor«, sagte Hawkwood lachend.
    Vor ihnen lag jetzt Hyde Park Corner. Von dort führte eine Straße zum Piccadilly und der Fußweg gegenüber zur Knightsbridge.
    »Na, wenigstens können wir für eins dankbar sein«, überlegte Lawrence laut. »Es ist höchst unwahrscheinlich, dass Rutherford seine Niederlage ausposaunen wird, denn er hat sich mit einem Mann duelliert, der nicht einmal zum Adel gehört!« Ernst fügte er hinzu: »Und ich bezweifle, dass Neville und Campbell Klatschgeschichten verbreiten werden.«
    Wahrscheinlich hat der Major Recht, dachte Hawkwood. Duelle werden als Privatsache betrachtet, und da weder ich noch Rutherford Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sind, wird diese Angelegenheit kein

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