Der Rattenfänger
seiner Seite versteifte, und sagte zu Neville: »Ich bin der Meinung, ihr solltet euch bei der Lady entschuldigen. Und zu deiner Information, du betrunkener Scheißkerl: Ich bin kein verdammter Dienstbote!«
Wahrscheinlich war es der Ausdruck in Hawkwoods Augen sowie dessen Worte und Ton, der Neville erstarren ließ und ihn warnte, dass er womöglich einen schweren Fehler begangen hatte. Langsam ließ er den Blick über Hawkwood schweifen, und zum ersten Mal flackerte Zweifel in seinen Schweinsäugelein auf.
Hawkwood musterte John Rutherford, so dass ihm verschiedene Gedanken durch den Kopf gingen: Wenn dieser Mann, der ihr abendliches Vergnügen gestört hatte, kein Dienstbote war, könnte er womöglich ein Gast des Hauses sein. Auch wenn seine unauffällige Kleidung nicht darauf schließen ließ. Rutherfords Neugier war offensichtlich geweckt.
»Also, Sir, wer sind Sie?«, wollte Campbell wissen. »Na los, raus damit!«
»Ich heiße Hawkwood.«
»Tja, Mr. Hawkwood, wenn jemand eine Entschuldigung verdient hat, so wohl mein Freund Neville. Und auch Rutherford, denn ihm hat sie schöne Augen gemacht und sich dann geziert. War’s nicht so, Rutherford? Aber sie ist nichts als eine berechnende Mieze. Was ist das für eine traurige Welt, in der ein Mann einem Mädchen nicht mehr zulächeln darf, ohne als Wüstling beschimpft zu werden! Wir sollen uns bei ihr entschuldigen? Pah! Wofür denn? Na los, Ruthers, sag’s ihm!«
»Stimmt genau«, sagte John Rutherford verächtlich. »Dieses Flittchen hat mich aufgegeilt und dann die Spröde gespielt.«
» Ce n’est pas vrai! « , widersprach die junge Frau mit blitzenden Augen. Hawkwood spürte förmlich ihre hitzige Wut.
Rutherford schoss die Röte in sein blasses, arrogantes Gesicht. Offensichtlich hatte er verstanden, was die junge Dame gesagt hatte. Vielleicht nicht die Worte, aber deren Bedeutung. Mit zusammengebissenen Zähnen sagte er: »Dieses Miststück hat mich einen Lügner genannt. Ihr Wort steht also gegen meines. Wem glauben Sie?«
Hawkwood sah ihm direkt in die Augen. »Ihr natürlich. Mit dem größten Vergnügen.«
Diese Beleidigung verschlug Rutherford zunächst die Sprache. Giles Campbell schnappte nach Luft, während James Neville nur verwirrt aussah.
»Was, Sie unverschämter …«, belferte Rutherford, vor Wut schäumend und trat mit geballten Fäusten einen Schritt vor.
»Mach dich nicht zum Idioten, mein Junge«, sagte Hawkwood. »Gib auf. Geh mir einfach aus den Augen.«
Diese Maßregelung brachte das Fass zum Überlaufen. Rutherford holte mit wutverzerrtem Gesicht zum Schlag aus. Hawkwood reagierte blitzschnell und packte mit eisernem Griff dessen rechtes Handgelenk.
»Ich habe dich gewarnt, Bürschchen«, sagte Hawkwood verächtlich und ließ Rutherfords Hand los. »Zwing mich nicht, dir wehzutun.«
John Rutherford, jetzt blass vor Wut, rieb sich das Handgelenk. »Was fällt Ihnen ein! Niemand behandelt mich derart grob oder spricht in diesem Ton mit mir! Ich verlange Satisfaktion!«
»Was?«, sagte Hawkwood ungläubig. »Sind Sie verrückt? Sie fordern mich heraus? Um Himmels willen, ich bin ein Vertreter des Gesetzes und habe den dienstlichen Auftrag, Lord Mandrakes Hab und Gut zu schützen. Und Sie fordern mich zum Duell heraus? Dafür könnte ich Sie festnehmen.«
Auf Rutherfords Stirn pulsierte eine Ader. »Sie wollen mich festnehmen? Mein Vater kauft und verkauft Abschaum Ihresgleichen! Ob Gendarm oder Oberster Richter, niemand beleidigt und verleumdet mich im Beisein meiner Freunde. Ich verlange eine Entschuldigung! Oder Sie nennen mir Ihren Sekundanten, damit ich Ihnen eine Lektion erteilen kann, die Sie lehren wird, in Zukunft Ihre Zunge zu hüten!«
Hawkwood traute seinen Ohren nicht und dachte nur: Das ist der schiere Wahnsinn! Er merkte, dass die junge Frau ihn ansah, und versuchte, ihren Gesichtsausdruck zu interpretieren. War es Verwirrung? Besorgnis? Oder etwas anderes? Er wusste es nicht. Ihrem empörten Ausruf zufolge war sie Französin, beherrschte jedoch offensichtlich die englische Sprache und hatte verstanden, worum es bei der Auseinandersetzung ging. Erwartete sie etwa von ihm, dass er seine Worte zurücknahm und feige davonlief?
Es war James Neville, der versuchte, die Situation zu retten. Er lachte nervös und sagte bemüht scherzhaft: »Du lieber Himmel, Ruthers. Du kannst von dem Kerl keine Satisfaktion verlangen. Duelle werden doch nur unter Gentlemen ausgetragen.«
»Er hat Recht, alter Junge«,
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