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Der Rattenfänger

Der Rattenfänger

Titel: Der Rattenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James McGee
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leben.« Der Major straffte die Schultern und fuhr fort: »Weil es mir nicht gelungen ist, einen der Kontrahenten davon abzuhalten, sich leichtfertig in dieses Abenteuer zu stürzen, müssen wir jetzt Ort und Waffenart festlegen.« Wieder durchbohrte Lawrence Hawkwood mit seinem Blick. »Da Sie herausgefordert wurden, liegt die Wahl der Waffen bei Ihnen. Was soll ich Ihrem Kontrahenten übermitteln?«
    Da lächelte Hawkwood.

7
    Der Austragungsort für das Duell war von den Kontrahenten sorgfältig gewählt worden. Die in einem Wäldchen versteckte Lichtung namens Dell lag am südlichen Rand des Hyde Parks, nahe am Ufer des Serpentine-Sees.
    Auch an anderen, überall im Stadtgebiet verstreut liegenden Orten wurden private Ehrenhändel ausgetragen. Dazu gehörten im Norden die Ring Road, eine Grünfläche in Lincoln’s Inn Fields und am Bloomsbury Square.
    Zur vereinbarten Zeit – eine Stunde nach Sonnenaufgang – lag die Lichtung im diesigen Schein der Morgenröte. Das noch vom Tau feuchte Gras glänzte silbern. Eine nur von Vogelgezwitscher unterbrochene Stille herrschte an diesem Ort, und viele Leute hätten ein Duell gerade hier als ein Sakrileg empfunden. Doch die Abgeschiedenheit und die frühe Stunde verringerten das Risiko, entdeckt zu werden.
    Hawkwood und der Major wurden von ihren Kontrahenten bereits erwartet. James Neville und Giles Campbell nahmen das Eintreffen der beiden mit einem knappen Nicken zur Kenntnis. Auf John Rutherfords Gesicht glaubte Hawkwood einen flüchtigen Ausdruck der Überraschung wahrzunehmen, so als hätte er nicht erwartet, dass der Runner tatsächlich erscheinen werde. Dann warf ihm Rutherford einen finsteren Blick zu und drehte sich um. Etwas abseits stand eine jämmerlich aussehende Gestalt in einem dunklen Umhang und schniefte in ein zerknülltes Taschentuch.
    »Herrgott!«, murmelte Major Lawrence erbost, »dieser Arzt pfeift ja aus dem letzten Loch. Ich frage mich, aus welcher Kneipe sie den gezerrt haben.«
    Hawkwood enthielt sich eines Kommentars, denn von einem Arzt, der einem Duell beiwohnte, wurde nicht erwartet, dass er gesund und munter war, sondern nur diskret. Beide Parteien zahlten anteilig sein Honorar und erkauften sich damit nicht nur seine Dienste, sondern vor allem sein Schweigen. Allein der Arzt würde von dieser Auseinandersetzung profitieren.
    Da trat James Neville vor. Er gab sich brüsk und dienstbeflissen, als er sie begrüßte: »Guten Morgen, Gentlemen. Ihr Einverständnis vorausgesetzt, übernehme ich die Leitung des Prozedere. Kommen wir gleich zur Sache. Nachdem beide Parteien Zeit hatten, über diese Forderung nachzudenken, frage ich Sie jetzt, ob einer der Kontrahenten seine Meinung geändert hat und von dem Duell Abstand nehmen will.«
    Giles Campbell, der Bevollmächtigte John Rutherfords, schüttelte nur den Kopf. Nachdem Major Lawrence Hawkwood noch einmal bittend angesehen und keine Reaktion erhalten hatte, tat er dasselbe.
    Worauf James Neville entschlossen nickte und konstatierte: »So soll es denn sein. Folgen Sie mir bitte.«
    Er ging zum Rand der Lichtung voran, wo ein kleiner Klapptisch unter den Bäumen stand. Darauf lag ein schwarzes Samttuch, unter dem sich ein eckiger Gegenstand abzeichnete. James Neville schlug das Tuch zurück, öffnete wortlos den Deckel eines flachen Etuis aus Mahagoniholz, trat beiseite und sagte zu Hawkwood: »Ich gehe davon aus, dass Sie mit der Wahl der Waffen einverstanden sind.«
    Hawkwood warf einen flüchtigen Blick in das Etui und nickte.
    »Sehr gut. Dann darf ich die Sekundanten bitten, die Pistolen zu inspizieren.«
    Die beiden identischen Mortimer-Pistolen hatten vierzig Zentimeter lange, achteckige Läufe und waren in ihrer schlichten Ausführung Musterbeispiele erlesener Waffenschmiedekunst. Nachdem sich beide Sekundanten nach gründlicher Inspektion der Waffen zufrieden zeigten, deutete Neville auf das Etui und verkündete: »Gentlemen, bitte treffen Sie Ihre Wahl.«
    Hawkwood zog seinen Rock aus und reichte ihn Major Lawrence. Er griff ohne Zögern nach der zuvorderst im Etui liegenden Pistole, denn der Major hatte sich vergewissert, dass beide Waffen Kugeln von derselben Größe und dieselbe Menge Pulver enthielten.
    Nachdem John Rutherford die zweite Pistole an sich genommen hatte, räusperte sich James Neville, ehe er weitere Anweisungen gab. »Stellen Sie sich jetzt Rücken an Rücken. Wenn ich zu zählen beginne, gehen Sie zwölf Schritte in die jeweils entgegengesetzte Richtung. Auf mein

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