Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rattenfänger

Der Rattenfänger

Titel: Der Rattenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James McGee
Vom Netzwerk:
»Jago, ich reiß dir das Herz raus!«, schrie der Mörder und sprang nach vorn. Jago machte einen Satz zurück. Die Klinge des Entermessers schrammte um Haaresbreite an seinem Brustkorb vorbei. Scully fluchte und stach wieder zu. Da schwang Jago seinen Knüppel, Scully duckte sich jedoch, sodass er ihn nur an der Schulter traf. Doch er brüllte vor Wut und taumelte rückwärts.
    Das Feuer breitete sich aus. Die Koje brannte bereits lichterloh. Züngelnde Flammen krochen über die Planken, leckten am Schott und an der Unterseite der Tür. Der Saum von Wiesels Rock fing an zu schwelen.
    Hawkwood stemmte seine Füße gegen Wiesels Leiche und versuchte, sich aufzurichten. Noch immer umkreisten sich Scully und Jago in der engen Kajüte. Die Klinge des Entermessers funkelte im Schein der Flammen, als er damit hektisch nach Jago stieß. Der parierte den Schlag mit seinem Knüppel und prügelte dann mit aller Wucht auf Scullys Handgelenk. Der Knochen brach, und das Messer fiel ihm aus den gefühllos gewordenen Fingern. Jetzt stieß er mit der Ahle nach Jago. Er versuchte, den Hals seines Gegners zu durchbohren, doch Jago schlug das mörderische Werkzeug beiseite und rammte Scully seinen Knüppel derart heftig in den Magen, dass der Glatzkopf keuchend nach Luft schnappte.
    Jetzt schlug Jago ihm die Ahle aus der Hand und verpasste ihm einen harten Schlag auf den kahlen Schädel. Scully stürzte seitwärts. Sein Stiefelabsatz verfing sich am Tischbein und noch im Fallen griff er wieder nach seiner Ahle. Blut strömte ihm übers Gesicht. Jago stand mit gespreizten Beinen über ihm, hob seinen Knüppel und schlug ihm noch einmal auf den Kopf. Es war ein Geräusch, als würde eine Melone mit einer Axt gespalten. Dann prallte Scullys Körper auf den Boden und blieb dort reglos liegen.
    Jago warf einen letzten angeekelten Blick auf den Toten und knurrte: »Bastard! Feiges Stück Scheiße!«
    Wiesels Haare und Kleider brannten jetzt lichterloh. Hawkwood roch verbranntes Fleisch. Die Blutlache unter Wiesels Kopf brutzelte wie Fett in einer Pfanne. Rauch breitete sich in der Kajüte aus. Von draußen waren nun Schreie zu hören.
    Hawkwood deutete mit dem Kopf auf Wiesel und rief krächzend: »Der Schlüssel. Jago, hol den verdammten Schlüssel!«
    Jago durchsuchte hastig die bereits schwelenden Kleidungsstücke des Toten und hielt dann zufrieden den Schlüssel in die Höhe. Schnell kniete er sich neben Hawkwood, schloss die Fesseln auf und zerrte den Runner auf die Beine.
    Hawkwood rieb sich die Handgelenke und suchte nach einem Fluchtweg aus dieser Hölle aus Rauch und Feuer. »Das Bullauge!«, schrie er.
    Einen Fuß hatte er bereits durch die runde Öffnung gesteckt, als Jago brüllte: »Nie im Leben!«
    »Was?«, keuchte Hawkwood, als er sah, dass Jago zurückwich.
    »Da spring ich nicht runter«, krächzte Jago.
    »Herrgott noch mal, Nathaniel! Das verdammte Schiff brennt!«
    Jago schüttelte den Kopf. »Schauen Sie doch mal runter. Da unten ist es so schwarz wie in einem Höllenschlund. Wie soll ich wissen, wo ich reinspringe?«
    Das Knistern der Flammen wurde immer lauter. Wegen der Rauchschwaden konnte Hawkwood die Tür kaum noch sehen. Er starrte Jago fassungslos an. »Um Himmels willen, du bist doch schon mal von Bord eines Schiffs gesprungen, um der Militärpolizei zu entgehen. Was ist jetzt anders?«
    »Damals konnte ich sehen, wo ich hingesprungen bin. Jetzt ist es stockfinster draußen.«
    »Ich kann’s nicht fassen!«, fluchte Hawkwood und zog sein Bein wieder durch das Bullauge herein. »Also gut. Wir gehen durch die verdammte Tür!«
    Mitten in der Kajüte blieb er jedoch abrupt stehen. Jago fluchte, als Hawkwood über Wiesels Leiche stieg und sich mit ausgestreckten Armen zum Tisch vortastete. Es sah aus, als würde er in die lodernden Flammen greifen. Doch dann hatte Hawkwood seinen Schlagstock in den Händen und taumelte hinter Jago zur Tür hinaus.
    Auch im Gang hatte sich das Feuer bereits ausgebreitet und Rauchschwaden quollen durch den Schiffsbauch zu den Schlafhöhlen. Die Hängematten und Kojen wurden fluchtartig verlassen. Entsetzt stellte Hawkwood fest, dass manche Opiumraucher, sich der Gefahr nicht bewusst, völlig reglos liegen blieben und ihre Pfeifen umklammerten. Unter den Fliehenden brach blinde Panik aus, aber niemand machte sich die Mühe, die Flammen zu ersticken. Jeder war nur darauf bedacht, seine eigene Haut zu retten.
    Hawkwood tappte blindlings durch den Qualm. Seine Kehle und seine Lungen

Weitere Kostenlose Bücher