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Der Rattenfänger

Der Rattenfänger

Titel: Der Rattenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James McGee
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»Wie wär’s, wenn Sie mir erzählen würden, worum es bei dieser verdammten Geschichte eigentlich geht.«
    »Du wirst es mir nicht glauben«, sagte Hawkwood erschöpft.
    »Na, raus damit!«, sagte Jago. »Wir haben viel Zeit.«
    Da weihte Hawkwood ihn in alles ein. Angefangen von dem Überfall auf die Postkutsche über das Verschwinden des Uhrmachers bis hin zu Warlocks Ermordung und William Lees Unterseeboot. Als er fertig war, brannte seine mit Brandy gut geölte Kehle, als hätte er Brennnesseln geschluckt.
    »O verdammt!«, fluchte Jago nach längerem Schweigen. »Das ist doch nicht Ihr Ernst, oder doch? Und was passiert jetzt?«
    »Wir machen uns auf die Suche nach Lee und hindern ihn daran, seinen teuflischen Plan auszuführen.«
    »Puh!«, sagte Jago. »Wen meinen Sie mit wir? Herrgott, Sie haben vielleicht Nerven!« Dann dachte er nach und verkündete nicht ohne Stolz: »Also gut, verdammt noch mal! Ich mache mit. Aber wie sollen wir diesen Mistkerl aufhalten, wenn wir nicht einmal wissen, wo er steckt?«
    »Keine Ahnung«, sagte Hawkwood. »Ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass ich etwas Entscheidendes übersehen habe.«
    Die beiden starrten eine Weile schweigend in ihre Becher.
    »Verdammte Generäle!«, sagte Jago schließlich.
    »Was?«, fragte Hawkwood verdutzt und sah Nathaniel an.
    Jago seufzte. »Verdammte Generäle, haben wir doch immer geschimpft. Nie haben sie uns irgendetwas wissen lassen. Immer sind wir im Dunklen getappt, und dann steckten wir in der Scheiße. Wenn Sie mich fragen, so passiert jetzt genau dasselbe. Ich glaube, jemand da oben hat Ihnen nicht die ganze Wahrheit erzählt. Erst wenn Sie dahinterkommen, was die Kerle Ihnen verschwiegen haben, können Sie handeln.«
    »Du hättest General werden sollen«, sagte Hawkwood bewundernd.

16
    Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Nathaniel«, sagte Hawkwood grinsend, als er merkte, wie unbehaglich sich der Exsergeant fühlte. »Solange ich bei dir bin, wird dir niemand etwas tun.«
    »Wenn Sie das sagen«, entgegnete Nathaniel Jago skeptisch.
    Ich an seiner Stelle wäre auch nervös, dachte Hawkwood amüsiert. Schließlich ist es für einen Bandenchef höchst ungewöhnlich, sich um zwei Uhr früh in den Amtszimmern des Obersten Richters in der Bow Street aufzuhalten.
    Völlig verschlafen im Nachthemd mit Zipfelmütze hatte Ezra Twigg den Männern die Tür geöffnet und sie wortlos hereingelassen. Hawkwoods rußgeschwärzte Kleidung und sein übel zugerichtetes Gesicht waren ihm trotzdem nicht entgangen.
    »Ich muss unbedingt mit dem Richter reden, Ezra«, sagte Hawkwood. »Ist er noch auf?«
    »Natürlich ist er noch auf«, murrte der Sekretär. »Und auch angekleidet. Dieser Mann scheint keinen Schlaf zu brauchen. Nicht wie unsereins«, giftete Ezra.
    Dann tappte Ezra Twigg Verwünschungen murmelnd davon. Hawkwood stieg, von Jago gefolgt, die Treppe hoch zum Amtszimmer des Richters.
    James Read saß noch an seinem Schreibtisch und zeigte sich über den unerwarteten Besuch zu so später Stunde keineswegs überrascht. Er stand auf und kam seinen Besuchern entgegen.
    »Guten Morgen, Hawkwood«, sagte der Oberste Richter und musterte die beiden, ehe er hinzufügte: »Und Sie sind der berühmt-berüchtigte Sergeant Jago, nehme ich an?«
    Jago wart Hawkwood einen erschrockenen Blick zu.
    »Na, na, Sergeant«, beruhigte ihn James Read. »Keine Angst. Ich habe schon viel von Ihnen gehört. Ihr Ruf eilt Ihnen voraus.« Dann musterte der Oberste Richter Hawkwood von Kopf bis Fuß. »Darf ich fragen, warum Sie aussehen, als seien Sie unter die Hufe eines Schwadrons Dragonerpferde geraten?«
    »Ich hatte eine Auseinandersetzung mit einem der Straßenräuber.«
    »Ach, tatsächlich?«, freute sich James Read. »Dann haben Sie ihn also gefasst? Fantastisch.«
    »Ja, schon …« Hawkwood stockte. »Aber er ist tot. Nathaniel musste ihn töten.«
    Der Richter machte ein langes Gesicht. »Das ist sehr bedauerlich.« Er sah Jago an und fügte hinzu: »Ich nehme an, das war nicht zu vermeiden, oder?«
    »Er hätte mich umgebracht, wenn Jago nicht dazwischengegangen wäre«, warf Hawkwood ein. »Er hat mir das Leben gerettet.«
    »In dem Fall, Sergeant, sind wir Ihnen zu großem Dank verpflichtet.« Read ging zu seinem Schreibtisch zurück. »Also, wer war dieser Mörder?«
    »Er hieß Scully und hat früher bei der Marine gedient. Das erklärt auch, warum er ein schlechter Reiter war. Scully hat Ramillies, unseren Agenten, erschossen. Er und

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