Der Raub des Wikingers
verletzt - ein Schlag gegen den Kopf mit einem Morgenstern. Seitdem ist er bewusstlos.«
»Hast du den Morgenstern geschwungen?«
»Nein, das war nicht ich.«
»Sieh mich nicht so entrüstet an, als wenn du noch nie einem Mann einen tödlichen Schlag versetzt hättest. Ich weiß es besser, die Beule auf meinem Kopf spricht für sich.«
Tyra sah nicht einmal schuldbewusst aus. Statt dessen hob sie störrisch das Kinn.
Adam fiel etwas ein. »Dein Vater ist seit sechs Wochen ohne Bewusstsein, und da erwartest du, dass ich ihn heile? Was, wenn das misslingt? Dann, wette ich, schlägst du mir sicher den Kopf ab. Du verlangst etwas Unmögliches von mir, Wikingerin. Unmöglich!« Er schnaubte ungläubig. »Bist du schwachsinnig, Frau? Ich bin Arzt, kein Zauberer.«
»Ich bin nicht schwachsinnig, nur verzweifelt«, gab sie zur Antwort.
Adam sah, dass sie ihren Stolz überwinden musste, um das zuzugeben. Er wusste zu gut, wie sehr es schmerzte, jemanden zu verlieren, den man liebte. Sanfter setzte er hinzu: »Du musst deinen Vater sehr lieben.«
Zu seiner Überraschung zuckte sie die Achseln. »Der alte Fuchs ist sogar noch egoistischer als du. Natürlich will ich, dass er lebt, aber hauptsächlich deshalb, damit ich ihn überzeugen kann...« Ihre Stimme erstarb, und sie wurde noch röter.
Jetzt wurde es interessant. »Wovon überzeugen kannst?«, fragte er, als sie ihn nicht ansah.
»Ach, egal«, erwiderte sie und ging davon.
Als sie das nächste Mal vorbei kam, setzte sie die Unterhaltung fort. »Du musst wissen, dass ich vier Schwestern habe«, ließ sie ihn wissen.
»Was?« Er konnte sich nicht erinnern, sie danach gefragt zu haben.
»Vier Schwestern, und alle drängen mich und nörgeln sie an mir herum, damit ich nur eines tue.«
»Und was sollte das sein?«
»Heiraten.«
Uh-oh.
»Weißt du, in der Familie meines Vaters gibt es eine Tradition ... eine unverrückbare, die von Generation zu Generation weiter gereicht wird. Die Töchter einer Familie dürfen nur in der Reihenfolge ihres Alters heiraten. Die Älteste muss vor der zweiten heiraten, die zweite vor der dritten und so weiter.«
Tyra sah so traurig aus, dass sie ihm fast Leid tat.
Fast. Sein Humor gewann die Oberhand. »Lass mich raten, und du bist die Älteste ?«
Sie nickte.
»Warum heiratest du dann nicht?«, fragte er, wieder ernst.
»Sieh mich doch an.« Sie stellte sich gerade vor ihn hin.
Das tue ich, das tue ich viel zu oft. »Und?«
»Der Punkt ist, dass ich nicht die Eigenschaften besitze, die ein Mann bei einer Frau gewöhnlich begehrenswert findet.«
Scher nicht alle über einen Kamm, meine Dame. »Wenn du es sagst.«
»Als ich zehn war, hat mein Vater außerdem erkannt, dass er nur Töchter zeugen kann. Er begriff, wenn sein Erbe in der Familie bleiben sollte, ich es erben muss. Also hat er mich als Krieger ausgebildet ... gut ausgebildet. Deshalb ist es so dringend, dass du meinen Vater heilst. Falls er stirbt, muss ich weiter seine Männer anführen.«
»Ich bin verwirrt. Wenn dein Vater stirbt, führst du die Männer an. Wenn du aber willst, dass er lebt, ist der Grund der, dass du einen willigen Ehemann suchst?«
Sie funkelte ihn an. »Nein, du Dummkopf. Missverstehst du mich bewusst? Ich will keinen Mann, aber ich will, dass meine Schwestern heiraten können. Und mein Vater soll wieder gesund werden, sodass er seine Pflichten wieder übernehmen kann. Dann kann ich mich von der Familie lossagen ... eine Scheidung, sozusagen. Wenn ich nicht mehr seine Tochter bin, muss ich mich auch nicht einem hassenswerten Unterdrücker unterwerfen - einem Ehemann - nur um meiner Schwestern willen.«
»Wenn so eine Ablösung so leicht zu vollziehen ist, warum hast du das dann nicht längst getan?«
Sie errötete. »Ich bin jetzt erst auf die Idee gekommen.«
»Das ist die größte weibliche Unlogik, die mir je untergekommen ist«, erwiderte er. »Was in aller Welt willst du denn nur machen, wenn diese ... diese Scheidung durch ist?«
»Das ist doch klar, dann schließe ich mich der Varangia-nergarde an.«
»In Byzanz?« Mit offenem Mund sah er sie an. »Ich habe noch nie gehört, dass eine Frau in diese Wikinger-Elitetruppe aufgenommen wurde.«
»Ich habe bereits mit dem Kapitän des Kaisers gesprochen. Er denkt, dass es nicht nur möglich, sondern sogar erwünscht ist.« Sie hob herausfordernd den Kopf.
Er stammelte nur: »Oh, Himmel!« Dann begann er zu lachen, lachte und lachte.
Als er abends Rashid die Geschichte
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