Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Raub des Wikingers

Der Raub des Wikingers

Titel: Der Raub des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Hill
Vom Netzwerk:
der Schiffe waren die Pferde angebunden, darunter auch Rashida und seins.
    Alles in allem führte die Wikingerprinzessin ihre Leute auch auf See mit bemerkenswertem Können an. Wie Rashid gerne sagte: »Eine Armee von Schafen, die von einem Löwen angeführt wird, kann eine Schar Löwen schlagen, die ein Schaf anführt.« Tyra war eindeutig ein Löwe - und ihre muskulösen Krieger konnte man kaum als Schafe bezeichnen.
    Das hatte Adam erst heute Morgen erlebt, als ihr Schiff von Piraten angegriffen worden war. Aus dem Nebel war das Drachensegel der Freibeuter aufgetaucht wie ein gigantisches Seeungeheuer. Um die Szene noch unheimlicher zu machen, hatten die Angreifer grimmige Schreie ausgestoßen, als wären sie Geister aus Niflheim, der norwegischen Unterwelt. Tyras zweites Schiff war schon zu weit weg gewesen, um ihnen zu Hilfe kommen zu können. Die drei Dutzend Piraten hatten Tyras Schiff mit Enterhaken herangeholt und waren dann hinüber gesprungen.
    Tyra hatte den Gegenangriff angeführt, indem sie dem ersten Mann den Hals durchschnitten und den zweiten von hinten ergriffen und ihm solange die Kehle zugedrückt hatte, bis er tot zu Boden fiel. Grunzen, Stöhnen, Schreie und unterdrücktes Brüllen waren zu hören gewesen, aber vor allem hatte man das metallische Klingen der Schwerter und Äxte gehört, die im Kampf aufeinander prallten. Der Kampf dauerte eine halbe Stunde, ehe die Piraten das Boot verließen, rasch davon ruderten und zehn tote Piraten und viel Blut zurückließen. Das hatte gereicht, um Adam zu beweisen, dass Tyra in der Tat eine Wikinger-Kriegerin war, Frau hin oder her.
    Zu seinem Kummer hatte er gehört, wie Tyra Björn, der in seinem zivilen Leben Schmied war, fragte, ob er ihr das Blut der besiegten Piraten in einen Eimer füllen könne, damit sie es mit nach Hause nehmen könnte. Dort wurde das Blut eines Feindes dazu benutzt, das weißglühende Stahl des Schwertes beim Schmieden abzukühlen ... obwohl Wasser hierfür mehr als ausreichend war.
    In dem Moment hatte er geglaubt, dass es ihr Ernst war, aber vielleicht hatte sie ihn auch nur schockieren wollen.
    Dieses blutdürstige Weib kam gerade bei ihm vorbei, und was war das für ein Anblick! Egal, was die Frau vorhatte, sie stolzierte jedes Mal mit vorgestreckter Brust und festem Schritt vorüber. Adam hatte Gelegenheit genug gehabt, sie hier zu beobachten und war zu dem Schluss gekommen, dass sie sich größte Mühe gab, männliche Eigenheiten anzunehmen. Vielleicht dachte sie, dass sie dann mehr Autorität hätte. Gelegentlich kratzte sie sich wie ein Mann zwischen den Beinen und spuckte über die Bordwand.
    Jetzt wollte sie wie üblich blicklos an ihm vorbei schreiten, um die Arbeit ihrer Männer an Deck zu überwachen. Adam biss die Zähne zusammen. Zum Glück klapperten sie jetzt nicht mehr. Ehe Tyra ihn vor zwei Tagen entführt hatte, hatte sie ihm Gelegenheit gegeben, sich lange Hosen, eine Wolltunika und einen Mantel anzuziehen. Doch der Aufenthalt an Deck hatte die Kleidungsstücke rasch mit Seewasser durchnässt, und heute war der erste Tag, an dem die Sonne schien. So waren sie jetzt nur noch mit Salz bedeckt. Darin unterschied er sich nicht von den anderen an Bord. Die Wikingerboote lagen tief im Wasser, sodass jeder den Großteil des Tages von der Gischt durchweicht wurde. Das Wasserschöpfen gehörte zur Tagesordnung.
    »Wikinger-Dame«, rief er aus, ohne den Sarkasmus in seiner Stimme unterdrücken zu können.
    Tyra blieb stehen und hob fragend eine Braue. »Was ist? Noch mehr Klagen? Ist es zu kalt? Zu nass? Hast du Hunger? Zu müde, zu wund? Zu, zu, zu ...«
    Fast hätte er sie angebrüllt, doch rasch beherrschte er sich. »Ich weiß, dass ich ein Gefangener bin, aber auch Gefangene haben Rechte, wie du weißt.«
    »Ich würde es nicht gerade Entführung nennen«, gab sie zurück.
    »Wirklich nicht? Wie würdest du es denn nennen?«
    »Eine nachdrückliche Einladung, meine Heimat zu besuchen.«
    »Wortspiele!«
    »Und was die Frage angeht, warum ich dich nicht losbinde, dann denk doch daran, was passiert ist, als ich in deinem Haus einen Moment lang abgelenkt war. Da lag ich flach auf dem Rücken und hatte deine Klauen an der Kehle.«
    Flach auf dem Rücken. Ja, da sollte eine Frau auch sein .. .besonders diese lästige Frau vor ihm. Und da wird sie auch landen, wenn es nach mir geht.
    Was war nur an dieser Frau? Im einen Moment will ich meine Hände frei haben, um ihr den Hals umzudrehen. Im anderen will ich die Hände

Weitere Kostenlose Bücher