Der Raub des Wikingers
seinem Zorn entkommen wollte.
Ich habe meinen besten Freund verletzt.
Ich habe einen dreifachen Schatten von Kindern auf den Fersen.
Falls der König stirbt, werde ich wahrscheinlich um mein Leben rennen müssen.
Ich habe mich wider aller Vorsätze mit einer Wikingerin eingelassen, die auch noch kämpft.
Wie konnte mein Leben nur so ein Schlamassel werden ? Er vergrub sein Gesicht in den Händen.
Was würde wohl noch passieren?
»Ihr Onkel Tykir ist hier«, rief Rashid fröhlich eine Stunde später, als wenn sie nie ein scharfes Wort gewechselt hätten.
Adam fuhr auf, als ihm klar wurde, was Rashid da eben gesagt hatte. Tykir? Hier? Himmel, was sollte er nun machen? Er wird mich auslachen, ganz bestimmt.
Adam war gerade im Zimmer des Königs, um nach ihm zu sehen. Thorvald war noch nicht aus seinem tiefen Schlaf erwacht.. .ob er das je würde? Doch er atmete normal, und er hatte kein Fieber. Fieber war immer Grund zur Sorge.
Adam schloss leise die Tür und gab Vater Efrid den Auftrag, bei Thorvald sitzen zu bleiben und ihn zu rufen, sobald eine Änderung eintrat.
Als er den Flur entlang ging, erzählte ihm Rashid: »Sie haben das neue Baby mitgebracht. Anscheinend haben sie sich verrechnet, denn es ist schon vor zwölf Wochen gekommen. Es ist ein Junge ... noch ein Sohn für sie. Allah muss den Vater sehr lieben, dass er ihn so belohnt.«
Rashid redete Unsinn, wie so oft, aber Adam hatte den Verdacht, dass er damit seine durch den Streit ausgelöste Verlegenheit überspielen wollte. Er legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich muss mich für meine harten Worte entschuldigen.«
Rashid nickte und hob die Hände. »Zwischen Freunden muss man sich nicht entschuldigen. Bedenkt nur, Master Adam, dass wir aus unterschiedlichen Kulturen stammen. Urteilt nicht so schnell über mich.«
Sie erreichten die große Halle, wo Rashid sich auf die Suche nach Rafn begab. Adam wurde sofort von seinem Onkel Tykir begrüßt, der ihn hochhob und herzlich umarmte. Tykir und er waren gleich groß, aber Tykir war viel schwerer und ein wilder Wikingerkrieger, der sein Heim Dragonstead mit eiserner Hand regierte. Dragonstead lag kaum eine Tagesreise zu Pferd entfernt, und nach nordischen Maßstäben war er ein Nachbar von Thorvald.
»Wie läuft es denn so, Junge?«, fragte Tykir, als er ihn losgelassen hatte. Er war schon einige Jahre älter als vierzig, aber sein Alter stand ihm gut. Seine hellbraunen Haare zeigten erst wenige graue Strähnen. Tykir schob Adam jetzt zu einem der Tische, wo ein Hausdiener ihnen Met eingoss. »Wir haben gehört, dass du hier bist, und ich habe mir Sorgen gemacht. Alinor hat vorgeschlagen, dass wir herkommen. Auch sie war besorgt.«
»Ich habe König Thorvald heute Morgen operiert. Bislang ist er noch am Leben«, informierte Adam seinen Onkel.
Tykir nickte, nahm einen großen Schluck Met und ließ sich dann auf die Bank sinken, wobei er Adam bedeutete, sich neben ihn zu setzen. Dann grinste er, worauf Adam die ganze Zeit gewartet hatte.
Adam tat so, als würde er das Grinsen nicht bemerken, und trank aus seinem Becher.
In dem Moment umarmte ihn Alinor von hinten und fragte: »Wie geht es dir, Adam, mein Lieber?«
Er drehte sich um, um seine Tante besser sehen zu können. Er hatte beide schon ein paar Jahre lang nicht mehr gesehen. Ihr Haar war nach wie vor von einem rostigen Rot und ihr Gesicht voller Sommersprossen. Tykir hielt sie für umwerfend. Selbst nach zehn Jahre Ehe war der Mann von seiner Frau immer noch hingerissen, das konnte jeder, der die beiden betrachtete, auf den ersten Blick erkennen.
»Ah, und das ist wohl der Neuzugang der Tykirfamilie«, bemerkte Adam und spähte unter dem Tuch auf das Neugeborene.
»Ja«, bestätigte sie stolz. »Unser vierter Sohn, Selik Tykirsson. Ist er nicht schön? Er sieht genau so aus wie sein Vater.«
Adam musste tief Luft holen, um den Kloß in seiner Kehle zu schlucken. Sie hatte ihr Kind nach seinem Adoptivvater benannt, der eine Art Bruder für Tykir gewesen war.
Als Adam wieder sprechen konnte, bestätigte er die Ähnlichkeit. »Natürlich. Selik ist schön, das sind alle Babys . Aber ob das so bleibt, wenn er seinem Vater ähnlich sieht?« Er betrachtete das Kind und konnte nicht sagen, ob es Mutter oder Vater ähnelte.
Tykir boxte ihn auf den Arm und nahm seiner Frau dann die niedliche Last ab, um das schlafende Kind auf den Arm zu nehmen. Adam bemerkte, dass Tykirs und Alinors Erstgeborener Thork sich gerade mit Alrek
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