Der Raub des Wikingers
Sicherheit.«
Dann ging er.
Aber in Tyras Gedanken war er da... oder in ihrem Herzen?
Ingrith schnüffelte. Der Morgen roch nach Schnee, der Rasen war gefroren, und erste Flocken fielen herab. Kein Zweifel, der Winter war da.
Zufrieden brüllte sie laut: »Schlachttag!« in die große Halle, wo alle beim Frühstück saßen.
Der gleichermaßen unzufriedene Aufseufzer der Versammelten störte sie nicht, ebenso wenig wie die paar Jugendlichen, die vergeblich versuchten, sich zu verdrücken.
Tyra und Rafn waren mit hundert Soldaten weggeritten. Adam und Rashid behandelten Patienten. Aber alle anderen waren gezwungen, Ingriths Ruf zu den Waffen Folge zu leisten.
Es war erst Anfang Oktober, aber im Norden kam der Winter früh. Schon bald würden die Tage kürzer werden. An manchen Tagen schien die Sonne dann nur zwei Stunden lang. Dann war es so eisig kalt, dass man nur mit mehreren Lagen Kleidung am Körper hinausgehen konnte.
Es war ein hartes Land, aber eines, das den Wikingern gut gefiel.
Den ganzen Tag lang musste jeder auf Stoneheim, ausgenommen der Wachen, egal welchen Alters, beim herbstlichen Schlachten der Schweine helfen - einhundert fette Tiere. Schließlich hingen die Tiere an zusammengebundenen Hinterbeinen an Pfählen, unter denen Podeste errichtet worden waren, die Breanne konstruiert hatte. Riesige Kessel mit kochendem Wasser stande n bereit, um die Häute zu reinigen und dann die verschiedenen Gerichte zuzubereiten, die an Winterabenden aufgetischt werden würden.
Es war ein blutiger und übelriechender Vorgang, der aber notwendig war, um ihr Überleben im Winter sicherzustellen. Das Heu war bereits eingebracht. Unmengen Holz waren als Heizmaterial für die Kamine geschlagen worden. Tonnen voller Fische waren getrocknet oder eingesalzen worden. Es gab noch viel zu tun, ehe Eis und Schnee sie vom Rest der Welt abschnitten, aber das Schweineschlachten konnte nicht warten.
Am Ende dieses langen Tages war alles verarbeitet worden, selbst Zungen und Hirn. Die Häute wurden für Leder getrocknet, Schinken, Schultern und Lenden eingesalzen und zum Räuchern gebracht. Köpfe, Ohren und Pfoten kochten stundenlang, ehe sie zerschnitten und in die Sauce zurückgelegt wurden, die zu einer köstlichen Sülze gerann. Die Innereien wurden gereinigt und als Wursthäute benutzt. Das Fett schließlich wurde abgeschöpft, um daraus Seife zu kochen.
Die Luft war kalt, aber die Menschen schwitzten bei der Arbeit. Am Nachmittag waren alle mit der geleisteten Arbeit zufrieden, aber Männer, Frauen und Kinder waren gleichermaßen schmutzig und fettig.
Weil so viele Menschen ein Bad brauchten, wurden die Badehäuser und Saunen aufgebaut, erst für die Frauen, dann für die Männer.
Es war Abend geworden, als Ingrith schließlich müde zu ihren Schwestern auf die Bank sank. Alinor, Breanne, Drifa und Vana saßen nackt bis zum Hals in Zubern, die von heißen Quellen gespeist wurden, über denen man das Badehaus errichtet hatte. Nachdem sie sich abgeseift hatten, würden sie in den kalten Zuber nebenan springen. Wer wollte, konnte auch in das Schwitzhaus gehen.
»So, diese Arbeit wäre getan«, seufzte Ingrith zufrieden. »Was machen wir als Nächstes?«
»Bitte, Ingrith, wenn du jetzt vom Viehschlachten sprichst, muss ich mich übergeben«, warnte Breanne.
Ingrith lachte. »Nein, ich meine eine ganz andere Art von Aufgabe.«
»Aaaaah«, machten die anderen Frauen.
»Ich denke, wir sollten zum letzten Punkt auf unserem Plan übergehen, der Eifersucht. Adam muss etwas tun, um Tyra eifersüchtig zu machen.«
»Aber mit ihm können wir nicht darüber reden«, wandte Vana ein. »Adam ist genau so schlimm wie sie.«
»Ich weiß, ich weiß«, meldete Drifa sich zu Wort. »Ich könnte es tun.«
»Du?«, fragten die anderen skeptisch.
»Ja, ich! Es wäre nahezu perfekt! Ich werde zu Adam gehen, um mit ihm über meine Blumen und Pflanzen zu reden. Ich werde ihn um Rat bitten, wie ich Kräuter medizinisch nutzen kann. Das will ich sowieso schon lange wissen. Danach kann ich Tyra gegenüber erwähnen, dass ich, da sie ja an einer Beziehung mit dem Mann nicht interessiert sei, mein Glück selber gerne bei ihm probieren würde. Was meint ihr?«
»Es könnte funktionieren.« Alinor dachte nach. »Ich muss mein Baby stillen und dann Thork Seife wegen des Schimpfwortes zu essen geben, das er heute allen Kindern auf Stoneheim beigebracht hat, aber eines will ich noch anfügen. Adam wird ein Leben lang von Frauen
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