Der Raub des Wikingers
frechen Mann ging man am besten offen um und zeigte ihm, woran er war.
Gunter verschluckte sich an seinem Bier.
»Du auch, Egil«, warf sie dem anderen Soldaten am Tisch zu. Dann nahm sie einen Schluck des starken Bieres. »Bei Freia! Ihr führt euch auf, als wenn ihr noch nie ein Paar litten gesehen hättet, dabei weiß ich genau, dass das nicht stimmt. Ihr Schwachköpfe habt allesamt jahrelang Inga der Kammerzofe nachgehechelt, und das nur, weil sie Brüste wie zwei Kuheuter hat. Es war euch völlig egal, dass sie ein Erbsenhirn hat.«
Jetzt verschluckte sich auch Egil.
In dem Moment wanderte ihr Blick zum Tisch, wo Drifa und Adam nebeneinander saßen. Sie hatten die Köpfe zusammen gesteckt und sprachen intensiv über etwas. Ab und zu lachte er, oder sie kicherte. Die ganze Zeit über hatte Drifa ihm die Hand auf den Arm gelegt.
Kann das sein? Flirtet Drifa mit meinem Mann ?
Aaaarrrrgh! Adam ist nicht mein Mann. Ich habe keinen Mann. Ganz bestimmt nicht Adam.
Der Heiler... hat er jetzt eine Schwäche für meine Schwesterentwickelt? Hat er denn überhaupt keine Moral?
Ein Sturm von Gefühlen packte Tyra, die sie noch nie empfunden hatte, und sie erkannte sie auf der Stelle als Eifersucht. Am liebsten wäre sie über die Tische zu ihnen gehechtet und hätte auf Adam eingeschlagen und Drifa aus dem Fenster in eines ihrer Blumenbeete geschleudert.
Bei aller Eifersucht musste Tyra sich jedoch eingestehen, dass Adam und Drifa ein hübsches Bild abgaben: zwei schöne, dunkelhaarige Menschen, er umwerfend attraktiv, sie von exotischer Schönheit.
»Wenn heute Abend getanzt wird, wollt Ihr dann meine Partnerin sein?«
Tyra wandte sich wieder zu Gunter um, der anscheinend während der ganzen Zeit, in der sie Adam und ihre Schwester mit Blicken durchbohrt hatte, mit ihr geredet hatte. »Warum willst du denn mit mir tanzen?«
»Ihr seid eine sehr attraktive Frau, Tyra. Das wisst Ihr doch aber bestimmt.« Er besaß die Kühnheit, ihr seine Hand auf den Schenkel zu legen und ihn leicht zu drücken.
»Das hast du sonst doch nicht gedacht.« Entschlossen entfernte sie seine Hand.
Er zuckte die Achseln und lächelte sie gewinnend an - genauso wie Drifa im Jahr zuvor beim Frigg-Festival. Drifa, dachte sie. Vielleicht können ja zwei Leute dieses Spiel spielen. Aber wage ich es, mit einem Mann zu flirten? Weiß ich überhaupt, wie man mit einem Mann flirtet? Nun, was soll daran schwer sein ?
»Du hast ein nettes Lächeln, Gunter.« Sie beugte sich zu ihm hinüber und klimperte mit den Wimpern, wie sie es bei ihrer Schwester beobachtet hatte. Dabei kam sie sich vollkommen lächerlich vor, aber dann geschah etwas Erstaunliches. Gunter legte seine Hand auf ihre.
»Meinst du wirklich?«, fragte er heiser.
Bei Walhalla, wird er etwa meinetwegen heiser? Und was soll dieses schmachtende Lächeln ?
»Ja, dein Lächeln ist so strahlend und ... groß.« Groß? Was für ein blödes Kompliment, selbst für mich.
Egil kicherte.
»Es gibt noch andere Dinge an mir, die groß sind«, flötete Gunter und wackelte anzüglich mit den Brauen.
Meint er, was ich denke, dass er meint? Hah! Ich weiß genau, wie groß ES ist. Ich habe es schon oft gesehen, wenn die Männer auf den Reisen im Fluss gebadet haben. Wie antwortet man auf eine so empörende Behauptung?
»Nun, dann hast du aber Glück!«
»Nein, die Frauen sind es, die das Glück haben.« Er wackelte noch stärker mit den Brauen.
Der Affe beging den Fehler, erneut seine Hand auf ihren Schenkel zu legen und zuzudrücken.
Als Antwort legte sie ihre Hand auf den schlafenden Riesenwurm zwischen seinen Schenkeln und drückte richtig fest zu.
Gunter begann zu schielen» als er etwas sagen wollte, aber kein Wort hervorbrachte.
Dieses Flirten ist nur lästig. Warum sagen die Leute nicht einfach, was sie denken? »Willst du mit mir ins Bett gehen?«, fragte sie rundheraus.
Er wurde rot und sah sie verwirrt an. Anscheinend waren seine Frauen nicht so offen, wenn es um sein Lieblingsthema ging. Oder lag es an der Liebkosung, die sie seinem männlichen Teil hatte zukommen lassen? »Nun, ich denke ja, das will ich.«
»Nein.«
»Nein?«
»Du hast mich doch gehört. Ich habe nein gesagt. Nein! Nein! Nein! Du benimmst dich heute Abend sehr seltsam, Gunter. Vielleicht solltest du dir vom Heiler ein Pulver geben lassen.« Dabei sah sie zu Adams Tisch hinüber und sah den Heiler sprungbereit dort stehen, als wollte er sich jeden Moment auf Gunter stürzen und sie ... wer weiß wohin
Weitere Kostenlose Bücher