Der Raub des Wikingers
geschützt.« Er zögerte kurz und zog dann einen versilberten Schild mit einem Kranz aus Wölfen als Ornament hinter dem Rücken hervor. »Hier, nimm den mit ... als Glücksbringer. Er gehört m ir.«
Es war ein schönes Stück, doch das war es nicht, was sie so verblüffte. Anscheinend hatte sie falsche Schlüsse gezogen. »Dann bist du heute Morgen nicht hier, um mir wegen meiner kämpferischen Einstellung die Leviten zu lesen?«
Er schüttelte den Kopf.
»Und du bist auch nicht gekommen, um mich zu bedrängen, dass du mit willst?«
Wieder schüttelte er den Kopf und lächelte, aber seine Augen blieben ernst. »Wahrscheinlich hätte ich dich beschimpft und beharrt, mitzukommen, aber Dagma die Milchmagd hat sich den heutigen Tag ausgesucht, um ihr erstes Kind zur Welt zu bringen, und es wird keine leichte Geburt.«
Dagma war erst vierzehn und im vergangenen Winter von einem durchziehenden Händler vergewaltigt worden. Der Mann war nach Wikingerart hingerichtet worden, aber das hatte Dagma bei der Schwangerschaft nicht geholfen.
Jetzt erst bemerkte Tyra die dunklen Ringe unter Adams Augen. »Du warst die ganze Nacht bei Dagma, nicht wahr?«
Er nickte.
Sie hatte Adam in vielerlei Hinsicht falsch eingeschätzt. »Wird sie es schaffen?«
»Schwer zu sagen. Das Mädchen hat die schmalen Hüften eines Kindes, und das Baby ist sehr groß. Sie liegt schon seit fünfzehn Stunden in den Wehen, ohne dass sich viel ändert.« Er zuckte die Achseln. »Nur der Himmel weiß, ob sie überleben wird.«
Tyra spürte, dass Adam betroffener war, als er zeigen wollte. »Es tut mir Leid. Ich weiß, dass du dich nicht wieder als Arzt betätigen wolltest, und jetzt bist du hier und musst nicht nur meinen Vater, sondern auch noch alle anderen behandeln. Du musst Dagma nicht helfen. Überlass sie der Hebamme oder Vater Efrid.«
»Ich muss.«
Verwirrt sah sie ihn an.
»Ich habe Dagma versprochen, dass ich bis zum Ende bei ihr bleiben werde.«
»Und wenn du etwas versprichst, dann hältst du es auch.«
»Ich versuche es, aber auch ich habe nicht immer alle Versprechen der Vergangenheit halten können, meine Dame. Stell mich nicht auf ein Podest, da gehöre ich nicht hin.«
Tyra fiel ein, was Rashid ihr über Adam und seine tote Schwester erzählt hatte, Adela. Ihr Herz flog ihm zu, aber sie kannte seinen Stolz und wusste, dass er kein Mitleid ertragen konnte.
»Solltest du nicht besser wieder zu Dagma gehen?«
Er nickte. »Es wird noch ein paar Stunden dauern, bis das Baby kommt, aber der Geburtskanal fängt endlich an, sich zu öffnen.«
»Gut. Ich wünsche dir Glück, Heiler.«
»Ich dir auch, Soldatin.«
Sie nickten einander zu.
Ihre Unterhaltung war damit beendet, aber beide blieben stehen und sahen einander an.
Schließlich sagte Adam: »Wir sind so unterschiedlich. Du vergießt Blut, ich stille Blut.«
»Für uns gibt es keine gemeinsame Zukunft«, fügte sie hinzu. Dann fragte sie: »Hast du noch nie jemanden getötet, Adam?«
Er sah sie lange an. »Doch, das habe ich.«
»Mehr als einen?«
Er lachte grimmig. »Ja, Tyra, mehr als einen, und beim dritten, vierten und fünften hat es mir genauso wenig gefallen wie beim ersten.«
»Mir macht es auch keinen Spaß, musst du wissen, aber es gehört zu meinem Leben.«
»Ich verurteile dich nicht, Tyra. Wirklich nicht. Ich habe für mich nur einen anderen Weg gewählt.«
Sie nickte. »Und deshalb willst du nie wieder töten.«
»Das habe ich nicht gesagt.«
Fragend hob sie die Brauen.
»Wenn ich mich verteidigen müsste, würde ich bis aufs Blut kämpfen. Wenn das Leben von Tykir und Alinor oder von Eirik und Eadith und ihren Familien auf dem Spiel stünden, würde ich nicht zögern, zur Waffe zu greifen.« Er legte ihr eine Hand unter das Kinn und hob es an, sodass sie ihm in die Augen sehen musste. »Ich würde auf der Stelle töten, um dich zu retten.«
Tyra war von seiner Fürsorge gerührt, doch Tatsache blieb, dass sie grundverschieden waren. Sie seufzte, als ihr die Aussichtslosigkeit ihrer gegenseitigen Zuneigung bewusst wurde.
»Willst du meinen Schild Tapferer Wolf als Talisman mitnehmen?«, fragte Adam und betrachtete den Gegenstand in ihrer Hand. »Er hat meinem Stiefvater Selik gehört. Der hat behauptet, dass dieser Schild ihm immer viel Glück in der Schlacht gebracht hat.«
»Ich fühle mich geehrt, ihn zu tragen, Adam«, stieß Tyra heiser hervor.
Er beugte sich vor, küsste sie flüchtig und flüsterte an ihrem Mund: »Bleib in
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