Der Raub des Wikingers
England einig zu werden. Er war sich nicht sicher, ob er sie liebte und ob Ehe ein Thema zwischen ihnen war, aber jetzt, wo er sie einmal gehabt hatte, wollte er sie nie wieder gehen lassen. Diese Erkenntnis beflügelte ihn auf sonderbare Weise. Es war, als wäre er bislang betäubt gewesen. Es war erfrischend, endlich zu wissen, was er wollte!
Als er gerade aufstehen wollte, klopfte es an der Tür. Er schmunzelte über seine weichen Knie, zog sich die Hose an und ging zur Tür.
Er war nicht überrascht, dass wieder Tykir davor stand.
Doch die Botschaft seines Onkels erstaunte ihn.
»Tyra ist weg.«
An diesem Abend betrank sich Adam wie noch nie zuvor in seinem Leben. Am nächsten Morgen würde er sicher einen gewaltigen Kater haben, aber das war ihm egal. Er litt an Wut und Schmerz und auch Demütigung. Da half nur Bier in Mengen, und auch das betäubte den Schmerz nur.
Vielleicht sollte er in seinen Kopf ein Loch bohren, damit sein Hirn hinaus konnte. Er war offenbar ohnehin dumm.
Wie konnte sie? Wie konnte sie?, fragte er sich immer wieder. Das, was in der Nacht zwischen ihnen vorgefallen war, war einzigartig gewesen. Jetzt fragte er sich, ob vielleicht nur er so dachte. Nein - er wollte nicht glauben, dass sie ihm ihre Gefühle nur vorgespielt hatte. Tyra hatte genauso empfunden wie er. Aber warum war sie dann gegangen? Nicht genug damit, dass sie ihn einfach so im Stich gelassen hatte - denn genau das hatte sie getan - er hatte heute Nachmittag auch noch erfahren, dass Gunter und Egil sie begleitet hatten. Er schwor sich, dass er, wenn einer von den beiden es wagen würde, sie anzurühren, ihn auf der Stelle umbringen würde. Aber dann wurde ihm klar, dass Tyra machen konnte, was sie wollte. Hatte sie das nicht damit bewiesen, dass sie sich von ihrer Familie losgesagt hatte, als ihr Vater schlief? Oder damit, dass sie ihm durch ihre Abreise jede Entscheidung über ein mögliches Kind aus der Hand genommen hatte?
Adam vergrub das Gesicht in den Händen. Er quälte sich mit all diesen Fragen. Er musste damit aufhören. Im Hafen wartete ein Langschiff auf ihn, das ihn morgen zurück nach Britannien bringen würde, wenn er wollte. Er sollte es nutzen und Tyra und seinen Zwangsbesuch auf Stoneheim vergessen.
»Adam, denkst du nicht, dass du zuviel trinkst?«, fragte Tykir und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
»Ja, das tue ich.«
»Nun, dann leiste ich dir vielleicht Gesellschaft«, bot Tykir etwas zu schnell an. An seiner Stelle, dachte Adam, würde ich mich lieber darum kümmern, wo mein Sohn Thork gerade steckt. Adam hatte ihn nämlich vor kurzem höchst Misstrauen erregend aus der Halle schleichen sehen, ein halbes Dutzend Jungs im Schlepptau.
Alinor, die rechts von Adam saß, schlug ihrem Mann mit einem Stück Brot auf die Schulter. »Dummkopf! Du sollst Adam helfen, nicht mit ihm das Elend besaufen.«
»Seit wann hilft saufen nicht auch gegen Elend?« Tykir fasste seine Frau um die Taille, zog sie auf seinen Schoss und küsste sie auf den Mund. Dabei passte er auf, das in Alinors Armen schlafende Baby nicht zu wecken. »Die Flasche kann der größte Trost eines Mannes sein, wenn ihn das Glück bei den Frauen verlassen hat.«
»Trinken macht den weisen Mann zum Narren«, warf Rashid ein. Wenn er noch mehr in dieser Art sagen würde, wollte Adam ihm den Mund zunähen.
»Ihr habt so Recht, Rashid. Nun, Mann, wo hast du den Unsinn her? Die Flasche und größter Trost eines Mannes - pah! Rurik?« Rurik war ein guter Freund von ihnen,
der über alles Bescheid zu wissen meinte, vor allem über Frauen. »Du sollst Adam einen guten Rat geben, nicht Unsinn reden.«
»Gib nie einen Rat, wenn andere zuhören«, zitierte Rashid.
Alle sahen ihn an, als wäre er verrückt geworden, aber keiner fragte, was er damit meinte. Es war allen egal. Wirklich, Rashid wurde langsam so lästig wie Bolthor.
Apropos Bolthor, gerade erhob sich der Barde. »Ich spüre eine Saga kommen«, kündigte er an.
Adam drehte sich der Magen um. »Besser nicht eine über mich«, murmelte er.
»Dies ist eine Saga auf Thorvald den König.« Adam stieß erleichtert den Atem aus, und der König, der nicht mehr mit Adam sprach, weil er dabei versagt hatte, seine Tochter zu Hause zu halten, wölbte stolz die Brust. Thorvald hatte noch nicht die Erfahrung gemacht, dass eine Saga von Bolthor nichts war, worauf man stolz sein konnte.
Thorvald war ein mächtiger König
und schwang sein Schwert mit Macht.
Er trug eine Kopfwunde
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