Der Raub des Wikingers
sagte Rashid wehmü tig.
»Es sieht ganz so aus, als würden wir doch in den Orient zurückkehren.«
»Nach Arabien?«, fragte Rashid hoffnungsvoll.
»Nein, nach Byzanz.«
Kapitel 17
A dam erlebte seinen schlimmsten Albtraum. Es begann am nächsten Morgen, der Tag nach seinem Kater und der Entscheidung, Tyra nachzureisen, und wenn es bis an das Ende der Welt wäre.
»Es sieht so aus, als wäre das Schiff, auf dem du reisen willst, nicht reisetauglich«, eröffnete ihm Rafn trocken, als sie am Hafen standen und darauf warteten, dass die Besatzung kam.
»Wie bitte? «, fragte Adam entsetzt.
»Das königliche Bett und die sechs Hengste passen nie im Leben auf das Schiff. Oh, ich sehe, dass sie einen knorr holen. Ja, das ist ein Handelsschiff mit mehr Tiefgang, das wird für deine Zwecke besser taugen.«
»Was?«, fragte Adam irritiert und folgte Rafns Blick. »Himmel!«
Vier Wikinger trugen ein riesiges, mit reichlich Schnitzereien verziertes Bett aus Stoneheim den Berg hinunter. Ihnen folgten Bedienstete mit einer Strohmatratze, vielen Truhen sowie einer Art Thron. Weitere Diener führten sechs Hengste mit sich.
Das Ende des Trupps bildete König Thorvald, der sich beim Gehen auf einen schweren Stock stützte. Er trug sein Königsgewand - eine rote Tunika mit einem goldenen Drachenmuster über schwarzen Hosen und Stiefeln. Um seine Taille war ein Silberschwert mit einer spektakulären Klinge geschnallt. Über seinen Schultern hing ein schwerer Pelzmantel. Er sah aus wie eine nordische Gottheit - eine Gottheit, die vorhatte, ans andere Ende der Welt zu reisen.
Rafn grinste über Adams Entsetzen. Jetzt, wo Rafns Zukunft gesichert war - denn seine Hochzeit mit Vana war beschlossene Sache - grinste er überhaupt sehr viel. Doch wenn es auf seine Kosten ging, wusste Adam das Grinsen gar nicht zu schätzen.
»Ich habe meine Männer angewiesen, ein knorr vorzubereiten«, erklärte der König ein wenig keuchend, als er bei Adam angekommen war. Der Mann sollte im Bett liegen, nicht durch die Gegend ziehen und dabei seinen halben Hausstand mitschleppen.
»Was?«, stammelte Adam, ehe er rasch hinzusetzte: »Nein, nein, nein, Ihr kommt nicht mit.«
Thorvald hob eine Braue und bedeutete seinen Dienern, das Bett einzuladen. Auf dem Deck war bereits eine Leinwand mit Eingang errichtet worden, unter der das Bett wahrscheinlich aufgestellt werden sollte.
»Seid vernünftig«, drängte Adam. »Ihr habt eine schwere medizinische Operation hinter Euch. Ihr sollt Euch erholen. Himmel, Ihr habt ein Loch im Schädel!«
»Und was soll das heißen?« Der König sah bereits erschöpft aus und musste sich auf einen Diener stützen.
»Das soll heißen, dass Ihr im Bett liegen solltet.«
»Ich habe mein Bett mitgebracht. Außerdem ist es doch viel besser, wenn ich in der Nähe meines Leibarztes bin.«
»Ich bin nicht Euer Leibarzt. Das ist Vater Efrid.«
Der König machte eine wegwerfende Handbewegung. »Kann ein Mann nicht zwei Leibärzte haben?«
Adam stöhnte frustriert auf. »Warum traut Ihr mir nicht zu, Tyra zu finden und sie zurückzubringen? Sie ist ja nicht wirklich in...« Seine Stimme verklang. »Sie ist doch nicht wirklich in Gefahr?«, fragte er zögernd.
»Natürlich ist sie in Gefahr! Der Hof von Byzanz ist wie jeder Hof ein Hort der Intrigen. Ein Messer im Rücken kann schneller töten als eine Kriegsverletzung.«
»Na, großartig. Das hat mir noch gefehlt.« Adam sah den König wütend an, den das aber nicht beeindruckte. »Was lässt Euch denken, dass Ihr eher in der Lage wäret, sie zu retten? Ich habe an verschiedenen orientalischen Höfen gedient. Nur weil ich Arzt bin, bedeutet das nicht, dass ich nicht kämpfen kann, wenn es nötig ist. Ich kann mit einem Schwert umgehen.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber mit Eurem Charme und meinem Können gehen wir doppelt sicher, wenn wir sie retten müssen.«
Retten. Der König ist gluckenhaft. Sie kann mit Gefahren sehr gut alleine umgehen. Aber was, wenn .. .? Adam senkte geschlagen die Schultern.
Dann kam die nächste Krise laut schreiend den Berg herunter gerannt. »Nei iii in!«
Es war Kristin. Kaum hatte er begriffen, wer da kam, hatte sich das Mädchen schon in seine Arme geworfen. Er konnte nicht anders als sie auffangen. Sofort klammerte sie sich an ihn und begann laut zu schluchzen.
»Sieht so aus, als flögen Euch die Mädchen nur so zu. Erst Tyra, jetzt diese Kleine. Euer Charme scheint überwältigend zu sein«, bemerkte der
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