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Der Rauchsalon

Der Rauchsalon

Titel: Der Rauchsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Jeremy Kelling abgelöst. Wohl weil er sie so schikanierte oder
weil sie es vielleicht einfach nicht mehr ertragen konnten, wie er in einer
weiteren Erinnerung schwelgte, machten die diversen Klempner, Schreiner,
Elektriker und Anstreicher nahezu übermenschliche Anstrengungen, damit sie ihre
Termine auch tatsächlich einhalten konnten.
    Cousin Dolph hatte ebenso prompt
reagiert und sich zweifellos bei der Beschaffung der benötigten Lizenz noch
weitaus unbeliebter gemacht, als er schon war. Dank der Masse der
Wohnungsinteressenten hatte Sarah bereits alle Mieter ausgewählt, noch bevor
der letzte Nagel eingeschlagen und der letzte Vorhang aufgehängt war.
    Mrs. Theonia Sorpende würde Sarahs
ehemaliges Zimmerchen beziehen. Mrs. Sorpende war eine stattliche, attraktive
Dame mittleren Alters mit dunklem Teint, beinahe überwältigender Kultiviertheit
und unbeschreiblicher Eleganz, die über einen erstaunlich ausgeprägten
trockenen Humor verfügte. Sie sagte, die beiden Treppen würden sie nicht im
geringsten stören, und fügte dann mit einem bedauernd-amüsierten Blick auf ihre
junonischen Formen hinzu, daß ihr ein wenig Bewegung ganz sicherlich nicht
schaden würde. Sie war verwitwet und trug dementsprechend ein einfaches
schwarzes Kleid und einen schwarzen Mantel, hatte allerdings ihre düstere
Garderobe mit einem weinroten Samtturban und dazu passenden Handschuhen und passender
Tasche aufgelockert. In Boston kannte sie anscheinend kaum jemanden und
beabsichtigte, ein zurückgezogenes Leben zu führen. Als Referenz gab sie den
Namen von Mrs. G. Thackford Bodkin an, die eine Freundin von Tante Marguerite
in Newport war. Da Mariposa hinter dem Rücken der Dame zustimmend gestikulierte
und auch Charles sich soweit vergaß, daß er seinem Mund ein nachdrückliches
»Große Klasse!« entschlüpfen ließ, verzichtete Sarah darauf, bei Mrs. Bodkin
nachzufragen, und akzeptierte Mrs. Sorpende auf der Stelle.
    In Alexanders ehemaliges Zimmer sollte
eine gewisse Miss LaValliere einziehen, die wahrscheinlich weniger
zurückgezogen zu leben gedachte. Auch bei ihr erübrigten sich Nachforschungen,
da ihre Großmutter nur einen Katzensprung entfernt lebte und gemeinsam mit
Tante Caroline diversen Komitees vorgestanden hatte. Möglicherweise war sie
ganz attraktiv, wenn man von ihrer krausen Haarpracht absah und sich die
Gewänder wegdachte, die so geschmacklos waren, daß sie bestimmt hochmodisch
waren. Sarah hoffte nur, daß die Mode sich möglichst bald ändern würde.
    Miss LaValliere war vom Karrierevirus
befallen und nahm an einem Wirtschaftskursus am Katy-Gibbs-Institut teil, einer
berühmten Berufsschule für Töchter aus besserem Hause, was gleichzeitig eine
gute Entschuldigung war, endlich von ihren strengen Eltern in Lincoln
wegzukommen. Natürlich hätte sie am liebsten ein eigenes Apartment im Zentrum
von Boston gehabt, und Mrs. Kellings Pension war nur ein Kompromiß, dem die
Familie zugestimmt hatte, der aber den fortschrittlichen Vorstellungen einer
Neunzehnjährigen kaum entsprechen konnte, doch das junge Mädchen nahm die
Entscheidung gelassen hin. Im großen und ganzen schien sie ganz nett zu sein.
Sarah konnte sich zwar nicht daran erinnern, daß sie sich selbst irgendwann in
ihrem Leben einmal mit so beeindruckender Geschwindigkeit von einer Frau mit
einem äußerst überlegenen Auftreten in ein Wesen mit heftigen Kicheranfällen
verwandelt hätte, aber in Jennifers Alter war sie auch bereits eine verheiratete
Frau mit zwei großen Häusern gewesen, um die sie sich kümmern mußte, und hatte
sich mit einer blinden, tauben, tyrannischen Schwiegermutter herumschlagen
müssen.
    Auf der obersten Etage sollte Mr.
Eugene Porter-Smith einziehen, ein gesetzter Herr von etwa 27 Jahren. Er
erinnerte Sarah lebhaft an die Ballade von W. S. Gilbert über das altkluge
Baby, obwohl er keineswegs ein flinker kleiner Schurke war wie das verrufene
Kleinkind und sicherlich auch nicht die Gefahr bestand, daß er als entkräfteter
alter Tattergreis weit vor seiner Zeit abtreten würde. Er arbeitete als
Buchhalter für Percival, Sarahs Cousin dritten Grades. Percival verbürgte sich
dafür, daß er ein Muster an Rechtschaffenheit war, und Percy war ein
Spezialist, was Rechtschaffenheit betraf. Außerdem war Mr. Porter-Smiths Hobby,
wie er sagte, das Bergsteigen, was er eindrucksvoll unter Beweis stellte, indem
er in atemberaubendem Tempo alle drei Treppen hochstürmte, ohne auch nur ein
einziges Mal zu verschnaufen.
    Mr.

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