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Der Rauchsalon

Der Rauchsalon

Titel: Der Rauchsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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ein Jahr lang keinen Penny anrühren kann, und
dann muß ich mich auch noch mit den ganzen Legaten an wohltätige Organisationen
herumplagen. Wenn ich erst die Erbschaftssteuer bezahlt habe und die
Spendengelder für 57 verschiedene Vereinigungen und weiß Gott was sonst noch
alles lockergemacht habe, bin ich höchstwahrscheinlich verflucht viel ärmer,
als ich es jetzt bin.«
    Er erschrak über seine eigenen Worte.
Der Gedanke daran, in die eigene Tasche greifen zu müssen, war für Dolph immer
besonders schmerzhaft. »Heutzutage ist Geld sowieso verflucht wenig wert«,
schloß er beleidigt.
    »Eine Tatsache, die dich zur Vernunft
bringen sollte, wenn du überhaupt vernünftig sein kannst, weil sie beweist, wie
viel klüger ich doch war, meine Piepen rechtzeitig auszugeben, statt wie du auf
dem Hintern zu hocken und ein faules Ei auszubrüten«, sagte Jeremy Kelling.
    »Pah! Und was hat dir all deine
Zecherei eingebracht? Bloß Leberzirrhose und eine Schwanzfeder von einem von
Ann Carios Täubchen.«
    »Und die fluoreszierende Quaste von
Sally Keiths linker Pobacke«, fügte der Lebemann im Ruhestand sanft hinzu.
»Ach, was waren das noch Zeiten, damals am Tresen im guten alten Crawford
House, auf dem Sally sich wand und drehte! Da saßest du mit einer Schüssel
Knabberzeug und einem Kaffee mit Cognac vor dir. Ich meine natürlich nicht
dich, du vollgefressene Laus. Habe ich dir eigentlich schon von dieser Milly
erzählt, die — «
    »Hört endlich auf damit!« schrie seine
entnervte Nichte. »Ich will nichts mehr hören von vergeudeten oder ungenutzten
Jugendjahren, sondern ich möchte, daß ihr mir dabei helft, eine Fremdenpension
einzurichten. Und hört gefälligst auf, mir ständig einzureden, daß ich das
nicht kann, denn ich werde es trotzdem tun. Brauche ich etwa eine offizielle
Genehmigung dazu oder so etwas? Dolph, du kennst doch jeden im Rathaus. Kannst
du nicht deine Beziehungen spielen lassen?«
    »Ja, Dolph, laß doch deine Beziehungen
spielen«, sagte Jem. »Beziehungen kosten schließlich nichts. Bestechen kommt
für dich ja sowieso nicht in Frage, weil du dazu verdammt zu geizig bist.«
    Sein Neffe starrte ihn wütend an und
beschloß, seinen Zorn hinter einer hochmütigen Miene zu verbergen. »Ich darf
wohl behaupten, daß ich sehr wohl in der Lage bin, diese Formalitäten zu
erledigen, wenn Sarah wirklich vorhat, diese hirnverbrannte Idee zu
realisieren.«
    »Es wäre wohl noch bedeutend
hirnverbrannter, wenn ich der High-Street-Bank kampflos mein Geld überlassen
würde, oder etwa nicht?« Immerhin war Sarah auch eine Kelling, und zwar sowohl
eine gebürtige als auch eine angeheiratete, da sie einen Cousin fünften Grades
geehelicht hatte. »Was soll denn so hirnverbrannt an einer Pension sein? Eine
Menge ehrbarer Leute haben das gleiche getan. Zum Beispiel Mrs. Craigie.«
    »Mhm. Mrs. Craigie hatte ich allerdings
völlig vergessen. Das war doch die Dame aus Cambridge, nicht wahr? Und dieser
Longfellow hat bei ihr gewohnt. Hat zwar bloß Gedichte verfaßt, aber seine
Familie war in Ordnung, und er hat schließlich eine Appleton geheiratet. Nun
ja, ich nehme an, wenn du darauf achtest, daß du die richtigen Leute — «
    »Zur Hölle damit«, sagte Jeremy
Kelling. »Pick dir am besten die Leute raus, die kein großes Trara um ihr Geld
machen. Und dann nimm sie ordentlich aus, Sarah. Laß die Einfaltspinsel ruhig
zahlen, bis sie pleite sind, für das Privileg, in einem richtigen vornehmen
Herrenhaus in einer geschichtsträchtigen schönen Gegend wohnen zu dürfen und
all den Mist. Trag ruhig dick auf. Ich komm’ dann vorbei und spiel’ den
Aristokraten am Frühstückstisch.«
    »Du wärst mir ein verdammt schöner
Aristokrat«, höhnte Dolph. »Und was meinst du mit Frühstückstisch? Du wälzt
deinen rumgetränkten Kadaver doch noch nicht einmal vor dem Mittagessen aus dem
Bett. Degenerierter alter Saufsack!«
    »Nie habe ich ein wahreres Wort gehört,
und ich muß zugeben, daß es eine herzerfrischende Abwechslung ist, daß du mal
endlich die Wahrheit sagst«, erwiderte sein Onkel mit der ausgesprochenen
Höflichkeit, für die der Kelling-Clan berühmt war. »Um auf diese
Pensionsgeschichte zurückzukommen, Sarah, hast du etwa tatsächlich vor,
Mahlzeiten zu servieren?«
    »Ich hatte eigentlich nur an Frühstück
und Abendessen gedacht. Auf diese Weise kann ich bedeutend mehr Miete
verlangen, und da ich sowieso daran gewöhnt bin, für eine Familie zu kochen,
müßte ich es eigentlich ohne

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