Der Rauchsalon
was
zusammenschnorren?«
»Nein, vielen: Dank. Ich bin ziemlich
sicher, daß ich alles Nötige aus dem Haus in Ireson’s holen kann. Mr. Lomax,
unser Hausmeister dort, hat einen Freund, der mir seinen Lastwagen leihen
will.«
»Den braucht er zweifellos sonst, um
damit Fischköpfe in die Klebstoffabrik zu karren, und todsicher werden deine
Matratzen zum Himmel stinken, wenn du sie hergebracht hast«, sagte Dolph mit
seinem üblichen Optimismus. »Also dann, Sarah, da du es dir offenbar in den
Kopf gesetzt hast, dich selbst unglücklich zu machen, werde ich mein Bestes
tun, um dir die nötigen Genehmigungen dafür zu verschaffen.«
Kapitel 2
N ach dieser Diskussion im engsten
Familienkreis, wenn man dieses Gespräch überhaupt als Diskussion bezeichnen
konnte, wurde Sarah aktiv. Sie ließ Mariposa noch ein paar weitere Schwäger
zusammentrommeln und verkaufte den McIntire-Sekretär. Sie wußte, daß sie ihn
weit unter seinem eigentlichen Preis abgab, doch sie konnte es nicht ändern.
Die Rechnungen für Handwerker und Material stapelten sich, und sie brauchte
unbedingt Bargeld.
Vielleicht hätte sie sich über Wasser
halten können, wenn sie nacheinander sämtliche Familienerbstücke verkauft
hätte, aber sie wollte mehr als nur überleben. Menschen um sich zu haben und
Arbeiten zu erledigen hielt sie wenigstens davon ab, zuviel über alles
nachzudenken.
Sarah wurde immer noch von einer
Armverletzung behindert, die noch nicht ganz verheilt war. Sie konnte daher
weder anstreichen noch tapezieren, aber sie war in der Lage, kleinere Arbeiten
zu erledigen und das 1950er Studebaker-Starlite-Coupé zu fahren, das für Tante
Caroline gekauft worden war und das von Alexander immer liebevoll in Schuß
gehalten worden war. Dem Wagen würde sie wohl auch verkaufen müssen, wenn
überhaupt jemand heute noch einen Studebaker kaufen wollte. Jetzt hatte sie
niemanden mehr, der ihn reparieren konnte. Hier in Boston eine Garage zu mieten
und ihn versichern zu lassen, würde ihr ohnehin schon schmales Budget über
Gebühr strapazieren. Sie hatte bereits den traurigen Entschluß gefaßt, den
alten Wagon Ende des Jahres aus dem Verkehr zu ziehen, doch momentan hatte sie
ihn noch dringend nötig.
Wenn sie nicht gerade damit beschäftigt
war, ihre Arbeitstruppe zu Höchstleistungen anzuspornen, raste sie mit dem
Wagen die schmalen, kurvenreichem Straßen am Beacon Hill hinab, die von langen
geschlossenen Häuserreihen gesäumt wurden — elegante oder wenigstens ehemals
elegante Stadthäuser aus Backstein und rotem Sandstein mit Bulfinch-Giebeln,
schmiedeeisernen Gittern und im Sommer liebevoll gepflegten Blumenkästen, die
jetzt festlich geschmückt waren mit Efeu und getrocknetem Scharlachsalbei — bis
hinunter an die Nordküste zu der verlassenen, mit Schindeln bedeckten
viktorianischen Arche in Ireson’s Landing. Dort, wo sie der Wind umtoste und
das Meer in der Ferne gegen die Felsen schlug, durchstöberte sie gemeinsam mit
Mr. Lomax, dem Hausmeister, ihren riesigen, leicht verwilderten Besitz und
zeigte ihm die Bäume, die er fällen und verkaufen sollte. Da Brennholz momentan
pro Klafter etwa 150 Dollar einbrachte, müßte der Ertrag genügen, um das Gehalt
von Mr. Lomax zu bezahlen, und, so Gott wollte, blieb auch noch etwas übrig, um
den anstehenden Steuerbescheid zu begleichen. Sarah und Alexander hatten schon
früher erwogen, einen Teil des Landgutes zu verkaufen, aber dazu war sie
momentan wegen der drohenden Prozesse nicht in der Lage. Was sie allerdings
durfte und auch tat, war, das Haus zu plündern, um damit ihre leeren
Schlafzimmer zu möblieren. Wenn es ihr gelingen sollte, das Landhaus im
nächsten Sommer zu vermieten, mußte Mr. Lomax eben wieder den Laster ausleihen
und die Betten und Frisierkommoden zurückbringen, aber bis dahin würde sie
entweder genug Geld haben, um Ersatzmöbel zu finanzieren, oder ein derartiges
Fiasko mit ihrer Pension hinter sich haben, daß sie hier mitten zwischen den
Eichhörnchen ein Zelt aufschlagen und sich von Wurzeln und Beeren ernähren
mußte.
Jede Nacht völlig erschöpft ins Bett zu
sinken, hatte durchaus seine Vorteile. Sarah hatte keine Zeit, über Alexander
nachzugrübeln, auch wenn sie ihn tagsüber die ganze Zeit vermißte. Ständig
mußte sie die Arbeiter bei ihren weitaus wichtigeren Tätigkeiten unterbrechen
und sich von ihnen dabei helfen lassen, kaputte Stühle und Kommoden
instandzusetzen, Vorhänge aufzuhängen und all die
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