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Der Rauchsalon

Der Rauchsalon

Titel: Der Rauchsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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und
jammernd, wie jetzt auch, wenn sie nicht grade herumkreischt, nicht daß ich es
ihr verdenke, an ihrer Stelle würde ich bestimmt dasselbe tun, Gott bewahr mich
davor. Und sie hätte sich was in die Backen und in die Kleider stopfen können,
wie das die Filmstars im Fernsehen immer machen, so daß sie dicker ausschaute,
obwohl sie sich von Gesicht nicht so ähnlich sahen, daß man sie nicht hätte
auseinanderhalten können, wenn man sie zusammen gesehen hat.«
    »Darum hat sie auch sein Gesicht
entstellen müssen, nachdem sie ihn umgebracht hat«, sagte Bittersohn. »Und was
den Mord an Quiffen betrifft, da brauchte sie sich nur den Mantel ihres Bruders
und seine Schuhe zu borgen. Er hatte doch sicher mehr von diesen Schuhen, nicht
wahr, Mrs. Feeley?«
    »Acht oder neun Paar, und alles
Spezialanfertigungen. Er muß mal sehr fesch gewesen sein, als er noch jünger
war. Und einmal hat sie den Mantel in die Reinigung gebracht, da kann ich mich
noch dran erinnern, weil sie gesagt hat, daß sie ihm ein Eis gekauft hat und er
die ganze Schokoladensauce vorn über den Mantel gekleckert hat, was ich aber
selbst nicht gesehen habe, weil sie ihn zusammengefaltet über den Arm getragen
hat, als sie ging.«
    »Das ist doch völlig absurd«, beteuerte
Miss Hartler, und ihr Gesicht sah noch weißer und spitzer aus als sonst. »Ich
habe Wumps verehrt! Und diesen — Quiffen habe ich nie gekannt.«
    »Jetzt hör aber auf, Joanna«, schaltete
sich Iris Pendragon ein. »Du warst doch völlig sicher, daß du den alten Barney
an der Angel hattest, das muß so 30, 40 Jahre her sein, aber er ist dir wieder
entwischt. Ein ekelhafter kleiner Kerl war das. Ich habe nie richtig verstehen
können, was du an dem gefunden hast, außer vielleicht daß er Geld hatte, dabei
hattest du doch selbst schon mehr als genug.«
    Das gab Miss Hartler den Rest. »Das
stimmt überhaupt nicht! Jeder Penny hat Wumps gehört, und er hat mir nur ab und
zu gnädig ein paar Dollar davon abgegeben, als wenn er der große Wohltäter und
ich das arme Waisenkind wäre. Und dann ist er immer verrückter geworden und hat
Tausende für das Zeug aus diesem Iolani-Palast verschleudert, das keiner haben
wollte. Und für mich wäre nichts übriggeblieben.«
    »Sie hätten doch nur vor Gericht gehen
und ihn für unzurechnungsfähig erklären lassen brauchen«, protestierte Dolph.
»Dann wären Sie als sein Vormund eingesetzt worden, so habe ich das bei Onkel
Fred auch gemacht.«
    »Ja, Dolph, und dann durften Sie für
den alten Trottel bis zu seinem Lebensende Kindermädchen spielen, oder etwa
nicht? Bloß weil Sie so dumm waren, brauchen Sie nicht zu denken, daß es andere
auch sind. Ich habe Wumps einmal gesagt, daß ich ihn umbringen würde, wenn ich
die Möglichkeit dazu hätte, und als es soweit war, habe ich es auch getan, und
keiner kann von mir erwarten, daß es mir leid tut. Ich bereue nur, daß ich
Wumps nicht schon vor 40 Jahren umgebracht habe. Und außerdem müssen Sie alle
gerechterweise zugeben, daß ich doch wirklich ein schönes Begräbnis für ihn arrangiert
habe.«
     
     

Kapitel
23
     
     
     
     
     
     
     
    D ie Verhaftung ging nicht ohne
Schwierigkeiten über die Bühne. Miss Hartler hatte nicht die Absicht, sich
einfach sang- und klanglos abführen zu lassen, nachdem sie endlich das Gefühl
der Macht kennengelernt hatte, und Sergeant McNaughton war ein Gentleman und
hatte seine Skrupel.
    Miss Mary Smith hatte jedoch keine. Sie
führte einen außerordentlich geschickten Polizeigriff an Miss Hartler vor und
rief Sarah zu: »Holen Sie schnell eine Decke und einen Strick!« Als der
Polizeiwagen eintraf, war die Gefangene bereits völlig unter Kontrolle.
    Als Tante Marguerite endlich verstanden
hatte, daß Sergeant McNaughton nicht etwa in Windeseile als Retter in der Not
herbeigeeilt war, sondern schon die ganze Zeit im Flur auf der Lauer gelegen hatte,
bereit, auf ein Zeichen von Max Bittersohn sofort einzugreifen, und daß der
Sergeant ein verheirateter Mann und Vater von fünf Kindern war und keinerlei
Interesse an Parties in Newport verspürte, begann sie zu gähnen.
    »Also, Sarah, wenn du außer diesem
scheußlichen Sherry nichts im Haus hast, dann fahren wir lieber wieder zurück
zum Hotel. Natürlich war es ganz reizend von dir, daß du uns bewirtet hast, und
ich muß zugeben, daß der Nachmittag viel interessanter war, als ich erwartet
hatte. Da hat also Joanna tatsächlich den alten Wumps umgebracht. Schade, daß
es nicht umgekehrt war.

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