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Der Rauchsalon

Der Rauchsalon

Titel: Der Rauchsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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ist unser Mr. Green. Am besten, ich gehe sofort zur Polizei.‹
    Und Phil sagt: ›Halt dich da man bloß
raus, Theresa. Als erstes fragen die uns dann, ob wir überhaupt ‘ne Lizenz fürs
Vermieten haben, und wir haben keine.‹ Also bin ich nicht gegangen, obwohl der
Herrgott allein weiß, daß keiner Mr. Green hätte besser versorgen können als
wir, und das wissen Sie auch, Miss Green. Und wir bekommen noch für drei Tage
Geld für ihn, nicht, daß ich so eine wäre, Sie jetzt danach zu fragen.«
    »Die Frau ist völlig von Sinnen«,
beteuerte Miss Hartler. »Oder sie versucht mit allen Mitteln, in die Zeitung zu
kommen oder unter Vorspiegelung falscher Tatsachen Geld von mir zu bekommen.«
    »Theresa Feeley ist grundehrlich«,
sagte eine Stimme von der Eßzimmertür her, »wir sind alte Bekannte aus
Dorchester.«
    »Mary Smith!«
    Mrs. Feeley wirbelte herum und
erstickte die kleine Frau beinahe in ihren Fluten aus Selbstgestricktem. »Wenn
das man keine Überraschung ist! Laß dich anschaun! Nein, was für ein schönes
Kleid, und eine Frisur, mit der du dich sogar vor der Königin von England nicht
zu schämen brauchst, und hier zwischen all deinen vornehmen Freunden. Kein
Wunder, daß du keine Zeit mehr hast für alte Nachbarn wie uns.«
    »Theresa, du weißt genau, daß ich für
euch immer Zeit hatte. Bloß daß — na ja, das ist eine lange Geschichte.«
    »Ah, und wer könnte sie besser erzählen
als du. Hast schon immer so gut erzählen gekonnt. Wie oft hab’ ich zu Phil
gesagt, Phil, sieh dir bloß mal die Mary Smith an, hab’ ich gesagt, die wird es
noch weit bringen. Und immer bescheiden, immer so nett-«
    »Theresa, darüber können wir ein
andermal sprechen. Im Moment wollten die Leute hier bestimmt lieber alles über
Mr. Hartler erfahren. Das war sein richtiger Name, nicht Green.«
    »Aha, jetzt verstehe ich. Die Schwester
hat zu mir Green gesagt, weil sie nicht wollte, daß ihre vornehmen Freunde
erfahren, daß er nicht mehr ganz richtig im Kopf ist, so war das, aber wer kann
ihr das schon verdenken, das hätten viele andere genauso gemacht. Auf jeden
Fall, wer er auch war, wir haben ihm das große Schlafzimmer gegeben, das nach
hinten rausgeht und wo die Sonne immer reinscheint, und da war er auch
meistens, hat über seinen Büchern und Bildern gesessen und gebrabbelt und sich
eingeredet, er schreibt Briefe an wichtige Leute, dabei konnte er nur krakeln
wie ‘n zweijähriges Kind, der arme Kerl. Kritzeleien auf Papier, mehr war das
nicht.
    Und fast jeden Tag, wenn es dunkel
wurde, dann ist die Schwester gekommen. Zur Abendbrotzeit oder manchmal auch
ein bißchen später, und hat ihm was zu essen gebracht, was er mochte, meistens
Hamburger und Eis. Er ist immer dünner geworden, weil er nicht essen wollte,
und sie hat versucht, ihn aufzupäppeln, verstehn Sie. Und wenn er gegessen
hatte, ist sie immer ein bißchen mit ihm draußen spazieren gegangen, bloß die
Straße runter und wieder rauf. Meistens waren sie zehn Minuten weg, dann kamen
sie zurück, und dann ging sie.
    Aber in der Nacht, als er gestorben
ist, da ist sie schließlich mutterseelenallein zurückgekommen. ›Er ist mir
weggelaufen‹, hat sie gesagt, ›er hat mich niedergeschlagen und ist fort, das
hätte ich nie von ihm erwartet. Jetzt sucht die Polizei nach ihm, aber sie
sagen, daß er nicht mehr hierher zurück kann. Sie bringen ihn irgendwo hin, wo
Gitter an den Fenstern sind und Schlösser an den Türen, darum müssen wir jetzt
seine Sachen packen und ein Taxi rufen.‹ Das haben wir dann auch gemacht, und
seitdem hab’ ich sie bis gerade eben nicht mehr gesehen.«
    »Das ist eine Lüge!« schrie Joanna
Hartler.
    »Es ist die reine Wahrheit, und ich
will auf der Stelle tot Umfallen, wenn es nicht stimmt. Und sie hat auch
vergessen, uns die drei Tage zu bezahlen, die noch ausstehen. Ich hab’ nichts
gesagt, weil ich gedacht hab’, sie erinnert sich schon noch dran, wenn er erst
mal in Sicherheit ist, und jetzt sagt sie mir mitten ins Gesicht, daß ich ‘ne
Lügnerin bin, was weiß Gott nicht stimmt, Mary hier kann Ihnen das bestätigen.«
    »Wer könnte uns denn sonst noch
helfen?« fragte Bittersohn. »Gibt es zum Beispiel jemanden, der gesehen hat,
wie Miss Hartler Ihr Haus betreten oder verlassen hat?«
    »Klar. Da ist Phil, mein Mann, und mein
Sohn Mike und meine Schwiegertochter Rita und dann noch die Leute aus unsrer Straße,
da bin ich sicher, die sind alle so neugierig. Und dann auch noch mein Enkel
Kevin, der mal

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