Der Rauchsalon
Streitkräfte zu
stationieren.
»Dolph, du bist der Stärkste und
Stämmigste. Du fungierst als unser Türsteher. Wenn du den Verdacht hast, daß
irgend jemand versucht, hier uneingeladen einzudringen, mach ihm bitte klar,
daß es sich um eine Privatfeier handelt, zu der nur Familienmitglieder und die
engsten Freunde eingeladen sind. Wenn es auf die diplomatische Art nicht
klappt, kannst du ruhig unhöflich und rabiat werden. Miss Smith, Sie halten
sich im Eßzimmer auf und sagen mir sofort Bescheid, wenn das Essen ausgeht. Und
achten Sie bitte ein bißchen auf das Tafelsilber. Vor ein paar Tagen noch habe
ich eine von Mr. Hartlers Besucherinnen dabei erwischt, wie sie versuchte, eine
meiner Coalport-Vasen mitgehen zu lassen. Egbert, Sie reichen die Sachen
herum.«
»Was geschieht mit den Mänteln, Mrs.
Kelling?«
»Ermutigen Sie die Leute erst gar
nicht, sie auszuziehen, dann bleiben sie auch nicht so lange. Wenn es sein muß,
können Sie die Sachen auf Miss Hartlers Bett werfen. Onkel Jem, du bleibst hier
beim Sherry und gibst ihnen das Gefühl, daß du höchstpersönlich dafür bezahlt
hast. Zügle deine angeborene Großzügigkeit. Wir müssen diese Versammlung hier
so schnell wie möglich wieder sprengen. Ich spiele das Mädchen für alles.«
»Ich hatte angenommen, Mr. Bittersohn
würde auch kommen«, sagte Miss Smith.
»Ich auch«, erwiderte Sarah reichlich
beunruhigt. »Wir müssen es eben ohne ihn schaffen.«
Sie schafften es tatsächlich. Egbert
und Miss Smith waren überwältigend. Jeremy Kelling bemühte sich redlich beim
Ausschenken der Getränke und zeigte großes Geschick im Austeilen von
Beleidigungen, sobald jemand versuchte, mehr zu bekommen, als ihm zustand.
Dolphs massige Gestalt und seine hochfahrende Art genügten, um diejenigen
abzuschrecken, die nicht eingeladen waren, und wirkten sogar ab und zu bei
einigen der Eingeladenen. Es kamen zwar Unmengen von Leuten, wie sie auch
erwartet hatten, aber sie hatten alles gut im Griff.
Gegen halb fünf war das Haus wieder so
gut wie leer. Tante Marguerite sprach davon, die Limousine kommen zu lassen,
und Miss Hartler besänftigte ihre Nerven mit einem Glas Preiselbeersaft. Jetzt
endlich erschien Mr. Bittersohn.
Kapitel
22
M ax Bittersohn war nicht allein
gekommen. Er hatte eine große Frau mit gebracht, die einen Strickmantel in
leuchtendem Lindgrün und eine gehäkelte hellgrüne Schottenmütze trug. Sie hatte
ein freundliches Gesicht, und in ihren Augen glänzten Tränen des Mitgefühls.
Sie eilte auf Miss Hartler zu und nahm sie herzlich in ihre kräftigen Arme.
»Ach, Sie arme, arme Frau! Wo Sie ihn
doch so geliebt haben und ihn immer so treu besucht und stets Ihr Bestes
versucht haben, und dann ist er Ihnen einfach weggelaufen, und jetzt liegt er
im Sarg, Gott hab ihn selig.«
Miss Hartler versuchte verzweifelt,
sich zu befreien. »Lassen Sie mich los! Wer sind Sie überhaupt? Ich kenne Sie
ja gar nicht!«
Die Frau lockerte ihre Umarmung, trat
zurück und schüttelte einige Male heftig ihre Schottenmütze. »Es hat sie ganz
wirr im Kopf gemacht, das ist es wohl. Genauso ist es meiner Mutter auch
ergangen, als sie gehört hat, daß die Leiter zusammengebrochen ist, und Dad war
fast völlig oben mit seiner ganzen Ladung Backsteine. Möge er ruhen in Frieden!
Ich bin doch Mrs. Feeley, Miss Green. Sie erinnern sich bestimmt an mich. Ich
hab’ mich doch die letzten zwei Monate um Ihren Bruder gekümmert. Es war nicht
grade leicht, das kann ich Ihnen sagen, immer das Gerede von seinem
Iolani-Palast und warum ich ihm nicht die 62 Stühle besorge, um die er mich gebeten
hat. Aber er war glücklich mit all seinen vielen Ideen, und es war schrecklich,
daß er so umgekommen ist.«
»Ich bin nicht Miss Green! Ich kenne
gar keine Miss Green!«
»Wenn Sie sie nicht kennen, wer soll
sie dann kennen? Beruhigen Sie sich doch erst mal. Wenn es jemals eine
Schwester gegeben hat, die sich keine Vorwürfe zu machen braucht, dann sind Sie
das. Sie haben ihm doch seine Suppe in der Tragetasche auch noch gebracht, als
er sich in den Kopf gesetzt hatte, daß man ihn vergiften wollte, und jeder
konnte doch sehen, daß Sie beide was Besseres gewöhnt waren. Und ich habe
nichts falsch gemacht, und ich will Ihnen auch nichts, das wissen Sie. Aber als
ich das Bild in der Zeitung gesehen habe, da sach’ ich zu meinem Mann: ›Phil‹,
sach’ ich, ›die haben ‘nen schrecklichen Fehler gemacht. Das ist nicht Mr.
Hartler, das
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