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Der Rausch einer Nacht

Titel: Der Rausch einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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miteinander?«
    Cole wurde etwas verspätet bewußt, daß er sich hier nicht nur auf ziemlich vertrautem Fuß mit einem Gast seines Arbeitgebers unterhielt, was allein schon vollkommen inakzeptabel war, sondern daß dieser Gast erst vierzehn Jahre zählte und das Gespräch dafür eine entschieden zu private Wendung genommen hatte. »Seit der High-School«, antwortete er daher nur, richtete sich auf und wandte sich zum Gehen.
    »Lebt sie hier in Houston?« drängte Diana, weil sie spürte, daß das Gespräch beendet war, und gleichzeitig hoffte, das möge nicht der Fall sein.
    »Sie besucht die UCLA in Kalifornien. Wir sehen uns, wann immer das möglich ist. Hauptsächlich während der Semesterferien.«
    Die Geburtstagsparty zog sich über Stunden hin. Als Höhepunkt wurde draußen auf dem Rasen eine Riesentorte aufgefahren. Während Barbara ihre Geschenke auspackte, bekam jeder ein Stück von dem Kuchen ab. Danach begaben sich alle ins Haus, und die Dienerschaft räumte draußen auf. Diana hatte sich gerade der Gruppe angeschlossen, als ihr auffiel, wieviel von der Geburtstagstorte übriggeblieben war. Sie mußte an die einsamen Würstchen in Coles fast leerem Kühlschrank denken. Aus einer Laune heraus kehrte sie zu dem Tisch zurück und schnitt ein großes Stück vom Rand ab, der mit besonders viel Zuckerguß bedeckt war. Und damit verschwand sie in den Stall.
    Cole reagierte so begeistert auf den Schokoladenkuchen, daß er fast schon komisch wirkte.
    »Sie sehen das größte Schleckermaul auf der ganzen Welt vor sich, Diana!« rief er entzückt und konnte die Augen nicht von dem Teller und der Gabel wenden.
    Schon auf dem Weg zu seiner Kammer machte er sich über das Stück Torte her. Diana blickte ihm kurz hinterher und wurde sich zum erstenmal eines ungewöhnlichen Umstands bewußt: Sie kannte tatsächlich Menschen, die nicht jeden Tag genug zu essen bekamen.
    Als das Mädchen den Stall verließ, nahm sie sich fest vor, von nun an immer ein Futterpaket zu den Besuchen bei den Haywards mitzubringen. Doch gleich spürte sie instinktiv, daß sie dabei sehr behutsam vorgehen mußte, sonst würde Cole glauben, sie hielte ihn für eine Art Wohlfahrtsempfänger.
    Diana wußte nicht viel über Männer, die aufs College gingen, aber Stolz hatte sie schon kennengelernt. Und irgend etwas in ihrem Innern sagte ihr, daß der Stallbursche mit einer gehörigen Portion Stolz gesegnet war.

Kapitel 4
    »Das Leben ist einfach wunderbar!« teilte Corey ihrer neuen Schwester zwei Monate nach Barbara Haywards Geburtstagsfeier mit. Sie sprach im Flüsterton, um die Eltern nicht zu wecken, die bereits schlafengegangen waren. Die beiden Mädchen lagen unter dem Plumeau auf Dianas Bett und hatten sich etliche Federkissen mit Spitzenbesatz in den Rücken geschoben. Bewaffnet mit ausreichend Riesensalzbrezeln, waren sie schon seit einiger Zeit damit beschäftigt, sich über alles mögliche auszulassen.
    »Ich kann es kaum erwarten, wenn du morgen endlich Omi und Opi kennenlernst. Wart's nur ab, wenn sie nächste Woche wieder abreisen, wirst du unwiderruflich verrückt nach ihnen sein. Dann hältst du sie bestimmt für deine eigenen Großeltern und kannst dir gar nicht mehr vorstellen, jemals ohne sie gelebt zu haben.«
    In Wahrheit wünschte sich Corey nichts sehnlicher, als daß alles sich so entwickeln würde. Schließlich wollte sie Diana etwas für all das zurückgeben, was die neue Schwester für sie getan hatte.
    Im letzten Monat hatte die Schule wieder begonnen, und die beiden Mädchen waren inzwischen die besten Freundinnen. Corey konnte sich in allem hundertprozentig auf sie verlassen. Diana half ihr bei der Auswahl der Kleider, richtete ihr das Haar zu allen möglichen Frisuren und führte sie auch sicher durch das anstrengende gesellschaftliche Wirrwarr in der Schule. Und schließlich hatten sogar Dianas Freundinnen ihren Widerstand aufgegeben und sie in ihrem innersten Kreis akzeptiert. Corey mußte allerdings erkennen, daß einige von diesen Mädchen immer Snobs bleiben würden.
    Den ersten Monat hatte Corey in einem Zustand von Dankbarkeit und wachsender Ehrfurcht vor ihrer neuen Schwester verbracht. Diana verhaspelte sich nie, fürchtete sich nie davor, einmal etwas Falsches zu sagen, riß kaum jemals einen blöden Witz, über den keiner lachte, und machte sich auch sonst nie zur Närrin. Ihr dichtes kastanienbraunes Haar glänzte stets wie frisch gewaschen, ihre Haut war makellos rein, und sie besaß eine perfekte Figur.

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