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Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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seinen Ohren. Ellis dünnes Weinen mischte sich in seine Stimme. Keuchend vergrub er sein Gesicht in ihrem Haar. Vor seinen Augen tanzten Blitze. Etwas rauschte. War das sein eigenes Blut? Das Geräusch war so laut, dass es Elli übertönte und ihn in einen grauen Strudel aus Erinnerungslosigkeit reißen wollte.
    Elli, kleine Elli …
    Sein Vater zerrte ihn an seinen Haaren hoch.
    Der Schrei seiner Schwester drang tief in sein Herz. Oliver klammerte sich an sie.
    Sein jüngster Bruder lag vollkommen ungeschützt in seinem Bett. Er war ein leichtes Opfer.
    Oliver tastete nach Marc. Seine Finger umklammerten das Holzgitter und berührten Marcs winzige Füße. Der Kleine war ihm so nah, zugleich aber unendlich weit entfernt.
    Oliver erschrak, so weit es seine Erschöpfung noch zuließ, über die Bewegungslosigkeit seines Bruders.
    Warum schrie Marc nicht? Warum strampelte er nicht? Tot …
    Oliver konnte diesen Gedanken nicht festhalten. Instinkte verdrängten den Verstand.
    Fort .
    In einem letzten Aufbäumen warf er sich nach vorne. Er spürte seine Haare büschelweise ausreißen.
    Dumpf und fern fühlte sich der Schmerz an – fremd.
    Er fiel hart zu Boden, wobei er den weichen Körper Ellis unter sich begrub. Seine Schwester schrie und weinte nun ungehemmt. Er hörte schwach ihren rasselnden Atem.
    Ich tue ihr weh. Warum lasse ich es nicht zu, als sie noch länger zu quälen?
    Verzweifelt rang Elli unter ihm nach Luft. Mit ihren kleinen Ärmchen kämpfte sie gegen sein erdrückendes Gewicht an. Mühsam zog er die Beine an den Leib. Es kostete ihn unendlich viel Kraft. Sie bekam dadurch etwas mehr Freiraum.
    Das Messer traf ihn wieder. Nicht tief.
    Sein Vater zog es aus seinem Körper. Eine Woge betäubender Erleichterung raste durch seinen Verstand, nur um erneut in Agonie zu explodieren, als die Klinge wieder in ihn eindrang, wieder, wieder.
    Er glaubte, die Schmerzwellen zu fühlen, die durch seine Nerven bis in seine Fingerspitzen schossen. Seine Welt versank in blutigen Schleiern und panischer Angst, während er Elli unter sich barg.
    All seine Empfindungen stumpften ab.
    Der letzte Gedanke galt seinem Vater.
    Warum?

Erwachen
     
     
     
    G rellweißes Licht flackerte, sodass alle Bewegungen abgehackt wirkten, wie bei einem Stop -Motion-Film oder den typischen asiatischen und amerikanischen Horrorfilmen – The Ring . Am meisten erinnerte es an diesen Film.
    Bizarr.
    Wände und Möbel waren überblendet. Lediglich die groben Konturen flackerten schwarz auf. War das das Kinderzimmer von Marc?
    Scheinbar, nur in schwarz-weiß und mit einem ordentlichen Elektro-Problem. Sein Gitterbett stand in der Wandnische vor dem Wickelschrank. Das Mobile mit den Piraten hing direkt darüber. Allerdings bewegte es sich nicht. Normal drehte es sich durch den geringsten Luftzug.
    Was ging hier vor sich? War das ein Traum?
    Nie zuvor hatte er ohne Farbe geträumt.
    Finger krallten sich in seine Brust. Er fuhr zusammen. Es tat nicht weh. Wer …? Elli?
    In abgehackten Bewegungen legte sie den Kopf schräg und blinzelte. In ihren riesigen, schwarzen Augen lag Verwirrung. Sie rüttelte ihn?
    Er war doch wach … oder? Nein, die Welt war nicht schwarz-weiß. Er krampfte die Hände. Sie drangen in die schwammig feuchte Materie des Teppichs ein. Was stimmte hier nicht?
    Ein Traum konnte es nicht sein. Etwas war geschehen, aber was?
    Die Gedanken funktionierten wie Sirup, klebrige Masse, die ihn behinderte. So fühlte es sich nicht einmal an, wenn er Kopfschmerzen hatte.
    Elli?
    Er streckte den Kopf. Seltsam. Wann hatte er sich auf den Rücken gelegt? … Warum lag er in Marcs Zimmer?
    Der raue, nasse Flokati rieb über seine Haut. Haut? Wo war sein Pulli?
    Pulli? Ein Anhaltspunkt. Er hatte einen getragen – den Bandpullover von Slime , oder? Pulli gleich kalt, besonders bei dem Ding. In dem hielt man es nur bei klirrender Kälte aus. Dann musste es Winter sein.
    War es so? Seine Erinnerung stockte. Es fühlte sich nach einem ruckenden Motor an. Dumpfes Vorankriechen und unvermeidliche Stopps. Winter war aber auch ein guter Stichpunkt. Winter … Weihnachten?
    Nicht ganz. Da klingelte nichts. Winter … Marc? Ein schwaches Echo kam zurück. Etwas war mit Marc. Wahrscheinlich lag er deshalb hier.
    Hatte sich der Kleine erkältet? Grippe?
    Er lauschte in sich. Kein Echo.
    Krank? Offenbar war er krank … ja, richtig. Notarzt. Er hatte vorhin mit dem Arzt gesprochen. Aber warum … Der Gedanke verwehte.
    Elli kletterte über

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