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Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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stoße diese andere Seite des Daseins alles Unnötige ab.
    Er blinzelte. An sich wirkte alles alt und verrottet.
    Langsam wälzte er sich auf die Seite und zog sich am Holzgitter des Kinderbettes auf die Füße.
    Marc lag noch immer darin. Er schlief … nein, Unsinn, er war tot. Würde sich sein Kindergesichtchen, umrahmt von dem hellen Haar, gleich in das verwandeln, was es war? Die Totenmaske, mit der er gestorben war?
    Elli zupfte an seiner Hand. Ihr Kopfschütteln war ein Stakkato. Sein Magen drehte sich um. Schrecklich.
    Alle schönen Erinnerungen zersplitterten.
    Er legte seine Hand auf ihren kleinen Kopf. Sofort beruhigte sie sich. Ihre Ärmchen umklammerten sein Bein. Sie schmiegte sich an ihn.
    Sehr langsam, vorsichtig, streichelte er den steifen Kinderkörper. Er hatte fast etwas von einer Puppe. Ellis Plastikspielzeug fühlte sich kaum anders an.
    Warum war Marc nicht hier? Marc, mein Kleiner.
    Er wies auf ihn . Wusste sie etwas Genaueres?
    Wahrscheinlich konnte Elli ihm die Frage auch nicht beantworten. Wie auch. Schließlich war sie ein Vorschulkind, das gerade erst niedergemetzelt worden war. Sie schüttelte den Kopf. Wieder dieses The Ring -Stakkato. Gruselig.
    Er ging in die Knie. Wie auch sonst umschlang sie ihn fest. Er nahm sie auf die Arme. Ihre Finger zerrten leicht an seinem Haar. Sie verkroch sich. Diese Bindung zwischen ihnen war vielleicht dafür verantwortlich, dass sie hier zusammentrafen … oder nicht?
    »Wenn wir die Einzigen hier sind, Kleines, dann ist es nicht schlimm, wir haben noch uns. Aber sicher ist Mama auch da. Sie wird sicher bei uns bleiben.«
    Sie nickte schwach.
    Er stand auf und sah zu Marc.
    Glühende Augen blickten aus dem starren Kindergesicht zu ihm auf. Sie waren lebendig, wach, entsetzlich geweitet.
    Oliver fuhr zusammen.
    Marc senkte die Lider, bis seine Augen Schlitze waren. Zorn loderte darin, kalt und unerbittlich, so wie ihr Vater Elli betrachtet hatte. Er hasste.
    Du bist auch da.
    Das würde wirklich ein unangenehmes Miteinander werden. Er streckte seine Finger nach Marc aus. Im gleichen Moment streifte heiß feuchter Atem über seinen Rücken. Hitze, Kälte, hier? Bislang empfand er nur rudimentär …
    Was war das?
    Er fuhr herum. Gleichzeitig hörte er im Kinderbett Zähne aufeinanderschlagen. Er achtete nicht darauf.
    Jenseits der Tür, auf dem Flur, wand sich etwas, ein Wesen, das von dem gleißenden Weiß immer wieder verschlungen wurde. Lediglich der pendelnde Schädel auf dem endlosen Schlangenhals flackerte kurz auf, bevor die Helligkeit ihn wieder verschlang.
    Sie waren nicht allein, ganz und gar nicht. Was waren das für Geschöpfe? Rasch wirbelte er herum, zu Marc und prallte zurück. Sein Herz zog sich zusammen. Mit einem einzigen schmerzhaften Krampf entrang sich ihm ein kurzer Schlag. Zugleich brach ihm der Schweiß aus. Hitze und Kälte rannen durch seinen Körper.
    Der Hintergrund dieser Stille, die ihm erst jetzt bewusst wurde, begann zu wispern, zu piepen. Hektische Aktivität erwachte aus dieser eigenartigen Welt … alles brach ab. Stille und das Flackern blieben und umgaben das Ding, das ihn aus dem Bett heraus angaffte.
    Marc war kaum mehr ein Mensch. Das kleine Bündel erinnerte nur noch vage an seinen lustigen, kleinen Bruder. Auf allen vieren kauerte er wie ein Raubtier in seinem Bett und hielt die Augen zusammengekniffen, die bei jedem Flackern aufglühten. Seine Bewegungen wirkten abgehackt, ungelenk, doch auch flink. Sein weit auseinanderstehendes Kindergebiss hatte die Unterlippe zerbissen. Zwischen den Zähnen hingen Fleischfetzen. Er spannte sich …
    Oliver taumelte zurück. Zugleich traf ihn ein einziger brutaler Hieb mitten in die Brust. Dann ein zweiter, ein dritter … es hörte nicht auf. Sein Brustbein brach unter der Attacke eines unsichtbaren Angreifers. Das Hämmern endete. Sein Brustkorb dehnte sich, als würde er mit Luft aufgepumpt …
    Ein grausamer, unmenschlicher Schrei erklang. Das war wieder Marc, der die Stäbe herausriss und sich befreite.
    Elli – ich musste sie schützen .
    Sie löste sich aus seinem Arm, wirbelte um ihre Achse, wie eine fallende Katze und kam auf Händen und Füßen auf. Erneut hämmerte etwas auf seine Brust … Die Geräusche kehrten zurück, die Luftstöße, das Pumpen, die Schmerzen und die eisige Kälte. Er roch Blut und den stechenden Geruch nach Alkohol. Ihm wurde schlecht. Er würgte. Während grell weißes Licht sich gleißend in seinen Nerven ausbreitete, sie

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