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Der Rebell

Titel: Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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sie zum Ufer. Zum erstenmal, seit der Krieg ausgebrochen war, sehnte sie sich nach dem Terrain der Yankees. In ihrer Hast achtete sie nicht auf den Weg. Plötzlich bäumte sich das Pferd auf, und Alaina landete im hohen Bogen im Gras.
    »Was hast du denn, du blödes Tier?« schrie sie erbost der mageren braunen Stute nach, die in wilder Panik davonsprengte. Alaina richtete sich auf und tastete ihren Körper ab. Offensichtlich waren keine Knochen gebrochen.
    Als sie Hufschläge hörte, sprang sie auf. Zu ihrer Verblüffung ritt Risa heran, zügelte ihren schönen Rotschimmel und hob die Brauen. »Ausgerechnet Sie lassen sich abwerfen? Die Südstaatlerin, die mit Pferden aufgewachsen ist?«
    »Ja, das Biest hat mich abgeworfen.« Alaina stemmte die Hände in die Hüften. »Und was machen Sie hier?«
    »Ich bin Ihnen gefolgt.« Frohgelaunt stieg Risa ab.
    »Durch Unionslinien in feindliches Gebiet? Einfach so?«
    »Da ich Krankenschwester bin, besitze ich einen Paß.«
    »Spionieren Sie mir nach?«
    »Ich versuche, einer Freundin zu helfen ...« Plötzlich runzelte Risa die Stirn und lauschte angespannt. »Was ist das für ein seltsames Geräusch?«
    »Großer Gott!« Jetzt wußte Alaina, warum ihr Pferd durchgegangen war. Offensichtlich hatte es ein Nest voller Klapperschlangen aufgescheucht. »Verschwinden Sie!« rief sie und stieß Risa beiseite. Im selben Augenblick wurde sie gebissen. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihr Bein und warf sie zu Boden.
    Entsetzt packte Risa ihren Arm und zerrte sie blitzartig von der angriffslustigen Schlange weg. Eine Sekunde später krachte ein Schuß, und die Schlange lag tot am Boden. Verwundert starrte Alaina auf die qualmende Pistole in Risas Hand.
    »Um Himmels willen, Sie haben sich beißen lassen, um mich zu retten!« Risa kniete neben ihr nieder und riß einen Streifen aus ihrem Unterrock, den sie als Aderpresse benutzen wollte.
    Mit zitternden Fingern zerfetzte Alaina ihren Strumpf und inspizierte die häßliche Bißwunde. »Wir brauchen ein Messer ...«
    Aber Risa wußte offensichtlich selbst, was zu tun war. Sie rannte zu ihrer Satteltasche und kehrte mit einem großen Bowie-Messer zurück.
    »Wollen Sie mir das Leben retten oder den Hals aufschlitzen?« fragte Alaina.
    »Nun, in dieser Gegend weiß man nie, wen man trifft.«
    Alaina lächelte und biß die Zähne zusammen, um den Schmerz zu bekämpfen, während sich die Messerspitze gezielt in die Wunde bohrte. Dann neigte sich Risa hinab, um das vergiftete Blut aus der Wade zu saugen und auszuspucken. »Das hätten Sie nicht tun dürfen.«
    »Da ich schon zweimal gebissen wurde, bin ich immun. Immerhin stamme ich aus einer Wildnis voller gefährlicher Tiere. Wahrscheinlich bekomme ich jetzt Fieber. Aber Sie ...«
    »Ich wäre gestorben, nicht wahr?«
    Erschöpft schloß Alaina die Augen und verlor die Besinnung.
    In den tiefen nächtlichen Schatten glitt das kleine Boot lautlos durch das Wasser und landete am sandigen Ufer. Ian hörte, wie ein Gewehr entsichert wurde. Dann erklang ein Ruf. »Wer ist da?«
    Im schwachen Mondlicht sah er seinen Onkel am Strand stehen, flankiert von Teddys Plantagenarbeitern, die ebenfalls bewaffnet waren.
    Schmerzhaft krampfte sich Ians Herz zusammen. »Ich bin's, Onkel James.«
    »Hier bist du nicht willkommen, Ian«, erwiderte James, aber er ließ das Gewehr sinken. Erst jetzt entdeckte er die zweite Gestalt im Boot. »Und dein Freund auch nicht.«
    »Bitte, Onkel James — das ist Jennifer.«
    »Was?« stieß James heiser hervor, und Ian stieg aus dem Boot, seine Kusine auf den Armen.
    Risa brachte Alaina in die Arztpraxis, wo Dr. Percy ihr versicherte, sie habe ausgezeichnete Arbeit geleistet. Zweifellos würde Alaina den Schlangenbiß überleben. »Aber Sie müssen sich auf eine schwierige Nacht gefaßt machen, Risa.«
    Sie trugen die bewußtlose Patientin ins Gästehäuschen und brachten sie ins Bett.
    Stundenlang bekämpften sie mit Lillys Hilfe das Fieber der Kranken. Risa kümmerte sich um Sean, pflegte Alaina und befolgte alle Anweisungen, die der Doktor ihr erteilte.
    Von Schüttelfrost oder Schweißausbrüchen geplagt, warf sich Alaina im Bett umher und redete unentwegt im Fieberwahn — mit Ian, mit Dr. Percy. In den wenigen lichten Momenten hörte sie Risas beruhigende Stimme. »Alles wird gut — alles wird gut.«
    In dieser Nacht kamen sich die beiden Frauen sehr nahe. Und während Risa dem wirren Gestammel lauschte, fragte sie sich, ob sich die Dinge jemals wieder zum Guten

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