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Der Rebell

Titel: Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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würde, wußte sie.
    Bald würde sie einen schönen klaren Teich erreichen, von frischem Quellwasser gespeist. Sydney, Ian McKenzies Kusine, hatte ihr versichert, die Lichtung sei leicht zu finden. Obwohl sie nicht auf Cimarron, sondern ebenso wie Alaina im Süden des Staates aufgewachsen war, kannte sie diesen Wald. Die Leute, die sich einbildeten, sie hätten das zentrale Florida vollkommen zivilisiert, bezeichneten die südlichen Gebiete nach wie vor als Wildnis.
    Über solche Ressentiments amüsierte sich Alaina, und sie erfüllten ihr Herz mit einem gewissen Stolz, der ihr gestattete, die weiblichen jungen Partygäste zu verachten. Zweifellos würden sie während ihres vermeintlichen Nachmittagsschläfchens über die Familie McMann lästern, also über sie. Peter mußte ihr nicht erklären, daß sie nicht zur vornehmen Gesellschaft paßte. Doch das war ihr egal. Wie sich feine junge Damen benahmen, kümmerte sie nicht, und es störte sie ebensowenig; daß ihr Vater — mehr an pflanzlichem als an menschlichem Leben interessiert — die Erziehung seiner Tochter vernachlässigt hatte. Oder daß ihr die respektablen jungen Gentlemen wegen seiner exzentrischen Neigungen keinen Heiratsanträge machten ...
    O Gott, wie konnte Peter ihr nur vorschlagen, er würde sie zu seiner Geliebten machen! Und sie hatte sich tatsächlich eingebildet, einen so skrupellosen, abscheulichen Mann zu lieben.
    Am Ufer des Teichs blieb sie stehen und betrachtete die sanften Wellen. Mächtige Eichen tauchten ihre Zweige ins schimmernde Wasser. Wie gern würde sie darin schwimmen . . . Aber ein anständiges Mädchen durfte nicht in den Wald von Cimarron laufen und ein Bad nehmen. Andererseits war ihr soeben versichert worden, sie sei kein anständiges Mädchen. Sie schaute sich auf der Lichtung um. In der Sonnenhitze summten Insekten. Und das Wasser war so einladend. Sie mußte einfach darin untertauchen, Peters Kuß wegwaschen, die Erinnerung an seine gräßlichen Worte.
    Entschlossen setzte sie sich auf einen umgestürzten Kiefernstamm und löste die Verschnürung ihrer eleganten Stiefel. Dann zog sie das Kleid aus, die Unterröcke, das Korsett, das sie allmählich zu ersticken drohte. Wenn sie das Hemd und die Unterhose anbehielt, würde sie wenigstens halbwegs züchtig aussehen — falls man sie ertappte. Aber die nasse Unterwäsche würde ihr Kleid befeuchten, und sie müßte in ziemlich derangiertem Zustand das Haus betreten. Das könnte den Klatschmäulern neue Nahrung geben. Sicher war es besser, in trockenen Sachen zurückzukehren. Dann würde niemand ahnen, daß sie ihren Zorn in diesem idyllischen Teich gekühlt hatte.
    Und so schlüpfte sie aus dem Hemd und der Hose, faltete ihre Kleidung sorgsam zusammen und legte sie unter einen Baum. Als sie splitternackt ins kalte Wasser eintauchte, erschauerte sie.

3
    Lavinia saß nicht auf dem umgestürzten Baumstamm, und sie wanderte auch nicht in wachsender Ungeduld umher. Offenbar hatte er sich zuviel Zeit gelassen. Nun glaubte sie womöglich, er hätte andere Pläne.
    Ärgerlich verfluchte er die Narren, die ihn aufgehalten hatten. Erst der Kriegstreiber Alfred Ripply, dann der verdammte, aufgeblasene Schürzenjäger Peter O'Neill. Ian betrachtete den Baumstamm, auf dem Lavinia so gern saß, im Schatten eines Sonnenschirms, der ihren hellen Teint schützte.
    Er ließ sich auf den Eichenstamm nieder. Vielleicht sollte er froh sein, weil er die Chance verpaßt hatte und die gute, anständige Frau, die er heiraten wollte, nicht betrügen würde. Aber in seinem Innern brannte ein quälendes Feuer. Irgendwie mußte er seinen Gedanken entrinnen, der schweren Entscheidung, die ihm bevorstand. Friedfertige, besonnene Leute behaupteten immer noch, man würde den Krieg vermeiden. Doch er hatte die Leidenschaft jener beobachtet, die ein gnadenloses Blutvergießen anstrebten. Der Konflikt braute sich zusammen, seit die Gründerväter die Verfassung festgelegt hatten, ohne die Frage der Sklaverei zu beachten. Jetzt eskalierte die Situation.
    Was in Gottes Namen sollte er tun, wenn ein Krieg ausbrach? In Florida waren die meisten Pflanzer auf die Sklavenarbeit angewiesen. Ian würde gegen seine Freunde und Nachbarn kämpfen müssen.
    Seufzend starrte er zum Himmel hinauf. Nur selten wurde das intensive Blau von Wölken verhangen. Die meisten Tage waren so strahlend schön wie dieser Frühlingsnachmittag. Hin und wieder tobte ein Unwetter. Er liebte sogar die Gewitterstürme seiner Heimat, genoß

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