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Der Regenbogenkönig

Der Regenbogenkönig

Titel: Der Regenbogenkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Bauer
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durch ruhige Gewässer, wurde von stürmischer See heimgesucht und fuhr wieder sacht dahin, stetig in Richtung Amerika.
    Für Buliko wurde es nie langweilig ; dennoch bedauerte er es, nicht an Deck gehen zu dürfen, um über das Meer zu blicken. Als Schnuffel aus dem Regenbogenreich hatte er noch nie das Meer zu Gesicht bekommen, allenfalls ein paar Seen und Pfützen. Der Gedanke, Wasser zu sehen, so weit das Auge reichte, reizte ihn.
    Yingying kam, so oft es ihr Zeitplan gestattete, in den Frachtraum, um sich mit Buliko, Teng Ho und Tom zu unterhalten. Natürlich vergaß sie nie, bei ihren Besuchen etwas zu essen für Buliko mitzubringen. Das machte sie geschickt unauffällig. Trotzdem wunderte sich der Schiffskoch jedes Mal, wenn er schon wieder Brot backen musste.
    Tom und Teng suchten sich ihr Essen auf dem Schiff zusammen. Buliko hasste diese Zeit, denn es dauerte lange, bis sie von ihren Streifzügen zurückkamen. Yingying leistete ihm zwar oft Gesellschaft, aber immer konnte die Hündin nicht bei ihm sein. Dann fühlte sich Buliko schrecklich einsam.
    Eines Tages, als Teng und Tom unterwegs waren, erzählte Buliko Yingying von seiner Einsamkeit und seinem Traum, einmal das Meer zu sehen.
    „Das Meer ...“, brummelte Yingying. „Bei Tage wirst du keine Gelegenheit dazu finden. Da sind zu viele Menschen an Deck.“ Sie sah Buliko mit ihren treuen Hundeaugen an. „Aber bei Nacht, wenn Vollmond ist und das Meer silbern glitzert, dann schlafen die meisten Menschen an Bord. Dann werde ich dir deinen Wunsch erfüllen können und dich mit nach draußen nehmen.“
    Buliko strahlte. „Wirklich? Das würdest du wirklich für mich tun?“
    „Natürlich. Schließlich bist du nur einmal zu Besuch auf der Erde.“
     
    Yingying kam erst nach zwei Tagen zurück. Bulikos Vorräte waren inzwischen aufgebraucht und er hatte sich allmählich Sorgen um die Hündin gemacht. Teng und Tom beteuerten zwar immer wieder, dass sie Yingying gesehen hätten und er sich umsonst sorgte, aber Buliko war nicht zu beruhigen gewesen.
    „Tut mir leid. Wang, der Schiffskoch , hat in einer Besprechung großen Wirbel veranstaltet, weil der Brotverbrauch immens angestiegen ist. Er hat die Kombüse so scharf bewacht, dass selbst ich keinen Schritt unbemerkt hinein machen konnte.“ Sie legte einen halben Laib Brot vor Bulikos Füße. „Das ist alles, was ich besorgen konnte.“
    „Yes, auch für uns war es schwer“, nickte Tom. „Wang ließ die Vorratskammer keine Minute unbewacht. Wir wollten dich aufsuchen, aber es war zu riskant , entdeckt zu werden.“
    „Nun, jetzt bin ich ja da. Wang hat sich wieder beruhigt. Zum Ende der Fahrt sieht er das Geschehen in der Küche gelassen.“
    „Wir sind bald da?“, rief Buliko aus.
    „Ja, aber keine Sorge. Ich bin gekommen, um mein Versprechen einzulösen. Heute Nacht ist Vollmond“, sagte Yingying geheimnisvoll.
    „Vollmond“, wiederholte Buliko schwärmerisch und fügte ungeduldig hinzu: „Wann geht’s los?“
    „Nachher, ich hole dich ab, sobald es auf dem Schiff ruhig geworden ist.“
    „Hej, Boy! Du willst Buliko doch nicht etwa an Deck führen?“, schimpfte Tom. „Das ist viel zu gefährlich.“
    „Der Junge ist alt genug, um auf sich selbst aufzupassen“, schmetterte Teng.
    „Wenn er es sich doch wünscht“, brummte auch Yingying.
    Buliko meinte eingeschnappt: „Du musst schließlich nicht die ganze Fahrt über in diesem dunklen Loch sitzen.“
    „Schon gut, schon gut“, entgegnete Tom. „Ihr müsst mich ja nicht gleich auffressen. Ich finde es trotzdem zu gefährlich.“
    „Du kennst das Schiff genauso gut wie ich, Tom. Was sollte des Nachts auf dem Deck passieren?“, wandte Yingying ein.
    Tom zuckte beleidigt mit den Schultern. „Macht doch, was ihr wollt.“
    Buliko war gerührt von so viel Fürsorge: „Lieber Tom, ich möchte doch nur einmal das Meer sehen.“
    „Ich verstehe dich ja. Es gibt nichts Schöneres als die weite See. Aber ich habe trotzdem Angst, dass dich jemand entdecken könnte.“
    „Yingying ist ja dabei. Es wird nichts schiefgehen. Ihre Ohren hören viel besser als unsere.“ Buliko lächelte.
     
    Yingying war nach der Unterredung wieder verschwunden und Buliko hatte voller Ungeduld auf ihre Rückkehr gewartet. Nun stand er endlich neben Yingying an Deck. Der kleine Schnuffel konnte kaum über die Reling blicken. Der Mond badete zwischen Gutwetterwolken und beleuchtete sie eindrucksvoll mit fahlem Licht. Dort, wo die Mondstrahlen auf das

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