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Der Regenbogenkönig

Der Regenbogenkönig

Titel: Der Regenbogenkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Bauer
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sofort.
    Tom lächelte. „Schau dich doch um. Wir sind bereits ausgelaufen.“
    „Wie schön. Dann werde ich bald einen Menschen finden, der mit mir ins Regenbogenreich kommt , und ich kann wieder nach Hause“, schwärmte Buliko.
    Tom lächelte noch immer. „Es wird schon noch eine Weile dauern, bis wir in Amerika sind. Ich werde mich bemühen , dir ausreichend Speisen zu besorgen. Was essen Schnuffel denn so?“
    „Eigentlich alles. Obst, Brot, Gemüse, Schokolade ...“
    „Umso besser. Ich werde mit Yingying reden. Sie ist eine sehr gutmütige Hündin. Ich bin sicher, sie wird uns helfen.“
    „Danke. Seit ich auf der Erde angekommen bin, habe ich noch nichts gegessen, ich habe wirklich großen Hunger.“
    „Schon besorgt“, sagte Tom und nahm die Haltung eines Soldaten an. Daraufhin verschwand er im Spalt einer entlegenen Tür des Frachtraums.
     
    Yingying erklärte sich tatsächlich bereit, Buliko zu helfen. Die Hündin riskierte zwar Kopf und Kragen, wenn sie etwas aus der Vorratskammer des Schiffskochs entwendete, aber sie tat es gern, um einem Gottestierchen zu helfen. Die große Hirtenhündin verbrachte viel Zeit mit Buliko. Sie liebte es, ihren Kopf in seinen Schoß zu legen, sich hinter den Ohren kraulen zu lassen und Geschichten aus dem Regenbogenreich zu hören. Gleichzeitig erzählte Yingying Geschichten aus ihrem Leben, denen Buliko interessiert lauschte. So vergingen die ersten Tage wie im Flug. Am fünften Tag ereignete sich jedoch etwas, mit dem Buliko nie gerechnet hätte. Er war gerade alleine. Tom befand sich irgendwo auf Nahrungssuche und Yingying leistete ihrem Herrchen Gesellschaft. Buliko waren die Schiffsgeräusche schon so vertraut, dass er kaum noch auf sie achtete. Ein plötzliches Poltern und Scheppern in der hintersten Ecke des Frachtraums ließ den Schnuffel jedoch erschrocken hochfahren. Dumpfes Fluchen drang zu Buliko hinüber. Der Schnuffel wollte seinen Ohren nicht trauen. Vorsichtig pirschte er sich aus seiner Ecke hervor und versuchte im Halbdunkel des Frachtraums etwas zu erkennen. Das Fluchen dauerte an und wurde energischer und wütender.
    „Teng?!“ Buliko glaubte zu träumen. „Bist du es, Teng Ho?“
    Die Ratte befreite sich aus einem Haufen umgestürzter Bretter, trat aus dem Schatten und blickte Buliko finster an. „Natürlich bin ich es, wen hast du denn sonst erwartet?“, schnaubte sie.
    „Ich hätte jeden erwartet, nur nicht dich“, erwiderte Buliko staunend.
    „Du glaubst doch nicht etwa, dass du dich alleine in diesem Amerika zurechtfinden würdest?“, brummte er.
    Buliko strahlte. „Du bist extra wegen mir gekommen?“
    Tengs Blick wurde noch finsterer. „Bilde dir bloß nicht zu viel ein, Schnuffel Buliko. Du bedeutest mir gar nichts, mir bedeutet überhaupt niemand etwas. Ich bin nur gekommen, weil ich in meinem Leben von keiner Sintflut überschüttet werden will und noch ein paar Regenbögen zu Gesicht bekommen möchte.“ Er schmetterte es auf seine gewohnt forsche Weise.
    Buliko lächelte. Selbstverständlich lag Teng etwas an ihm, aber das konnte er offenbar nicht zugeben.
    „Aus welchen Gründen auch immer, ich bin froh, dass du hier bist“, hieß ihn Buliko willkommen.
    „Ich wünschte, ich könnte das Gleiche sagen. Ich habe Tage gebraucht, um dich auf diesem verwünschten Frachter zu finden. Ich habe Hunger wie ein Wolf.“
    „Ich habe Brot ...“ Buliko schaffte es nicht auszureden, sofort hatte Teng ihn unterbrochen:
    „Wo? Gib her!“
    Teng schnappte sich die halbe Scheibe Brot und tat sich sogleich an ihr gütlich.
    Inzwischen war Tom unbemerkt in den Frachtraum gekommen. Auch die Schiffsratte glaubte ihren Augen nicht zu trauen.
    „Teng? Teng Ho?“, staunte Tom.
    „Wer denn sonst?“ , grummelte Teng.
    „Was machst du hier?“
    „Essen, wie du wohl sehen kannst“, zischte Teng.
    „Du hast doch deine Gang nicht zurückgelassen, nur um dem Schnuffel zu folgen ?“, staunte Tom.
    „Nein, um mir etwas Brot von meinem Nachbarn zu leihen“, versetzte Teng sarkastisch. „Du glaubst doch nicht etwa, dass der Schnuffel alleine zurechtkommen wird ? Ich für meinen Teil finde es wichtig, die Regenbögen zu retten.“
    „Ich hätte nicht gedacht, dass du überhaupt weißt, was ein Regenbogen ist“, versetzte Tom kühl.
    „Ach, halt die Klappe, Vetterchen“, erwiderte Teng liebevoll, ließ sein Brot liegen und nahm Tom in die Arme.

S ilbermeer / San Francisco
     
    Aus den Tagen wurden Wochen. Das Schiff suchte seinen Weg

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