Der Regenbogenkönig
willst du den Deckel der Kiste aufbekommen, du starke Ratte?“ , fragte Tom höhnisch.
„Wozu haben wir einen Schnuffel?“ , antwortete Teng achselzuckend.
Plötzlich war Tom hell begeistert. „Yeah, wonderful! Buliko ist stark genug, um eine Kiste zu öffnen. Kommt. Das Frachtgut der Mannschaft ist gleich dort drüben.“
Tom rannte so schnell, dass Buliko und Teng kaum nachkamen. An einem gigantischen Turm großer und kleinerer Kisten blieb er stehen.
„Wir müssen einen der unteren Kartons öffnen, auf den nichts gestapelt ist“, erklärte er. „Dieser ist ideal. Du musst nur das Klebeband entfernen und hineinkraxeln. Wenn der Verlader kommt, wird er die Kiste automatisch wieder zukleben.“
Buliko folgte Toms Anweisungen und entfernte das Klebeband. In dem Karton befanden sich verschiedene Porzellanartikel, eingebettet i n schützendes Stroh. Buliko räumte einige der Gegenstände heraus und verstaute sie etwas entfernt hinter einem anderen Kistenstapel des Kais. Nachdem er sich so genug Platz geschaffen hatte, nickte Tom zufrieden.
„Gut so. Wir sehen uns dann später an Bord.“
„In Ordnung“, lächelte Buliko.
„Und du , Vetter Teng ...“ Tom reichte ihm die Hand und drückte ihn kurz an sich, „wir sehen uns in einigen Monaten wieder.“
„Wahrhaftig. Und dann darfst du nicht vergessen , bei mir und meiner Gang reinzuschauen.“
„Du weißt doch, dass ich von deiner Gang nicht sehr viel halte“, lachte Tom.
„Sie sind meine Familie“, verteidigte sich Teng.
„Eine Familie von Straßenschlägern und Räubern“, wandte Tom ein.
Ungerührt entgegnete Teng: „Es sind meine Jungs.“
Tom lachte und verabschiedete sich. Dann verschwand er in Richtung Schiff.
Teng wandte sich zu Buliko um. „Und jetzt ab in die Kiste mit dir“, forderte er den Schnuffel auf.
Buliko folgte und stieg in den Karton. Teng blickte über den Rand der Pappkiste zu Buliko herab
„Viel Glück auf deiner Suche, Sch nuffelchen, und gute Reise. War schön, dich kennen zu lernen.“
„Ich bin froh , dich kennen gelernt zu haben. Du hast mir sehr geholfen“, versetzte Buliko. „Du bist der beste Freund, den man sich wünschen kann. Danke.“
Teng wollte nicht zeigen, dass ihn die Worte des Schnuffels tief berührten. „Ja, ja, genug geschwafelt“, schmetterte er zurück. „Nimm den Kopf runter, ich mache jetzt den Deckel zu.“
Ohne eine Antwort abzuwarten rutschte Teng zurück. Dann huschte er flink um die Kiste herum und schloss die vier Klappen des Kartons.
„Leb wohl, Buliko“, sprach Teng zum Abschied.
„Leb wohl, Teng“, klang es dumpf aus der Kiste.
Buliko erwachte, als sich fremde Hände an der Kiste zu schaffen machten. Er spürte, wie sie hochgehoben und wieder abgestellt wurde. Er vernahm einen Laut und die Lichtritzen wurden mit einem Klebeband verschlossen. Dann ging wieder ein Ruck durch die Kiste und unter Holpern, begleitet von fremdartigen Motorengeräuschen und Stimmen, wurde die Kiste weiterbewegt.
Das Frachtgut der Mannschaft und damit Bulikos Unterschlupf wurde verladen. Es dauerte eine lange Zeit, ehe es endlich ruhig um Buliko wurde. Das Letzte, was der Schnuffel noch vernahm, war das schwere Schlagen von Türen. Im Anschluss daran wurden die Geräusche dumpf und die Stimmen entfernten sich.
Zwei Stunden verstrichen, ehe ein Ruck durch den Frachter ging. Brummgeräusche ließen den Boden vibrieren. Die Schanghai lief aus dem Hafen und begab sich auf ihren Weg nach Amerika.
Buliko vernahm eine helle Stimme: „Buliko?“ , piepste es. „Buliko, bist du hier?“
Sich in Richtung des Geräuschs drehend , presste er sein Ohr an die Kiste. Wieder vernahm er den Ruf. Kein Zweifel, es war Tom.
„Ich bin hier!“ , rief Buliko.
„Wo?“ , antwortete es.
„Na, hier!“
Buliko vernahm Toms Stimme erneut. Diesmal war sie genau neben ihm: „Hier?“
„Ja!“ , rief Buliko froh.
„Es sind einige Kisten über deiner gestapelt“, erklärte Tom sogleich. „Du musst versuchen an einer Seite rauszukommen.“
„Wie soll ich das machen?“
„Ungeschickter Schnuffel“, seufzte Tom. „Warte, ich helfe dir.“
Tom setzte seine kräftigen Zähne an und nagte ein kleines Loch in die Kiste. Buliko steckte seinen Finger hindurch und riss energisch an der Pappe, bis die Öffnung groß genug war, dass er selbst hindurchschlüpfen konnte. Das restliche Geschirr der Kiste polterte zu Boden und zerbrach.
„Bin ich auf dem Schiff?“, fragte Buliko
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