Der Regenbogenkönig
anderen“, gab Buliko zu bedenken.
„Junge! Wir sind auf meinem Planeten, okay? Also mach dir mal nicht ins Hemd!“
Der Hafen von San Francisco war groß, viel größer, als Teng gedacht hatte. Unter den geschäftigen Arbeitern, die ihre Kräne, Gabelstapler und Lastfahrzeuge bedienten, würde Buliko wohl kaum einen Menschen finden, der ihm half, das Regenbogenreich zu retten. Wie Teng die Menschen einschätzte, waren die Erwachsenen ohnehin die falschen Personen, an die sich Buliko wenden könnte. Wenn überhaupt ein Mensch Gehör für einen Schnuffel haben würde, so wäre es ein Kind. Teng wollte deshalb so schnell wie möglich nach einem Weg aus dem Hafenviertel heraus suchen. Außerhalb des Hafens würde er bestimmt ein Kind finden, das Buliko half.
Sie schlichen an Containern und Gabelstaplern vorüber, sie pirschten sich ungesehen an Gebäuden vorbei und überquerten Eisenbahnschienen.
Teng bewegte sich sehr vorsichtig. Es war Mittag und sein Instinkt sagte ihm, dass es gefährlich war, am helllichten Tag mit einem Schnuffel durch diese Gegend zu laufen.
Plötzlich blieb die Ratte stehen. Sie stellte sich auf die Hinterläufe und streckte ihre Nase in die Luft.
„Was ist los?“, fragte Buliko.
„Nichts“, brummte Teng. Aber er hatte gelogen. Wenn es etwas gab, auf das sich die Ratte in ihrem langen Straßenleben immer hatte verlassen können, dann war es ihr Instinkt. Und der sagte Teng Gefahr, doch das wollte er dem Schnuffel nicht auf die Nase binden.
„Wir werden uns ein Versteck suchen und heute Nacht weitergehen“, beschloss er kurzerhand.
Zu spät! Jäh schrie Buliko hinter Teng auf. Eine Schlinge hatte sich um seinen Hals gelegt und ihn zu Fall gebracht.
Teng starrte erschrocken auf eine uniformierte Frau und einen uniformierten Mann.
„Was das wohl wieder ist?“, sprach der Mann, der Buliko eingefangen hatte.
„Wer weiß. Die schmuggeln doch Tiere aus aller Welt hier ein“, antwortete die Frau.
„Könnte eine Affenart sein“, brummte der Mann.
„Sieht mir eher aus wie ein Hund.“
Der Mann lachte. „Tanja, hast du jemals einen Hund aufrecht laufen sehen?“
„Was es auch immer ist, wir sollten es rasch in die Quarantänestation bringen. Pass gut auf, dass es dich nicht beißt.“
Sie zerrten Buliko fort und luden ihn in einen Wagen. Der Schnuffel war so erschrocken, dass er nicht in der Lage war zu sprechen. Er beobachtete noch, wie Teng aus dem Schatten sprang und ihm wild gestikulierend etwas zu erklären versuchte. Dann schlossen sich die Türen hinter ihm und das Auto fuhr fort.
In Quarantäne / Tanja und Felicia
Buliko fand sich in einer schlecht erleuchteten Halle wieder. Käfige waren zu Türmen aufgestapelt, in denen die eigenartigsten Tiere eingesperrt waren.
Der Käfig eines Totenkopfäffchens stand über dem eines Koalabären. In weiteren Pferchen befanden sich zwei Schimpansen, ein Puma, ein Schneeleopard und ein Pandabär. Die Tiere musterten Buliko ausgiebig. Ihre Mienen waren versteinert, ihre Augen blitzten wütend.
„Schon wieder ein Neuer”, seufzte das Äffchen schließlich.
„So etwas mit uns in einen Raum zu stecken sollte verboten werden”, fauchte der Puma.
„Nun lasst ihn aber in Ruhe!“, schimpfte der Koalabär. „Das arme Kerlchen hat doch schon genug durchgemacht.”
Bulikos Neugier besiegte die Angst. Im Regenbogenreich gab es keine Tiere und nie hatte er gedacht, dass es außer Teng und Yingying noch so viel mehr von ihnen geben könnte.
„Wer seid ihr?”, fragte der Schnuffel.
„Namen sind hier unwichtig, mein Kleiner”, schnaubte der Puma. „Wer einmal von den Menschen gefangen wurde, der hat keine Zukunft mehr, und wer keine Zukunft hat, braucht auch keinen Namen.”
„Was meinst du damit?”
„Auch unwichtig!” , donnerte der Puma.
„Jetzt ist aber genug, Puma! Du verängstigst das Kerlchen ja noch völlig”, schimpfte der Koala.
Buliko rückte näher. „Was ist das hier? Warum haben mich die Menschen hergebracht?”
„Das ist eine ,Quarantänestation’. Die Menschen sperren uns ein, weil sie befürchten, wir könnten gefährliche Krankheiten aus unserem Herkunftsland mitbringen.”
„Ja, dürfen die das denn einfach?”, staunte Buliko.
Der Puma fauchte verächtlich und bewegte sich im Kreis. „Ja, das dürfen sie!”
„Aber das sollten sie nicht tun. Es ist nicht richtig, Tiere einfach so einzusperren.”
Die Zähne des Pumas blitzten gefährlich auf. „Nun, sie sind stärker als wir,
Weitere Kostenlose Bücher