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Der Regenbogenkönig

Der Regenbogenkönig

Titel: Der Regenbogenkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Bauer
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Wasser trafen, zerbrachen sie zu einem Meer aus glitzernden Silberstücken.
    Buliko konnte gar nicht glauben, was er da sah. Fasziniert ließ er den Mund offen stehen. „Wie ein Sternenhimmel“, hörte er sich schwärmerisch sagen.
    Yingying hatte ihre beiden Vorderpfoten auf die Reling gestützt und teilte Bulikos Blick. „Gibt es denn überhaupt kein Meer bei euch?“, fragte sie.
    „Nein ... das heißt, doch. Aber sehr, sehr weit entfernt, über die Grenzen des Regenbogenreichs hinaus. Wir sind kein reisendes Volk, ich glaube kaum, dass einer von uns je ein Meer gesehen hat. Dafür haben wir aber die Wolken unter unseren Füßen. Sie sind der Boden, auf dem wir leben.“
    „Stimmt, du hast davon erzählt. Es muss ziemlich trostlos sein in deinem Regenbogenreich, so ohne Meer.“
    Buliko lachte. „Wir haben viele Seen. Wir haben auch einen Mond und Sterne, die sich in den Seen widerspiegeln, aber wir haben eben kein Wasser, so weit das Auge reicht. Das Meer ist so schön.“
    „Ja, das ist es. Ich bin froh, dass ich keine Landratte bin, sondern mit meinem Herrchen über die Ozeane fahren darf. Wusstest du eigentlich, dass Tom genauso lange auf diesem Schiff lebt wie ich?“
    „Nein, das habt ihr nie erzählt.“

    „Auf meiner ersten Fahrt ist Tom hier an Bord geboren. Ich war auch noch ein Welpe und wir begegneten uns, als ich spielend das Schiff auskundschaftete. Tom war die erste Ratte, die ich in meinem Leben gesehen habe, und ich sein erster Hund. Wir müssen schön dumm aus der Wäsche geguckt haben.“ Yingying vergrub die Schnauze zwischen den Pfoten und lachte bei der Erinnerung amüsiert. „Mein Gott, das ist schon vier Jahre her.“
    „Woher kennen sich Teng und Tom eigentlich? Sie sind Vettern, aber der eine ist aus Amerika und der andere aus China.“
    „Toms und Tengs V äter sind Brüder. Nur entschied sich Toms Vater eines Tages, zur See zu fahren. In Amerika lernte er Kathy kennen, Toms Mutter.“
    „Und wo sind Toms Eltern jetzt?“
    „Sie fahren nicht mehr zur See, sondern haben sich in San Francisco zur Ruhe gesetzt. Tom besucht sie, so oft er kann.“
    „Und Tengs Eltern?“, fragte Buliko.
    Yingying brummte. „Keine Ahnung. Teng hat seine Straßengang sehr früh gegründet. Er ist ein Jahr älter als Tom, und seit ich Teng kenne, besitzt er seine Gang schon. Ich glaube, Teng betrachtet sie als seine Familie.“
    „Wir Schnuffel ziehen auch früh von zu Hause fort. Ich zog mit meinem besten Freund Asdias zusammen. Jetzt ist er meine Familie.“
    „Ihr verlasst eure Eltern ebenfalls früh? Du schienst mir so menschlich. Besuchst du sie denn ab und zu?“
    „Natürlich. Hin und wieder besuchen wir auch unsere Eltern. Nur ist dies nicht leicht. Jedes Wesen im Regenbogenreich hat seine Aufgabe, die es für das Allgemeinwohl erledigen muss. Man kann nicht so einfach aus seinem Dorf weggehen und alles stehen und liegen lassen. Das Wohl aller hängt von jedem Einzelnen ab.“
    „Interessant. Wir Hunde sind nur etwa drei bis vier Monate bei unseren Eltern, dann gehen wir zu den Menschen, die flugs unsere Familie sind.“
    „Wie kommt das? Wieso geht ihr zu den Menschen?“
    „Keine Ahnung. Das ist so seit langer, langer Zeit. Eine Legende erzählt, dass ein Vorfahr von uns einmal einen Gefährten suchte. Von allen Tieren auf der Erde war aber der Mensch der Einzige, der keine Angst hatte. So ließ sich unser Vorfahr bei den Menschen nieder und nach ihm seine Kinder und Kindeskinder.“
    „Eine schöne Geschichte.“
    „Ja, wahrhaftig.“ Yingying stieß sich von der Reling ab. „Genug geklönt. Du musst zurück in den Frachtraum. In zwei Tagen hast du es geschafft. Da legt die Schanghai in San Francisco an.“
    „In zwei Tagen?“
    „Ja, du wirst schon bald wieder auf deinem Wolkenboden herumspringen dürfen. Ich bin mir ganz sicher, dass du hier in Amerika, in San Francisco, einen Menschen finden wirst, der dir hilft.“
    „Und dann werde ich Asdias wiedersehen“, träumte Buliko.
    Man sagt, Hunde können nicht lächeln. Aber jetzt gerade, für einen kurzen Augenblick, huschte Yingying ein breites Lächeln über die Lippen. „Und du wirst Asdias wiedersehen“, bestätigte sie.
     
    Vor dem Einlaufen im Hafen von San Francisco herrschte reges Treiben auf dem Schiff. Die Stimmen der Seeleute drangen selbst bis in den entlegenen Teil des Frachtraumes vor, in dem sich Buliko aufhielt. Yingying stieß die Tür auf und lief auf Buliko und seine kleinen Freunde zu.
    „Wir

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